Am Dienstag, 3. November, ist Stichtag: Die Menschen in den USA wählen einen neuen Präsidenten. Die Republikaner schicken Amtsinhaber Donald Trump ins Rennen um das Weiße Haus, die Demokraten ihren ehemaligen Vize-Präsidenten Joe Biden. Den Herausforderer sieht das US-Webportal Five Thirty Eight in den Umfragen vorne. Dessen Analysten sammeln die Daten vieler Umfrageinstitute und gewichten sie nach ihrer statistischen Qualität.
Würden die US-Amerikaner ihren Präsidenten direkt wählen, hätte Joe Biden die Nase vorne: Im Stimmungsbarometer liegt er mit aktuell 52,1 Prozent vor Donald Trump (42,2 Prozent). Doch die nationale Umfrage sagt noch nichts über den tatsächlichen Wahlausgang aus: Die Menschen in den USA entscheiden mit ihren Stimmen, wie sich das neue, sogenannte Electoral College zusammensetzt. In dieses Gremium werden 538 Wahlleute gewählt, die wiederum Mitte Dezember darüber abstimmen, wer US-Präsident und wer sein Stellvertreter wird.
Entscheidend sind die Wahlleute
Jeder US-Bundesstaat entsendet zwischen 3 und 55 Wahlleute - je nach Einwohnerzahl und Vertreter in beiden Häusern des Kongresses. Außer in den Staaten Maine und Nebraska entscheidet das Prinzip The winner takes it all über den Wahlausgang: Der Kandidat, der die meisten Stimmen in dem Bundesstaat holt, für den votieren jeweils alle Wahlleute im Electoral College - egal ob der Kandidat eine hauchdünne oder große Mehrheit im Bundesstaat hat.
Wer also wissen will, wie es im Rennen ums Weiße Haus tatsächlich steht, muss einen Blick auf die Umfragen und damit verbundenen Mehrheitsverhältnisse in den Bundesstaaten werfen.
In vielen Hochburgen der beiden Parteien ist die Wahl bereits so gut wie entschieden: In den liberalen Staaten an der Westküste wie Kaliformien (55 Wahlleute), Oregon (7) oder Washington (12) liegt Demokrat Biden klar vorne - wie auch an der Ostküste in Massachusetts, (11), Rhode Island (4), Conneticut (7), Maryland (10), New York (29) und New Jersey (14). Republikaner Trump hingegen dominiert in eher konservativen Staaten wie Tennessee (11), Kentucky (9), Alabama (9) oder Oklahoma (7).
Biden hat laut Umfragen bereits die Mehrheit in der Tasche
Das Brisante dabei ist: Addiert man die Wahlleute in den Bundesstaaten, in denen Biden laut den Umfragen im Schnitt je um über vier Prozentpunkte die Nase vorn hat, hat der Herausforderer bereits 279 Wahlleute sicher. Um neuer US-Präsident zu werden, reichen ihm 270 Wahlleute. Zudem wird das Rennen in eher republikanischen Staaten knapp, die Trump bei der Wahl vor vier Jahren gewonnen hatte: In Texas (38 Wahlleute) liegt Trump nur ein Prozent vor Biden, in Ohio (18) liegen beide Kandidaten fast gleichauf und in Florida (29) ist aktuell sogar Biden vorne. Trump muss also nicht nur die Wähler in den sogenannten Swing States allesamt von sich überzeugen, sondern Biden auch Stimmen in den Staaten abluchsen, in denen der Herausforderer um über fünf Prozent führt.
Demoskopen sahen vor vier Jahren allerdings Hillary Clinton vorne
Entschieden ist die US-Wahl aber noch lange nicht. Bei der Abstimmung vor vier Jahren sahen Meinungsforschungsinstitute wie Survey Monkey, Ipsos oder ABC/Washington Post Hillary Clinton mit drei bis sechs Punkten vorne. Abweichende Umfragen hatten viele Medien schlicht nicht ernst genommen. Die University of Southern California in Zusammenarbeit mit der Los Angeles Times sowie das Tracking von IBDT/IPP - es fragte täglich die aktuelle Meinung seiner Stichproben-Gruppe ab - hatten Donald Trump in Führung gesehen. Die Gründe, warum die Umfragen falsch lagen, waren vielfältig. Ob die Demoskopen diesmal richtig liegen, zeigt sich am 3. November.