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Wieso Annalena Baerbock die Gewinnerin in der Ministerriege ist

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Wieso Annalena Baerbock die Gewinnerin in der Ministerriege ist

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    Spricht sich einmal mehr für eine diplomatische Lösung des Ukraine-Konflikts aus: Annalena Baerbock.
    Spricht sich einmal mehr für eine diplomatische Lösung des Ukraine-Konflikts aus: Annalena Baerbock. Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa

    Annalena Baerbock (Grüne) und Heiko Maas (SPD) haben zwei Gemeinsamkeiten. Erstens: Beide dürfen den Titel des Außenministers tragen – die eine mit einem -in dahinter, der andere mit einem Ex- davor. Zweitens: Beide wissen genau um die Bedeutung von Bildern, wenn es um das Transportieren von Botschaften geht. Die Profile der beiden in sozialen Netzwerken sind voll mit Aufnahmen, die sie zur Unterstreichung jener Dinge veröffentlichen ließen, die ihnen wichtig sind.

    Baerbock überzeugt auf dem internationalen Parkett mit Klarheit

    Damit hören die Gemeinsamkeiten zwischen Baerbock und Maas allerdings auch schon auf – zumindest was jene nach außen sichtbare angeht. Während von Maas eigentlich nur die schicken Fotos in Erinnerung geblieben sind, hinterlegt Annalena Baerbock die ausdrucksstarken Bilder von ihr etwa aus der Ukraine mit gehaltvollen Botschaften. Auf einem der aktuell wohl herausforderndsten Parkette, die die Weltbühne zu bieten hat, überzeugt sie mit Klarheit. Wohin sie reist, was sie sagt, wie sie es sagt, wie sie Paroli bietet und Standhaftigkeit demonstriert, hinterlässt Eindruck – auch bei Mitgliedern anderer Parteien. Und das zurecht: Baerbock hat gerade die wohltuend klare Stimme, die Kanzler oder Verteidigungsministerin fehlt.

    Viele trauten "der jungen Frau ohne Erfahrung" den Posten als Außenministerin nicht zu

    Dabei hatte gerade ihre Personalie im Kabinett Scholz für große Diskussionen im politischen Berlin gesorgt. Es gab viele, die das Schreckensszenario an die Wand malten, wie die „junge Frau ohne Erfahrung" auf der Weltbühne an die Wand gedrückt würde. Die Souveränität dieser Tage trauten ihr zu dieser Zeit wohl die wenigsten zu. Als die damalige Grünen-Vorsitzende auch noch in einem TV-Interview selbstbewusst darauf verwies, eben vom Völkerrecht zu kommen, war die Häme in der Öffentlichkeit besonders groß.

    Heute, wenige Wochen später, hat sich das Blatt gewendet. Selbst Kritikerinnen und Kritiker konstatieren: Baerbock macht ihre Sache so gut wie kaum eine Kollegin, wie kaum ein Kollege sonst am Kabinettstisch. Ob bei Besuchen an der Frontlinie oder während Pressekonferenzen mit Sergej Lawrow: Baerbock bleibt verbindlich und unmissverständlich. Sie war es, die zuerst ankündigte, Deutschland werde alles tun, um die Souveränität der Ukraine zu verteidigen – auch wenn das wirtschaftliche Nachteile mit sich bringe. Worte, die in dieser Klarheit bisher nicht über die Lippen von Olaf Scholz gegangen sind.

    Die Außenministerin Baerbock schärft ihr Profil als instinkt- und kenntnisreiche Politikerin

    Die Außenministerin hat sich so auch in Europa zur Hoffnungsträgerin aufgeschwungen. Mit ihr verbinden Politikerinnen und Politiker befreundeter Staaten die Hoffnung auf eine aktivere Rolle Deutschlands in den Konfliktregionen dieser Welt.

    Er habe Baerbock genau mit dem Auftrag in die Ukraine geschickt, die Rolle Deutschlands deutlich zu machen, sagte der deutsche Regierungschef diese Woche in die TV-Kameras. Dabei vermittelt Baerbock so gar nicht den Eindruck, als sei sie auf Aufträge oder Hinweise eines Olaf Scholz angewiesen. Die Grünen-Politikerin schärft vielmehr nun auch nach außen sichtbar ihr Profil als jene instinkt- und kenntnisreiche Politikerin mit einem gehörigen Maß an Empathie, das sie bei den Grünen schon immer als Sattelfeste unter den beiden Vorsitzenden gelten ließ.

    Ob sich Annalena Baerbock diese Klarheit und diesen Mut bewahren kann, muss sich weisen. Der Start in ihr neues Amt jedenfalls ist der Außenministerin glücklicherweise besser gelungen als manch anderem und anderer.

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