Die Aktien des Dax-Konzerns Wirecard haben am Freitagmorgen weiter massiv nachgegeben. Der Kurs fiel kurz nach dem Handelsstart um über 21 Prozent auf 31,35 Euro.
Am Donnerstag waren die Papiere um knapp 62 Prozent abgestürzt, nachdem der Zahlungsdienstleister wegen milliardenschwerer Unklarheiten in der Bilanz seinen Jahresabschluss erneut nicht vorgelegt hatte.
Neben einer erneuten Verschiebung der Zahlenvorlage für 2019 hatte Wirecard am Donnerstag offenbart, dass die Bilanzprüfer Zweifel an der Existenz von 1,9 Milliarden Euro haben, die auf Treuhandkonten in Asien verbucht worden sein sollen. Wirecard-Vorstandschef Markus Braun sieht das Unternehmen womöglich in einen Betrugsfall verstrickt.
Wirecard ist seit einer Artikelserie mit Vorwürfen in der britischen "Financial Times" Anfang 2019 in Bedrängnis. Mit der KPMG-Sonderprüfung früherer Bilanzen hatte der Vorstand den angekratzten Ruf des Konzerns eigentlich wieder aufpolieren wollen. Doch dies setzte dann die Kette in Gang, die mit der Meldung vom Donnerstag einen vorläufigen Höhepunkt erreichte.
Wirecard ist ein Fall für die Staatsanwaltschaft
Bafin und Münchner Staatsanwaltschaft sind bereits in doppelter Hinsicht mit Wirecard beschäftigt. Die Finanzaufsicht erstattete wegen möglicherweise irreführender Ad-hoc-Mitteilungen des Strafanzeige, die Strafverfolger ermitteln seither gegen Braun und seine Kollegen im Wirecard-Vorstand. Gleichzeitig wird ermittelt, ob Spekulanten Wirecard mit illegalen Kursmanipulationen schädigten.
Sollte der Konzern auch an diesem Freitag keinen testierten Abschluss präsentieren, droht die Kündigung von Krediten in Höhe von etwa zwei Milliarden Euro.