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Zugunglück Tschechien: Kollision mit Zug aus München, Tote und Verletzte

An der Grenze zu Bayern

Tote und Verletzte bei Zugunglück in Tschechien - einer der Züge kam aus München

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    Bei einem Zugunglück in Tschechien sind drei Menschen ums Leben gekommen. Zwei Züge sind nahe der bayerischen Grenze kollidiert.
    Bei einem Zugunglück in Tschechien sind drei Menschen ums Leben gekommen. Zwei Züge sind nahe der bayerischen Grenze kollidiert. Foto: Slavomír Kube/CTK, dpa (Symbolbild)

    Aktualisiert, 5. August 2021, 12.45 Uhr: Schwierige Bergungsarbeiten nach tödlichem Zugunglück in Tschechien

    Nach der schweren Zugkollision mit drei Toten im tschechischen Grenzgebiet zu Bayern haben die Bergungsarbeiten begonnen. Am Donnerstag traf ein Kran an der Unglücksstelle ein, der die 80 Tonnen schwere Lokomotive zum Abtransport nach Deutschland wieder auf die Gleise hieven sollte. Regen und der matschige Untergrund erschwerten die Arbeiten an der eingleisigen Strecke. Im Nah- und Fernverkehr waren Ersatzbusse im Einsatz.

    Zehn Deutsche mit mittelschweren Verletzungen waren zur Behandlung nach Bayern gebracht worden. Tobias Muhr vom Bayerischen Roten Kreuz lobte die Zusammenarbeit mit den tschechischen Kollegen. Einmal im Jahr gebe es grenzüberschreitende Übungen. "Das hat sich bewährt", sagte Muhr, der als einer der ersten am Unglücksort war.

    Nach ersten Erkenntnissen soll der Lokführer des Expresszugs ein Haltesignal missachtet, aber im letzten Moment noch gebremst haben. Die Polizei ermittelt, ob dafür ein menschlicher Fehler oder ein technischer Defekt verantwortlich war. Bei der Infrastruktur für Sicherheitssysteme auf der Schiene habe Tschechien Nachholbedarf, teilte der deutsche Verein Allianz pro Schiene mit. Der Sachschaden des Unglücks wird auf mehr als vier Millionen Euro geschätzt.

    Aktualisiert, 16.20 Uhr: Grenzüberschreitende Zusammenarbeit funktioniert

    Tobias Muhr vom Bayerischen Roten Kreuz lobte die grenzüberschreitende Zusammenarbeit. "Jeder weiß, was hier zu tun ist", sagte er dem BR-Fernsehen. Seine Organisation hatte sofort sechs Rettungs- und vier Krankenwagen sowie Einsatzleiter und Dolmetscher über die Grenze nach Tschechien geschickt.

    Aktualisiert, 15.15 Uhr: Hotlines für Angehörige

    Wegen des schweren Zugunglücks in Tschechien hat die Länderbahn eine Hotline für Angehörige eingerichtet. Sie sei unter der Nummer 0341 9135 4040 zu erreichen, teilte das Unternehmen mit. Auch das Polizeipräsidium Oberpfalz schaltete eine Hotline: 0961 4015 500. Angehörige erreichen die Feuerwehr der Region Pilsen unter der tschechischen Telefonnummer 0042 0950 330 330.

    Aktualisiert, 13.10 Uhr: Drei Tote bei Zugunfall in Tschechien

    Ein aus München kommender Expresszug ist in Tschechien mit einem entgegenkommenden Personenzug frontal zusammengestoßen. Drei Menschen seien bei dem Unglück im Südwesten des Landes ums Leben gekommen, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Darunter seien die beiden Lokführer, beide tschechische Staatsangehörige, sowie eine Frau aus dem Regionaltriebwagen.

    Zehn Menschen seien mit schweren bis lebensgefährlichen Verletzungen in tschechische Krankenhäuser gebracht worden, sagte eine Sprecherin des Rettungsdienstes. Mehr als 30 Personen erlitten leichtere Verletzungen wie Schürfwunden und Prellungen.

    Rettungskräfte aus Deutschland helfen bei dem Zugunglück in Tschechien

    Auch aus Deutschland kam medizinische Hilfe. Vier Deutsche wurden zur weiteren Behandlung nach Bayern gebracht. Der tschechische Verkehrsminister Karel Havlicek eilte an die Unglücksstelle. "Die Situation ist ernst", sagte er im Fernsehen. Er lobte die Reaktion der Rettungskräfte, die schnell mit Dutzenden Helfern und vier Rettungshubschraubern vor Ort gewesen seien.

    Bilder machten die Wucht des Aufpralls deutlich. Die Führerstände der Lokomotive und des Triebwagens wurden völlig zerstört und tief eingedrückt. Nach ersten Erkenntnissen habe der ExpresszugMünchen-Prag zunächst ein Langsamfahrt- und dann ein Haltesignal missachtet, erläuterte Havlicek. Er sei dann auf der eingleisigen Strecke mit dem entgegenkommenden Triebwagenzug kollidiert. Der sogenannte Regioshark war auf dem Weg von der Industriestadt Pilsen (Plzen) nach Domazlice an der deutschen Grenze.

    Zugunfall in Tschechien: Fahrgäste werden psychologisch betreut

    Die tschechische Eisenbahninspektion hat Ermittlungen aufgenommen, die Monate in Anspruch nehmen dürften. Zu dem Zusammenstoß kam es bei dem Dorf Milavce zwischen den Stationen Blizejov und Domazlice. Viele der Fahrgäste standen unter Schock und mussten psychologisch betreut werden. Sie kamen vorübergehend in einem Gemeindehaus unter, bevor ihre Weiterreise organisiert werden konnte.

    Der Sachschaden geht nach ersten Schätzungen in die Millionen. Die Strecke muss voraussichtlich längere Zeit gesperrt bleiben. Seit Jahren wird über einen Ausbau der Bahnverbindung zwischen München und Prag gesprochen. Derzeit beträgt die Fahrzeit zwischen den beiden Städten, die nur knapp 300 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt sind, noch fast sechs Stunden.

    Nachtragsmeldung (aktualisiert am 4. August, 11.40 Uhr): Länderbahn richtet Hotline für Angehörige des Zugunglücks ein

    Bei dem Unglück ist ein Zug des privaten deutschen Anbieters Länderbahn (alex) involviert. Wie das Unternehmen mitteilte, sei dieser am Mittwochmorgen auf der Strecke zwischen München und Prag unterwegs gewesen. Wegen des schweren Zugunglücks hat die Länderbahn eine Hotline für Angehörige eingerichtet. Sie sei unter der Nummer 0341/91354040 zu erreichen, teilte das Unternehmen mit.

    Die Länderbahn habe mehrere deutsche und tschechische Notfallmanager zur Unfallstelle entsandt.

    Erstmeldung, 4. August, 10 Uhr: Ein aus München kommender Expresszug ist in Tschechien mit einem Personenzug zusammengestoßen. Zwei Menschen seien bei dem Unglück ums Leben gekommen, berichtete die Agentur CTK am Mittwoch zunächst unter Berufung auf die Rettungskräfte. 38 Menschen seien verletzt worden, sieben von ihnen seien in einem kritischen Zustand.

    Dutzende Rettungskräfte und vier Hubschrauber waren vor Ort im Einsatz, um die verletzten Menschen zu versorgen und in Krankenhäuser zu bringen. Auch aus Deutschland kam Hilfe.

    Zugkollision in Tschechien: Zug überfuhr wohl Haltesignal

    "Die Situation ist ernst, ich bin auf dem Weg zum Unglücksort", teilte der tschechische Verkehrsminister Karel Havlicek mit. Der Expresszug München-Prag habe nach ersten Erkenntnissen bei Domazlice (Taus) nahe der deutschen Grenze ein Haltesignal überfahren. Er sei dann mit dem Nahverkehrszug, einem sogenannten RegioShark, kollidiert. Letzterer verkehrt auf der Strecke Pilsen (Plzen)-Domazlice.

    Immer wieder Zugunfälle in Tschechien

    Auf tschechischen Eisenbahnstrecken kommt es immer wieder zu Unfällen. Die Sicherungstechnik gilt vielerorts als veraltet. Erst vor einem Jahr waren im Erzgebirge nahe der deutschen Grenze zwei Züge frontal zusammengestoßen. Dabei waren zwei Menschen gestorben, darunter ein Deutscher.

    Die Regierung in Prag hatte daraufhin ein Modernisierungsprogramm für die Signaltechnik angekündigt. Das moderne europäische Zugsicherungssystem ETCS ist bisher erst auf rund 200 Kilometern des Streckennetzes installiert. Bis 2025 soll es zumindest auf allen Hauptkorridorstrecken vorhanden sein.

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