Hype. Kein Wort beschreibt treffender das "Harry-Potter"-Phänomen. Jeder kennt den Zauberlehrling mit der runden Brille und selbst diejenigen, die die Bücher doof finden, wissen, was "Quidditch" und "Muggel" sind. Zwar ist die Begeisterung in den letzten Jahren ein wenig abgeflaut, da keine neuen Bücher nachkommen, und auch die Autorin Joanne K. Rowling geriet in den vergangenen Monaten wegen vermeintlicher Transfeindlichkeit in die Kritik.
Trotzdem gibt es immer noch Menschen wie mich, die täglich ihren Kaffee aus einer HP-Tasse trinken, aus den Büchern teilweise zitieren können und sogar ihre Bachelorarbeit über Harry Potter schreiben.
Heute wird J.K. Rowlings Zauberlehrling 40 und noch immer lösen die "Harry Potter"-Bücher und Filme in mir eine Begeisterung wie am ersten Tag aus - aus diesen Gründen.
1. Ich bin mit "Harry Potter" aufgewachsen
Jeder, der wie ich Ende der 90er gerade das Lesen lernte und "Harry Potter" kennen und lieben lernte, ist mit den Büchern aufgewachsen: In den ersten Bänden plagten Harry und seine Freunde neben den Abenteuern schulische Probleme und Querelen mit den bösen Slytherins. Gleichzeitig lernte ich das ABC und focht wilde Völkerball-Duelle auf dem Schulhof. Als Harry verzweifelt nach einer Tanzpartnerin für den Schulball suchte, konnte ich seine Verzweiflung gut verstehen. Harry, seine Freunde und ich sind gemeinsam erwachsen geworden.
2. In "Harry Potter" können auch die Schwachen Helden sein
Zwar ist Harry der eigentliche Held - doch ohne seine Freunde und Unterstützer wäre er oft nicht weit gekommen. In den "Harry Potter"-Büchern werden oft auch vermeintlich Schwache zu Helden: etwa der einst versklavte Hauself Dobby, der Harry Potter und seinen Freunden schließlich das Leben rettet, oder Neville Longbottom, der jahrelang in der Schule gemobbt wird, letztlich aber eine entscheidende Rolle im Sieg gegen Lord Voldemort spielt. Die Geschichte zeigt, dass Helden eben nicht immer groß, stark und selbstbewusst sind, sondern manchmal auch zu Randgruppen gehören oder sich ihren Platz in der Gesellschaft erst erkämpfen müssen.
3. Girl-Power: Harry Potter hätte Lord Voldemort nie ohne Hermine Granger besiegt
Oft wurde J.K. Rowling dafür kritisiert, dass ihre Werke nicht feministisch genug seien, ihre Frauenrollen nicht ethnisch divers genug - und überhaupt ist die Hauptrolle ja ein Mann. Viele dieser Kritikpunkte sind sicher - vor allem heute, 20 Jahre später - wahr und doch darf man nicht vergessen, dass Rowling Harry eine weibliche Heldin an die Seite gestellt hat, die nicht nur schmückendes Beiwerk ist, sondern durch ihren Verstand so manches Problem löst und Harry und Ron ganz schon alt aussehen lässt. Hermine Granger hat eine Lanze für all die Mädchen gebrochen, die nicht nur hübsch sein wollten, sondern eben am Ende auch Zaubereiministerin. Niemand hat "Wissen ist Macht" so souverän verkörpert wie Hermine im Kampf gegen Lord Voldemort.
4. Die Kreativität hinter Harrys magischer Welt ist atemberaubend
Die Kreativität, mit der sich J.K. Rowling Harrys magische Welt ausgedacht hat, kann nur J.R.R. Tolkien toppen. Schon als Kind haben mich die kleinen Details in Harrys Welt - zum Beispiel die Beschreibung der Winkelgasse oder des Fuchsbaus - fasziniert. In meiner Fantasie habe ich mir Hippogreife, Quidditch-Spiele und das magische Schloss ausgemalt, wie es kein Filmemacher auf eine Leinwand bannen könnte.
5. Niemand ist so weise wie Albus Dumbledore
In meiner Kindheit war Albus Dumbledore für mich der Inbegriff von Weisheit. Hier eine kleine Auswahl:
- "Es verlangt sehr viel Tapferkeit, sich seinen Feinden in den Weg zu stellen, aber wesentlich mehr noch, sich seinen Freunden in den Weg zu stellen."
- "Wir sind nur so stark, wie wir vereint sind und so schwach, wie wir getrennt sind."
- „Schließlich ist der Tod für den gut vorbereiteten Geist nur das nächste große Abenteuer.“
- „Natürlich passiert es in deinem Kopf, aber warum um alles in der Welt sollte das bedeuten, dass es nicht wirklich ist?“
Klingt auf Englisch übrigens cooler.
6. Eine grandiose Geschichte über Freundschaft
Ja, J.K. Rowlings "Harry Potter"-Bücher sind Abenteuer-Bücher, aber vor allem ist es eine große Geschichte über Freundschaft in all ihren Facetten. Eine, die zeigt, dass Freunde sich auch einmal streiten können - Harry und Ron beim Trimagischen Turnier -, dass Freunde manchmal ganz anders sind als man selbst und man sie trotzdem mag - Luna Lovegood - und die immer da sind, wenn man sie braucht. Letzteres sind die "Harry Potter"-Bücher auch für mich: Ich lese die Geschichte, wenn ich traurig oder erschöpft bin, an kalten Tagen vor Weihnachten, in Zügen - leider nicht dem Hogwarts Express - und immer dann, wenn ich die reale Welt satt habe und für kurze Zeit in eine magische Welt zurückkehren möchte. Eine, die ich so gut kenne wie einen guten Freund und in der ich trotzdem manchmal noch die ein oder andere neue Facette entdecke.
Zu Harrys 40. Geburtstag werde ich also noch einmal nach Hogwarts zurückkehren und mit Butterbier auf ihn anstoßen: Happy birthday, Harry!
