Gewalt in der Pflege ist ein Problem, das von vielen Organisationen als hoch eingeschätzt wird. Trotzdem gibt es laut dem Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) keine Zahlen, wie häufig Gewalt in der Pflege eigentlich auftritt. Gewalt zu erfassen, sei aus verschiedenen Gründen schwierig: Zum einen werde sie gar nicht immer als solche erkannt. Zum anderen fehlten häufig Beweise. Zukünftig soll sich das aber ändern. Ein neues Meldesystem soll die Dunkelziffer senken. Wie genau soll das funktionieren?
Pflege: Wie funktioniert das neue Meldesystem gegen Gewalt?
Die Pflegekammer Nordrhein-Westfalen möchte zukünftig Pflegefachkräfte, Patientinnen und Patienten, aber auch deren Angehörige dazu ermutigen, Vorfälle von Gewalt zu melden. Hierfür soll ein Meldesystem für Verstöße gegen Berufspflichten eingerichtet werden.
Bei dem geplanten System handelt es sich um ein sogenanntes „Whistleblower-System“. Menschen sollen damit anonym und ohne große Hürden eine Meldung bei der Pflegekammer stellen können, wenn ihnen ein Fall von Gewalt auffällt.
Das Meldesystem ist im Bereich „Respekt und Gewaltprävention“ der Pflegekammer angesiedelt. Hier wird definiert, wie mit Gewalt in jeglicher Form umzugehen ist. In einer Pressemitteilung schreibt die Pflegekammer, Gewalt könne „physisch, psychisch, sexualisiert, strukturell oder durch Vernachlässigung“ stattfinden.
Pflege: Welche Maßnahmen soll es zur Vermeidung von Gewalt geben?
Wichtig ist es dem Verein, zu betonen: Pflegekräfte könnten dabei nicht nur Täter, sondern auch Zeugen oder sogar Opfer sein. „Wir wollen allen Pflegefachpersonen den Rücken stärken und sie zugleich dazu ermuntern, sich an uns zu wenden, wenn sie in der Ausübung dieser besonderen Verantwortung behindert werden“, wird Dominik Stark, Mitglied des Vorstands der Pflegekammer NRW, in einer Pressemitteilung zitiert.
Das neue Meldesystem soll aber nicht die einzige Maßnahme gegen Gewalt in der Pflege sein. Eine eigens gegründete Arbeitsgruppe der Pflegekammer soll das Thema Gewalt enttabuisieren und konkrete Maßnahmen entwickeln, um die Situation für Pflegebedürftige und Pflegekräfte zu verbessern. Dazu zählt unter anderem die Erarbeitung eines einheitlichen Verständnisses von Gewalt und die Aufnahme entsprechender Regelungen in die Berufsordnung.
Die Pflegekammer möchte außerdem als berufsständische Aufsicht gegen Täter vorgehen. Aktuell kämen 98 Prozent der Meldungen zu Gewalt aus den Reihen der Staatsanwaltschaften, lediglich zwei Prozent stammten von Pflegekräften, Betroffenen oder Angehörigen.
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