In der Pflege treffen immer weiter steigende Pflegefallzahlen auf einen wachsenden Fachkräftemangel. Längst ist die Rede vom "Pflegenotstand". Berechnungen des Statistischen Bundesamts zufolge werden bis 2049 zwischen 280.000 und 690.000 Pflegekräfte in Deutschland fehlen. Im April 2024 hat der Personalmangel in einem Altenheim sogar einen Polizeieinsatz ausgelöst.
Verschiedene Maßnahmen sollen die Arbeitsbedingungen in der Pflege verbessern und für Nachwuchs sorgen. Unter anderem zählen dazu ein eigener Mindestlohn, die generalistische Pflege-Ausbildung, das Pflege-Studium sowie der Pflege-Tarifvertrag, aber auch Gesetze wie das Pflegeberufegesetz oder das Tariftreuegesetz.
Trotzdem kommen Pflegekräfte immer häufiger an ihr Limit. Wie aus einer zum Tag der Pflegenden am 12. Mai 2024 veröffentlichten Auswertung der Techniker Krankenkasse (TK) hervorgeht, haben die krankheitsbedingten Ausfälle von Pflegekräften erneut zugenommen.
Krankenstand auf Rekordhoch: So häufig waren Pflegekräfte 2023 krank
Der TK zufolge waren Pflegekräfte im vergangenen Jahr durchschnittlich 29,8 Tage krankgeschrieben und damit länger als je zuvor. Während der Wert für 2021 noch bei 23,2 Tagen lag, war bereits 2022 ein deutlicher Sprung auf 28,8 Tage zu verzeichnen. In der Altenpflege sind Pflegekräfte aber am häufigsten krankheitsbedingt ausgefallen - 2023 waren es im Durchschnitt 34,2 Tage. Im Vergleich: Über alle Berufsgruppen hinweg verzeichnet die TK für 2023 einen Durchschnittswert von 18,6 Krankheitstagen.
Ähnliche Zahlen gehen auch aus einer Auswertung des aktuellen Barmer-Gesundheitsreports für die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hervor. In Rheinland-Pfalz meldeten sich Altenpflegekräfte demzufolge im Schnitt an 39,7 Tagen krank. Über alle Berufsgruppen hinweg verzeichnete die Barmer in dem Bundesland 2023 im Durchschnitt 24,6 Krankheitstage.
Für ihre Statistik hat die TK eigenen Angaben zufolge die Daten von etwa 5,7 Millionen versicherten Erwerbstätigen aus allen Berufen sowie Empfängerinnen und Empfängern von Arbeitslosengeld ausgewertet. Auch in der Vergangenheit waren Pflegekräfte in der Alten- und Krankenpflege häufiger krank als der Durchschnitt. Trotzdem ist seit 2022 über alle Gruppen hinweg ein Anstieg zu verzeichnen.
Diese Zahlen nennt die TK für die letzten zehn Jahre:
Berufstätige | |||
Insgesamt | Krankenpflege | Altenpflege | |
2023 | 18,6 Tage | 28,0 Tage | 34,2 Tage |
2022 | 18,3 Tage | 27,5 Tage | 32,1 Tage |
2021 | 13,9 Tage | 22,3 Tage | 25,8 Tage |
2020 | 14,6 Tage | 22,4 Tage | 24,8 Tage |
2019 | 14,8 Tage | 21,7 Tage | 24,8 Tage |
2018 | 14,9 Tage | 22,0 Tage | 25,3 Tage |
2017 | 14,6 Tage | 21,2 Tage | 24,8 Tage |
2016 | 14,8 Tage | 20,9 Tage | 24,7 Tage |
2015 | 15,0 Tage | 21,3 Tage | 25,5 Tage |
2014 | 14,3 Tage | 20,7 Tage | 24,9 Tage |
2013 | 14,2 Tage | 20,6 Tage | 25,2 Tage |
Krankheitstage in der Pflege: Warum fallen Pflegekräfte aus?
Im vergangenen Jahr sind Pflegekräfte insbesondere aufgrund von Erkrankungen der Atemwege und des Bewegungsapparats sowie psychischen Beschwerden ausgefallen.
Mit durchschnittlich 6,2 Krankheitstagen gingen die meisten Fehltage in der Pflege laut der TK auf das Konto von Atemwegserkrankungen wie Husten, Schnupfen, Erkältung, aber auch Corona. Aufgrund psychischer Erkrankungen fielen Pflegekräfte im Schnitt 5,9 Tage aus. Rückenschmerzen sowie andere Muskel-Skelett-Erkrankungen sorgten durchschnittlich für 5,1 Fehltage.
Die Auswertung der TK zeigt außerdem, dass die Psyche sowie der Rücken von Pflegekräften in der Altenpflege stärker belastet zu sein scheinen als in der Krankenpflege. Psychische Erkrankungen sorgten demnach in der Altenpflege für durchschnittlich 7,1 Fehltage, in der Krankenpflege waren es 5,4 Tage. Rückenschmerzen sowie andere Beschwerden am Bewegungsapparat hatten im Durchschnitt 6,6 Krankheitstage in der Altenpflege und 4,5 Tage in der Krankenpflege zur Folge.