Die Pflege steht nicht gut da: Finanzierungsprobleme, steigende Pflegefallzahlen und Fachkräftemangel. Laut dem Bericht der Bundesregierung zur Zukunft der Pflegeversicherung haben im vergangenen Jahr gut 5,2 Millionen pflegebedürftige Menschen Leistungen der Pflegekasse erhalten. Die Gesamtausgaben 2023 lagen bei rund 59,2 Milliarden Euro. Für dieses Jahr sind rote Zahlen quasi vorprogrammiert. So erwartet der GKV-Spitzenverband laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) für 2024 ein Defizit von 1,5 Milliarden Euro, 2025 könnte es bereits bei 3,4 Milliarden Euro liegen. Das würde einer Beitragsanhebung von 0,2 Prozentpunkten entsprechen.
Hier hat der Deutsche Caritasverband nun einen Schlussstrich gezogen und fordert, wohlhabende Bürgerinnen und Bürger stärker zur Finanzierung der Pflegeversicherung heranzuziehen. Was bedeutet das?
Fairer Ausgleich in der Pflege: Caritas will Wohlhabende zur Kasse bitten
„Die Zukunft der Pflege birgt erheblichen demografischen und sozialen Sprengstoff“, erklärt Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa in einer Mitteilung des Verbands. Das mache der Bericht der Bundesregierung deutlich. Dieser bezieht sich nämlich unter anderem auf die Ergebnisse des DAK-Pflegereports 2024 und zeigt Ängste und Befürchtungen der Befragten auf. So ergeben sich auf die Frage „Wie wird Pflege in zehn bis 15 Jahren aussehen?“ unter anderem diese Antworten:
- 81 Prozent der Befragten glauben, dass es deutlich mehr Pflegebedürftige geben wird.
- 74 Prozent glauben, dass die finanzielle Belastung für Pflegebedürftige und ihre Familien weiter steigen wird.
- 72 Prozent glauben, dass es vor allem Wohlhabenden möglich sein wird, sich eine gute Pflege zu leisten,
- 67 Prozent glauben, dass sich der Fachkräftemangel in der Pflege noch verschärfen wird.
- 49 Prozent glauben, dass die Pflegeversicherung weniger Kosten übernehmen wird.
Insbesondere die Tatsache, dass fast drei Viertel der Befragten glauben, dass sich in den 2030er-Jahren nur noch wohlhabende Menschen eine gute Pflege leisten können, hebt Welskop-Deffaa hervor und erklärt: „Zu einem fairen Risikoausgleich gehört, die leistungsfähigen Seniorinnen und Senioren solidarisch zu beteiligen.“ Entscheidend sei, die Pflegekosten der Babyboomer nicht als Last allein auf die jüngere Generation zu schieben. Die Caritas-Präsidentin will finanziell gut gestellte Menschen zur Kasse bitten. Denn: „Es kann nicht sein, dass die Pflegeversicherung zuvörderst das Vermögen der Wohlhabenden schont.“
In der Pflege sind der Caritas zufolge Reformen nötig. „Wir brauchen dringend eine vorausschauende Pflegepolitik, wir brauchen Politiker, die das heiße Eisen anpacken und nicht zur Seite schieben“, sagt Welskop-Deffaa. Tatsächlich kündigte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) laut dem Ärzteblatt am 3. Juli 2024 bereits eine große Pflegereform an, die von der Koalition aus SPD, Grünen und FDP noch in dieser Legislaturperiode verabschiedet werden soll. „Wir werden nach der Sommerpause ein Konzept vorlegen“, sagte Lauterbach demnach in Berlin.
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