Mutiert die Pflege mehr und mehr zum Sorgenkind? Immer wieder melden sich verschiedene Institutionen zu Wort, warnen vor einem Notstand und dem Personalmangel. So haben etwa Patientenschützer in Anbetracht steigender Pflegefallzahlen Alarm geschlagen. Der Personalmangel nehme kritische Ausmaße an, sodass die Versorgung vielerorts nicht mehr sicher sei. Das Statistische Bundesamt prognostiziert gleichzeitig, dass bis 2049 - also in 25 Jahren – zwischen 280.000 bis 690.000 Fachkräfte in der Pflege fehlen werden.
Auch schon jetzt macht sich die Not in der Pflege bemerkbar. So sorgt etwa die Finanzsituation der Pflegekasse für Sorgenfalten. Die Rede ist von steigenden Beiträgen und einer unbezahlbaren Pflege. Nun haben sich laut dem Ärzteblatt in Rheinland-Pfalz mehrere Pflegefachleute gemeinsam zu Wort gemeldet. Sie fordern Reformen in der Pflege. Landesregierung und Pflegekassen müssten „schnell und vielfältig“ handeln, um einen Notstand abzuwenden. Was sie fordern, lesen Sie hier.
Übrigens: Auch die Überlegung, ob Künstliche Intelligenz bei steigenden Pflegefallzahlen gegen den Pflegenotstand helfen kann, gab es schon.
Pflege in der Krise: Das fordert die Pflegebranche
In Rheinland-Pfalz haben sich dem Ärzteblatt zufolge die Pflegegesellschaft, die Landespflegekammer sowie der Sozialverband VdK gemeinsam mit Beraterinnen und Beratern aus der Praxis zu Wort gemeldet. Ihre Einschätzung: Die Pflege steht auf der Kippe. Dabei sorge insbesondere der demografische Wandel für eine kritische Situation, denn dieser würde den Fachkräftemangel sowie die steigende Zahl pflegebedürftiger Menschen befeuern. In einem gemeinsamen Positionspapier der Pflegebranche sei das bereits vor einem Jahr zu Wort gekommen, erklärt Gerhard Lenzen, Vorsitzender der Pflegegesellschaft Rheinland-Pfalz. Viel bewegt habe sich seitdem nicht. Das Problem: Die Dringlichkeit der Lage ist Lenzen zufolge bisher nicht in der notwendigen Intensität bei der Landesregierung und den Pflegekassen angekommen. Und jetzt? „Wir brauchen die Not-OP vor der Reha“, sagte der Vorsitzende.
Neben Reformen fordert etwa Landespflegekammer-Präsident Markus Mai einen drastischen Bürokratieabbau für Pflegekräfte, denn: „Wir erleben eine erhebliche Misstrauenskultur.“ Es müsse mehr Wertschätzung für Pflegepersonal sowie härtere Strafen für Betrüger in der Branche geben.
Übrigens: Zuletzt hatten Betrüger Pflegebedürftige ins Visier genommen und versucht, ihnen nicht – zum Teil nicht benötigte – Pflegehilfsmittel in monatlichen Pflegeboxen zu verkaufen. Im Hinblick auf Pflegepersonal arbeitet Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) derzeit daran, Pflegekräften mehr Kompetenzen zu übertragen.
Sorgen bereitet den Fachleuten aus der Pflegebranche aber nicht nur die Pflegekräfte, sondern auch pflegende Angehörige. So verwies Moritz Ehl vom Sozialverband VdK etwa darauf, dass in Rheinland-Pfalz von 20 Pflegebedürftigen 17 zu Hause gepflegt würden. Das entspricht 85 Prozent – bundesweit gibt das Statistische Bundesamt eine Quote von 84 Prozent an. Für Angehörige, die die Pflege zu Hause übernehmen, führe das häufig zu einer erheblichen Überforderung. In der Folge würden immer mehr Pflegende ihren Beruf aufgeben, was zu Altersarmut und im Ergebnis auch zu immer weniger Fachkräften in anderen Berufen führen würde.
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