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Pflegeheim für Alkoholiker: Gibt es derartige Einrichtungen in Deutschland?

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Pflegeheim für Alkoholiker: Gibt es derartige Einrichtungen in Deutschland?

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    Bier in einem Pflegeheim ist nicht immer tabu. Es gibt sogar Einrichtungen, die sich auf Alkoholiker spezialisiert haben.
    Bier in einem Pflegeheim ist nicht immer tabu. Es gibt sogar Einrichtungen, die sich auf Alkoholiker spezialisiert haben. Foto: master1305, stock.adobe.com(Symbolbild)

    Eine Altersgrenze kennen Süchte in aller Regel nicht. Gerade ein missbräuchlicher Umgang mit Alkohol ist auch bei älteren Menschen keine Seltenheit. Sie werden sogar häufiger alkoholabhängig als jüngere Menschen, informiert die Apotheken Umschau. Demnach kämpften in Deutschland im Jahr 2022 etwa eine halbe Million Menschen zwischen 55 und 64 Jahren gegen eine diagnostizierte Alkoholsucht. Viele von ihnen sind in Pflegeheimen untergebracht.

    In einigen Pflegeheimen wird das Thema Alkoholkonsum gezielt angegangen. Pflegekräfte helfen Abhängigen dabei, bestmöglich mit ihrer Suchterkrankung umzugehen. Beispielsweise durch eine geregelte Alkoholausgabe und Therapiestunden. Doch eine enge Betreuung und eine ideale Begleitung sind für die Pflegekräfte in der Regel kaum umzusetzen. Der Umgang mit anderen Pflegebedürftigen ist für Suchtkranke außerdem oft nicht einfach. Und es gibt noch ein weiteres Problem: In Pflegeheimen bleibt der problematische Alkoholkonsum häufig im Verborgenen, wie der Medizinische Dienst (MD) berichtet. Entsprechende Auffälligkeiten würden nicht selten mit psychischen Erkrankungen oder Demenz verwechselt werden.

    Problemstellungen, die durch ein Pflegeheim für Alkoholiker, in dem die Suchtkranken unter sich sind, angegangen werden können. Doch gibt es derartige Einrichtungen in Deutschland?

    Gibt es in Deutschland ein Pflegeheim für Alkoholiker?

    Mittlerweile gibt es in Deutschland mehrere Pflegeeinrichtungen, die sich auf die Betreuung von Suchtkranken spezialisiert haben. Das wohl bekannteste Pflegeheim für Alkoholiker liegt in Hamburg, genauer gesagt am Deelwischredder in Jenfeld. „Als einzige stationäre Einrichtung Hamburgs bieten wir Pflege, Hilfe und soziale Betreuung für chronisch mehrfach beeinträchtigte, alkoholkranke Männer und Frauen, ohne dass Suchtmittelfreiheit Ziel oder Zugangsvoraussetzung ist“, so empfängt die Website des Pflegeheims Öjendorf seine Besucher.

    Laut eines Berichts des Focus leben derzeit 137 Menschen in dem besonderen Pflegeheim. Die meisten bringen eine jahrzehntelange Suchtgeschichte mit und haben Schulden. Das Sozialamt kommt in derartigen Fällen für die Kosten des Pflegeheims auf, doch die meisten Einrichtungen nehmen „nasse“ Alkoholiker nicht auf, berichtet der Focus. Öjendorf stellt eine der wenigen Ausnahmen dar. Für die Abhängigen ist das Pflegeheim so etwas wie die letzte Chance. „Wir können hier niemanden retten, aber wir versuchen die verbleibende Zeit so lebenswert wie möglich zu gestalten“, erklärte Oliver Rausch, Sozialarbeiter in der Einrichtung Öjendorf, laut dem Focus. Wer sich nicht an die Regeln hält und nach mehrfachem Regelverstoß vor die Tür gesetzt wird, landet oftmals in einer Unterkunft für Obdachlose.

    Auch interessant: Die Pflegebranche ist enorm jung. Zudem gab es zuletzt eine Studie, die nahelegt, dass in Deutschland häufig ausländische Pflegekräfte vergrault werden.

    Welche Regeln gelten in einem Pflegeheim für Alkoholsüchtige?

    Im Pflegeheim Öjendorf werden Bier und Wein in festgelegten Mengen vom Pflegepersonal ausgeschenkt, berichtet die Mopo. Manchen Bewohnern wird demnach eine Alternative angeboten: 30 Euro Taschengeld pro Woche. Mit diesem kann im Supermarkt eingekauft werden, auch harter Alkohol. Im Focus-Bericht wird deutlich, dass sowohl im Pflegeheim als auch im nahen Supermarkt geklaut wird. Die Stimmung kann kippen, vor allem, wenn zum Ende der Woche die Vorräte schwinden. Kein einfacher Arbeitsplatz für die Pflegekräfte, die ihre Aufgabe aber zu schätzen wissen. „Unsere Bewohner müssen sich nicht verbiegen und ich mich auch nicht“, zitiert der Focus eine Pflegekraft.

    Eine weitere Pflegeeinrichtung für Suchtkranke gibt folgende Herangehensweise vor: „Wir signalisieren dem Betroffenen, dass wir seine Tabletten- und/oder Alkoholsucht als Krankheit verstehen und helfen ihm dabei, dies für sich selbst zu erkennen, zu akzeptieren und damit umgehen zu lernen“, erklärt das CMA Wohnheim für Suchtkranke auf der eigenen Website. Zu einer Therapie verpflichtet werden Suchtkranke in spezialisierten Pflegeheimen in der Regel nicht. Teilweise sind diese eher als Palliativeinrichtungen zu verstehen.

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