Der Großteil der Pflegebedürftigen will nicht in ein Pflegeheim ziehen. Schließlich fühlt man sich in den eigenen vier Wänden und im Umfeld der Angehörigen meist deutlich wohler. Außerdem gehen damit oftmals auch Sorgen über die Kosten einher. Schließlich werden für einen Platz im Pflegeheim jeden Monat mehrere Tausend Euro fällig. Und wer ins Pflegeheim kommt trägt die meisten Kosten zunächst selbst.
Die Vorstandschefin des Verbands der Ersatzkassen (vdek), Ulrike Elsner, ruft die Bundesländer deshalb dazu auf, einen Teil der Kosten zu übernehmen, wodurch der Eigenanteil sinken würde. Gesundheitsökonom Prof. Jürgen Wasem ist der gleichen Ansicht. „Hier sind eigentlich die Bundesländer gefordert, den Trägern der Pflegeheime mehr Investitionsmittel zur Verfügung zu stellen. Dies würde zu niedrigeren Eigenanteilen der Bewohner führen“, sagte er der Bild. Und Prof. Heinz Rothgang von der Uni Bremen sprach sich gegenüber der Zeitung für eine Reform durch einen „festen Deckel für die Eigenanteile“ aus.
Experte fordert, dass Pflegebedürftige ihr Hab und Gut für Pflegekosten aufgeben
Prof. Christian Hagist von der WHU - Otto Beisheim School auf Management ist hingegen anderer Meinung. Er fordert, dass Betroffene selbst für die Kosten aufkommen – und wenn es sein muss, dann eben mit ihrem persönlichen Hab und Gut. „Jeder Bürger sollte vorsorgen, zum Beispiel mit einer privaten Pflegezusatzversicherung, Aktiensparen oder eigenen Immobilien. Es ist nicht zu viel verlangt, wenn man die eigene Immobilie für die Pflegekosten aufwendet“, so Hagist. Es könne nicht sein, „dass man sein eigenes Häuschen an die Kinder vererbt oder verschenkt und anschließend soll die Gemeinschaft die gesamten Pflegekosten stemmen“, sagte der Diplom-Volkswirt der Bild.
Die Bundesregierung will Pflegebedürftige und deren Familien mit der im vergangenen Jahr beschlossenen Pflegereform zwar entlasten, indem etwa die Pflegekosten in den Heimen gebremst werden, derzeit geht der Eigenanteil allerdings noch deutlich in den vierstelligen Bereich. Im ersten Jahr liegt dieser laut einer Auswertung des Verbands der Ersatzkassen (vdek) vom 1. Juli im bundesweiten Schnitt bei 2871 Euro monatlich. Später reduziert sich der Eigenanteil, weil sich die Zuschüsse der Pflegekasse im Lauf der Zeit erhöhen. Ab dem dritten Jahr muss man demnach noch 1865 Euro aus eigener Tasche zahlen.
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