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Die fünf großen Denkfehler des US-Präsidenten Donald Trump

Kommentar

Die fünf großen Irrtümer des Donald Trump

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    Donald Trump bringt einiges durcheinander.
    Donald Trump bringt einiges durcheinander. Foto: Uncredited, Pool/AP/dpa

    Donald Trump hat sich ein eigenartiges Weltbild zusammengezimmert. Er unterscheidet holzschnittartig in Gut und Böse. Besonders Deutschland kommt bei ihm schlecht weg. Der Amerikaner wirkt in seinem Denken hauptsächlich von zwei Büchern beeinflusst. Er behauptet, die Bibel regelmäßig zu konsultieren, wobei er vor allem beim Alten Testament in die Sprechstunde geht. Hier hat es ihm das Prinzip des „Auge um Auge“ angetan. Trump meinte in seiner ungezügelten Plaudrigkeit einmal, diese Vergeltungs-Haltung sei „nicht besonders nett“, aber man sehe doch, wie andere Länder „uns verspotten und unsere Jobs wegnehmen, unser Geld und unser Wohlergehen“. 

    Dabei übt auch eine zweite Lektüre eine anhaltende Wirkung auf Trump aus: Das Buch „Death by China“ seines einstigen Wirtschaftsberaters, des ökonomischen Sonderlings Peter Navarro, hat es ihm wohl angetan. Der Wirtschaftswissenschaftler vertritt die These, es gebe einen direkten Zusammenhang zwischen dem Siegeszug des asiatischen Landes und dem Abstieg der USA. Es versteht sich von selbst, dass Navarro ein Protektionist ist und Handelsbilanz-Defizite, wie sie die USA gegenüber Deutschland aufweisen, als Teufelszeug, das bekämpft werden muss, betrachtet. Aus beiden Quellen speist sich der Trumpismus. Dabei erliegt der US-Präsident im Wesentlichen fünf Irrtümern:

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    Trump behauptet, die EU wolle die USA wirtschaftlich über den Tisch ziehen

    Trump gibt vor, ernsthaft zu glauben, die Europäische Union sei gegründet worden, um die USA wirtschaftlich über den Tisch zu ziehen. Die polemische Äußerung hält einem historischen Fakten-Check nicht stand, wurde die EU doch nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Taufe gehoben, um zu verhindern, dass es in Europa jemals wieder zu brutalen Kriegen kommt. Trump sollte die Lektüre wechseln und die berühmte Erklärung Robert Schumans von 1950 nachlesen. Damals schlug der frühere französische Außenminister die Schaffung einer Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl als Vorläufer der EU vor, nicht um Amerika über den Tisch zu ziehen, sondern damit weitere militärische Auseinandersetzungen zwischen Deutschland und Frankreich „nicht nur undenkbar, sondern materiell unmöglich“ werden, wie Schuman das visionär formulierte. Trump liegt nicht nur, was die EU betrifft, sondern bei vielen weiteren Themen ordentlich daneben.

    2

    Trump hält Zölle für ein gutes Mittel, um den Wohlstand zu fördern

    So glaubt der US-Zampano, aufbauend auf die bizarren Thesen Navarros, Zölle seien ein probates Mittel, um den Wohlstand einer Nation zu fördern. Der Amerikaner geht davon aus, wenn er Importe in die USA mit deftigen Abgaben belegt, zwingt er massenweise Unternehmen, die Strafzahlungen zu umgehen, indem sie die Güter in den USA produzieren und dort Hunderttausende von Arbeitsplätzen schaffen. Dabei bezieht sich Trump auf die Tatsache, dass Deutschland im vergangenen Jahr Waren im Wert von 161,4 Milliarden Euro in die USA ausgeführt, aber nur Güter über 91,4 Milliarden Euro aus Amerika importiert hat. Daraus zieht der rachsüchtige Auge-um-Auge-Freund falsche Schlüsse: Denn mit Strafzöllen versucht er das Handels-Ungleichgewicht deutlich abzubauen und begibt sich auf einen Irrweg: So rechnete der Ökonom Jürgen Matthes vom Institut der deutschen Wirtschaft schon 2017 vor, dass Einfuhrbeschränkungen Importe verteuern. Wenn also amerikanische Verbraucher Güter aus Deutschland mehr schätzen als US-Produkte, sinken ihre Realeinkommen durch die Importpreissteigerungen. Das ginge zulasten des privaten Konsums, der einen Großteil der US-Nachfrage ausmacht.

    Vereinfacht gesagt: Wenn ein Amerikaner ein Porsche-Fan ist und gerne deutschen Riesling trinkt, gönnt er sich Sportwagen und Wein trotzdem, auch wenn beide Produkte dank des Trumpismus mehr kosten. Dann hat der Konsument weniger Geld übrig, um in den USA erzeugte Waren zu erwerben. Der Ökonom Matthes verweist auch darauf, wie stark amerikanische Firmen unter solchen Zöllen leiden werden, falls sie auf Vorprodukte oder Maschinen aus Deutschland angewiesen sind. Schließlich verteuern Abgaben auf Produkte made in Germany die Waren der Abnehmer in den USA. Ein Teufelskreis entsteht. Am Ende steigt die Inflation, die amerikanische Wirtschaft büßt Wachstum ein und die US-Notenbank Fed kann die Zinsen nicht weiter senken. Was fatal für US-Unternehmen ist: Wenn Trump ihnen mit hohen Zöllen auf Importe im Heimatland eine Art Biotop baut, in dem der Wettbewerbsdruck für sie sinkt, lässt ihre Innovationskraft nach. Am Ende schadet Trump der eigenen Wirtschaft.

    3

    Trump verwechselt das Führen einer Volkswirtschaft mit dem Immobilien-Geschäft

    Dass der US-Präsident eine derart riskante und kurzsichtige Wirtschaftspolitik verfolgt, geht sicher auch auf einen folgenschweren Trugschluss zurück: Denn der 78-Jährige meint, eine Volkswirtschaft wie ein ruchloser, Geschäftspartner übervorteilender Immobilien-Unternehmer führen zu können. Er setzt dabei fälschlicherweise die Exporte der USA mit Verkäufen gleich, die ein Firmeninhaber tätigt. Importe betrachtet der große Simplifizierer als Einkäufe und damit Kosten. Diese Analogien haben dazu geführt, dass sich Trump auf abwegigem Terrain bewegt. Schließlich ist es nicht oberstes Gebot einer Volkswirtschaft, wie ein Unternehmen Gewinne einzufahren. Für sie muss das Wohlergehen der Bewohner Vorrang haben und damit auch der Zugang der Menschen zu Waren, die sie sich leisten können. Solche Güter kommen im Fall der USA oft aus dem Ausland, weil sie dort wie etwa in China günstiger hergestellt werden können. Solche Zusammenhänge scheint der Amerikaner nicht zu beachten. Am Ende könnte der Sonnen-König Teile seines Volks gegen sich aufbringen, wenn die Preise für begehrte Güter durch seine Zoll-Politik enorm steigen.

    4

    Trump glaubt, dass er mit seiner Holzhammer-Methode durchkommt

    Trump irrt zudem, wenn er glaubt, sich wie früher als ruchloser Unternehmer als hemmungsloser Politiker brachial durchsetzen zu können. Denn am Ende setzen Konsumenten und auch Wähler hoffentlich auf ehrbare Kaufleute und ebensolche Volksvertreter. Die Industrie- und Handelskammer für Bremen und Bremerhaven listet auf, was einen ehrbaren Kaufmann auszeichnet. Er sollte über ein großes Fachwissen verfügen, global fair handeln, dadurch eine positive Reputation bei Kunden, Mitarbeitern und Geschäftspartnern aufbauen, die Auswirkungen seines Handelns für Gesellschaft sowie Umwelt bedenken und so zum Vorbild werden. All das erfüllt Trump nicht. Er ist ein unehrbarer Kaufmann und Politiker.

    5

    Trump verwechselt Außen- und Wirtschaftspolitik

    Auf Basis dieser unvorteilhaften Gesinnung begeht der US-Präsident einen weiteren fundamentalen Fehler: Er verwechselt Außen- mit Wirtschaftspolitik. Würde er sonst die Ukraine und ihren tapferen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj derart mit Forderungen nach Abkommen zur Ausbeutung von Rohstoffen wie Seltenen Erden auf dem Gebiet des kriegsgeplagten Landes drangsalieren? Trump tritt nicht wie ein Beschützer westlicher, demokratischer Werte, eben als Vertreter einer verantwortungsvollen Weltmacht, sondern wie ein imperialistischer Ausbeuter auf, der kleingeistig Rechnungen für gelieferte Waffen an die Ukraine schreibt. Auge um Auge fordert er das von den USA zur Verteidigung der freiheitlichen Gesellschaft in der Ukraine investierte Geld zurück. Das ist einem amerikanischen Präsidenten unwürdig. 


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