Sie soll das Gesicht des neuen Syriens sein: Latife al-Durubi ist die Ehefrau von Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa und damit die neue First Lady des Staates. Die studierte Literaturwissenschaftlerin trägt einen Ganzkörperschleier und verhüllt ihr Haar, doch anders als die Frauen von Herrschern anderer arabischer Länder wird sie von ihrem Mann nicht versteckt. Scharaa nahm seine Frau jetzt mit auf seine ersten Auslandsreisen als Präsident, die ihn nach Saudi-Arabien und in die Türkei führten, und wies ihr damit eine öffentliche Rolle zu. Nach Einschätzung von Experten will Damaskus den Westen beruhigen, der wegen Scharaas Vergangenheit als Al-Kaida-Mitglied nach wie vor Zweifel an der neuen syrischen Regierung hat. Nun könnte Durubi bald mit ihrem Mann nach Deutschland kommen.
Ganz bewusst präsentiert Syrien die neue Präsidentengattin als Gegenfigur zu Asma al-Assad, der Frau des gestürzten Diktators Baschar al-Assad, die in den ersten Jahren als First Lady von der westlichen Presse zur „Rose in der Wüste“ hochstilisiert wurde. Die in London geborene Asma al-Assad trägt kein Kopftuch und kleidet sich nach westlichem Geschmack. Sie unterstütze Assads Zwangsherrschaft und floh kurz vor dem Umsturz in Syrien nach Moskau, wo sie seitdem mit ihrem Mann und ihren Kindern lebt.
Syriens First Lady Latife al-Durubi soll berühmte Vorfahren haben
Die aus dem westsyrischen Homs stammende Durubi und Scharaa haben drei Kinder. Sie sei seine einzige Frau, und er liebe sie sehr, sagte Scharaa nach Medienberichten bei einem Treffen des Präsidentenpaares mit syrischen Frauen aus dem amerikanischen Exil in Damaskus. Die Gäste beschrieben Durubi als selbstbewusst, gebildet und elegant, wie arabische Medien berichteten. Mit diesen Eigenschaften und ihrer Familiengeschichte kann Durubi ihren Mann politisch unterstützen. Türkischen Medien zufolge gehören Islamgelehrte und ein Arzt des osmanischen Sultans zu ihren Vorfahren.
Scharaa muss sein Image aufpolieren. Vor Assads Sturz im Dezember galt der heutige syrische Staatschef als Extremist, dessen Miliz HTS aus der Nusra-Front hervorging, die bis 2016 zu Al-Kaida gehört hatte. Seit dem Umsturz setzt Scharaa alles daran, die reichen arabischen Golf-Staaten, die der HTS misstrauen, und das westliche Ausland davon zu überzeugen, dass er keine extremistischen Ziele verfolgt. Er braucht die Araber und den Westen für den Wiederaufbau seines Landes. Bei diesen Bemühungen gab es einige Rückschläge, etwa seine Weigerung, Bundesaußenministerin Annalena Baerbock die Hand zu schütteln. Für Präsident
Für das Image des Syrischen Präsidenten könnte Durubi eine wichtige Rolle spielen
Beim Versuch von Scharaa, sich von seiner dschihadistischen Vergangenheit loszusagen und seine „neue Persona als Staatsmann“ aufzubauen, komme Latife al-Durubi große Bedeutung zu, sagt Syrien-Experte Landis. Scharaa wolle die Syrer und die Welt von sich überzeugen, meint Landis: „Latifa wird dabei eine wichtige Rolle spielen.“
Diese Image-Arbeit gehorche einer „sorgfältigen Choreografie“, sagt auch Nebahat Tanriverdi, Nahost-Expertin und selbständige Politik-Beraterin. Möglicherweise wird Durubi ihren Mann schon bald zum ersten Mal nach Europa begleiten. Bundeskanzler Olaf Scholz hat Scharaa nach Berlin eingeladen, wie die syrische Regierung mitteilte. Auch von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat Scharaa eine Einladung. Noch sei nicht abzusehen, ob Scharaas Charme-Offensive und der Einsatz seiner Frau erfolgreich sein werden, sagte Tanriverdi unserer Redaktion. Der eigentliche Lackmustest bestehe darin, wie Syrien mit „der Rolle der Frau in Öffentlichkeit und Gesellschaft“ umgehe.
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