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Russland bedroht die lange Grenze zu Finnland

Nato

Operation „Mächtiger Pfeil“: Wie sich die Nato vor einem Angriff Putins schützt

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    Die Panzerbrigade 45 der Bundeswehr ist dauerhaft in Litauen stationiert und soll die Ostflanke der Nato unterstützen. Finnland ist ebenfalls Bestandteil der Abschreckung gegen Russland. Kanzler Merz reist dorthin.
    Die Panzerbrigade 45 der Bundeswehr ist dauerhaft in Litauen stationiert und soll die Ostflanke der Nato unterstützen. Finnland ist ebenfalls Bestandteil der Abschreckung gegen Russland. Kanzler Merz reist dorthin. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Auf dem finnischen Truppenübungsplatz Pohjankangas nahe der Ortschaft Tampere bezogen kürzlich 2800 Soldatinnen und Soldaten Stellung. Auch deutsche Armeeangehörige bereiteten sich im Rahmen einer Übung auf ein Szenario vor, das jahrzehntelang in den Köpfen der Militärs eine nur untergeordnete Rolle spielte: ein Angriff der Russen. Die Übung trug den bezeichnenden Namen „Mighty Arrow“. Die Spitze des „mächtigen Pfeils“ zeigte Richtung Moskau. Bundeskanzler Friedrich Merz reist von Montag bis Dienstag nach Finnland, um sich selbst ein Bild zu machen.

    Der CDU-Politiker wird in Turku als Ehrengast beim Abendessen des Nordischen Gipfels teilnehmen, am Tisch sitzen unter anderem die Ministerpräsidenten von Finnland, Dänemark, Island, Norwegen und Schweden. Außerdem ist ein Treffen mit dem finnischen Staatspräsidenten Alexander Stubb geplant. „Im Mittelpunkt der Gespräche werden die Sicherheit und Verteidigung sowie die wirtschaftliche Entwicklung stehen“, erklärte Vize-Regierungssprecher Sebastian Hille in Berlin.

    Finnland seit zwei Jahren in der Nato

    Finnland löste sich im April 2023 aus seiner Unabhängigkeit und trat der Nato bei. Damit verlängerte sich die Grenze des Bündnisgebietes um knapp 1.350 Kilometer. Die Finnen tragen ihren Teil zu deren Schutz bei. Praktisch drückt sich das unter anderem im Bau eines Zauns an der Grenze zu Russland aus. Das gesamte Areal kann so nicht geschützt werden, aber das eingezäunte Gebiet wird 200 Kilometer lang sein und an verschiedenen strategischen Punkten liegen. 

    Außerdem waren und sind die Einwohner und Einwohnerinnen wehrbereit. „Im Unterschied zu Deutschland und anderen europäischen Ländern hat Finnland nach dem Ende des Kalten Krieges seine Fähigkeiten zur Landesverteidigung erhalten. Diese sind, angepasst an den Bedingungen vor Ort, nach wie vor auf hohem Niveau“, erklärt Helge Adrians, der Marineoffizier ist derzeit Gastwissenschaftler bei der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin.

    Greift Putin 2029 die Nato an?

    Schon 2014 zeigte Russland mit der Krim-Annexion, wie weit es zu gehen bereit ist. Als Reaktion verstärkte die Nato ihre Abschreckungsmaßnahmen, insbesondere in Osteuropa. In den baltischen Staaten wurden Kampfverbände zum Schutz der Ostflanke stationiert. Acht sogenannte Battlegroups gibt es in Osteuropa, von den baltischen Staaten bis hinunter nach Ungarn und Rumänien, mittlerweile. Eine neunte soll in Finnland stationiert werden. Der Druck nimmt stetig zu: Führungskräfte der Nato gehen davon aus, dass Russland 2029 bereit sein könnte, das Bündnisgebiet anzugreifen.

    Der Militärexperte Adrians lenkt den Blick außerdem aufs Wasser. „Aufgrund seiner geografischen Lage ist Finnland in besonderer Weise vom Seeverbindungsweg durch die Ostsee abhängig“, sagte er unserer Redaktion. Das betreffe nicht nur den Schiffsverkehr, sondern auch sämtliche Infrastruktur wie Seekabel, Bojen und Windkraftanlagen. Die Sicherheit entlang dieser Route müsse jederzeit gewährleistet sein, doch dafür fehlten der finnischen Marine die personellen und materiellen Kapazitäten.

    „Hier kann Deutschland in vielfältiger Weise unterstützen – und tut es bereits“, erklärte Adrians und nannte als Beispiel die Präsenz durch Kriegsschiffe und Drohnen im Rahmen der Nato-Operation „Baltic Sentry“. Sie hat den Schutz kritischer Unterwasser-Infrastruktur wie Pipelines für Gas und Öl oder Unterseekabel für Strom und Datentransfers zum Ziel. Deutschland verfüge zudem im Unterschied zu den meisten anderen Ostseeanrainern „über besondere maritime Fähigkeiten, speziell im Bereich der Unterwasserkriegsführung“. U-Boote, Drohnen und Minen seien schwer zu orten und hätten deswegen schon in geringen Mengen strategische Bedeutung.

    Die Gefahr sitzt nicht nur im Osten: Was macht Donald Trump?

    Die Gefahr sitzt nicht nur im Osten. US-Präsident Donald Trump informierte kürzlich Merz, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sowie Finnlands Präsident Stubb über sein Telefonat mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Trumps russlandfreundliche Haltung habe für Fassungslosigkeit bei seinen Gesprächspartnern gesorgt, berichtete die New York Times.

    Während Merz und Stubb also nicht nur über Russland reden müssen, bewältigen die Armeen im Land ganz praktische Dinge. Beim Manöver „Mighty Arrow“ habe sich Finnland als eine „überraschende Erfahrung“ entpuppt, wird ein beteiligter Kommandant von der Bundeswehr zitiert. Die Dimensionen dort seien riesig: „Dichter Wald, freie Flächen, und das in einer gefühlt nicht endenden Wiederholung.“

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