Der frühere US-Präsident Jimmy Carter ist tot. Der 39. Präsident der Vereinigten Staaten starb am Sonntag im Alter von 100 Jahren in Plains im US-Bundesstaat Georgia, wie Carters Stiftung in Atlanta mitteilte
Der Demokrat Carter war von 1977 bis 1981 Präsident der Vereinigten Staaten. Er galt als glückloser Präsident trotz mancher Errungenschaften. Kaum ein anderer US-Präsident hat während seiner Präsidentschaft so schwere Blamagen und Niederlagen erleben müssen wie Carter - vom Geiseldrama von Teheran bis hin zum sowjetischen Einmarsch in Afghanistan. Selbst Triumphe wie das Friedensabkommen von Camp David zwischen Ägypten und Israel verblassten dagegen. So war es vor allem die Zeit nach seiner Präsidentschaft, die ihm Respekt und Anerkennung einbrachte.
Der Demokrat machte sich in den Folgejahren einen Namen als Vermittler in Krisen und mit humanitärer Hilfe. 1982 gründete er gemeinsam mit Ehefrau Rosalynn in Atlanta das Carter Center zur Förderung von Demokratie, Menschenrechten und wirtschaftlicher Entwicklung besonders in ärmeren Ländern. Als Vermittler bei Friedensbemühungen brachte Carter sich ein. 2002 bekam er dafür den Friedensnobelpreis. Seiner Heimat Plains blieb er immer treu. Aus der Hauptstadt Washington zog es ihn zurück in das Örtchen mit ein paar hundert Einwohnern. Jedes Jahr wird er dort bei einem Erdnussfestival gefeiert.
Jimmy Carter ist tot
2023 musste Carter einen schweren Verlust hinnehmen. Seine Ehefrau Rosalynn starb im Alter von 96 Jahren - zuvor hatte sich ihr Gesundheitszustand rapide verschlechtert, sie litt unter anderem an Demenz. Die Carters waren 77 Jahre lang verheiratet. Bei der Trauerfeier wurde auch offenbar, wie schlecht es um den Gesundheitszustand Carters selbst steht. Bereits vor rund anderthalb Jahren brach er nach mehreren Krankenhausaufenthalten seine medizinische Behandlung ab und begab sich in häusliche Pflege.
Sein schlechter Gesundheitszustand zeichnete ihn. Der Trauerfeier seiner geliebten Rosalynn wohnte der Ex-Präsident dann halb liegend in einem Rollstuhl bei, gewärmt von einer Decke. Es wirkte, als wäre er gar nicht wirklich wach. «Er hat körperlich stark abgebaut und kann nicht mehr viel alleine machen, aber er ist emotional sehr engagiert», sagte Carters Enkel Jason damals.
Carter war der älteste noch lebende frühere US-Präsident. Sein hohes Alter hat vor allem im Präsidentschaftswahlkampf immer wieder für Lacher herhalten müssen. Als der 81 Jahre alte US-Präsident Biden noch im Rennen ums Weiße Haus war, scherzte der Komiker Colin Jost beim traditionellen Galadinner des Washingtoner Pressekorps: «Sie wissen, dass Jimmy Carter da draußen ist und denkt: Ich könnte dieses Ding vielleicht gewinnen.» Als Biden nach der desaströsen TV-Debatte gegen Trump das Handtuch werfen musste, witzelte der ein oder andere, dass Carter für Biden ins Rennen gehen könnte. Da der Ex-Präsident nur eine Amtszeit im Weißen Haus absolviert hatte, hätte er theoretisch noch einmal für das höchste Amt im Staate ins Rennen gehen dürfen.
Geprägt haben seine Präsidentschaft vor allem die hohen Verbraucherpreise und die «Schmach von Teheran». Damals nahmen iranische Studenten Dutzende Amerikaner bei einem Überfall auf die US-Botschaft als Geiseln. Carters Beliebtheitswerte rutschten in den Keller. Er schickte schließlich Elitesoldaten, um die Geiselkrise nach mehr als fünf Monaten zu beenden. Doch die Aktion endete in einem Debakel. Acht Soldaten kamen ums Leben.
Der Vorfall kostete ihn endgültig die Wiederwahl - die Ära Reagan begann. Aber wegen seiner Verdienste nach seiner Zeit im Weißen Haus gilt der bodenständige Südstaatler Jimmy Carter in den USA als der beste Ex-Präsident, den das Land jemals hatte.
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