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Wechsel bei der Einspeisevergütung: Wirtschaftsministerin Reiche setzt private Solaranlagen unter Druck

Ökostrom

Private Solaranlagen: Reiche zieht den Stecker

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    Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) rüttelt an der Ökostrom-Förderung und damit einem zentralen Element der Energiewende.
    Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) rüttelt an der Ökostrom-Förderung und damit einem zentralen Element der Energiewende. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Hausbesitzer, die sich eine Photovoltaikanlage auf das Dach setzen lassen wollen, müssen sich auf Veränderungen einstellen. Die neue Wirtschaftsministerin Katherina Reiche rüttelt an der Einspeisevergütung für den in das Netz eingespeisten Solarstrom. „Neue, kleine PV-Anlagen rechnen sich schon heute im Markt und bedürften keiner Förderung“, sagte die CDU-Politikerin im Interview mit unserer Redaktion. An der Einspeisevergütung für bestehende Photovoltaikanlagen will Reiche aber nicht rütteln. „Die Hauseigentümer haben für ihre Anlagen Bestandsschutz.“

    Die Ministerin stellt damit ein zentrales Instrument der Energiewende infrage. Wer Solarstrom auf seinem Dach erzeugt und diesen in das Netz leitet, erhält einen festen Betrag pro Kilowattstunde. Dieser wird für 20 Jahre gewährt. Der Staat will damit den Ausbau grüner Stromquellen anreizen. Das gilt nicht nur für Sonnenstrom, sondern auch für die Windkraft und Biogasanlagen. Zum Start der Förderung vor einem Vierteljahrhundert war die Technik noch sehr teuer und hätte gegen den Strom aus Kraftwerken im Preisvergleich keine Chancen gehabt. Durch den weltweiten Hochlauf von Solarmodulen und Windrädern hat sich deren Preis deutlich verbilligt.

    Die Förderung für Ökostrom schmilzt ab

    Wer derzeit neue Solarmodule auf seinem Dach anschließt, bekommt dafür 7,86 Cent je Kilowattstunde Strom, die in das Netz geht. Der Wert gilt für die klassische Dachanlage mit einer Spitzenleistung von 10 Kilowatt, die im Mischbetrieb arbeitet. Die meisten privaten Solaranlagen arbeiten für den Eigenbedarf, nur der Überschuss wird eingespeist. Für die Volleinspeisung werden 12,47 Cent pro Kilowattstunde gezahlt. Zum Vergleich: Vor 20 Jahren bekamen die Hausbesitzer noch über 50 Cent je Kilowattstunde und zwar für die gesamte Förderperiode von zwei Jahrzehnten. Parallel zur Verbilligung der Technik hat die Bundesregierung die Förderung schrittweise abgesenkt.

    Reiche kündigte weitere Auflagen an, auf die sich Betreiber von Windrädern und Solaranlagen künftig einstellen müssen – große wie kleine. „Wind an Land und Solaranlagen müssen sich in Zukunft stärker an den Kosten des Netzausbaus beteiligen“, betonte die 52-Jährige. Außerdem verlangt sie, dass die Anlagen ihren Strom intelligent einspeisen müssten. Deshalb sollen PV-Anlagen mit Stromspeichern verbunden und steuerbar sein, am Markt teilnehmen und ihren Strom vermarkten. Viele der kleinen Dachanlagen senden ihren Strom bislang unkontrolliert in das Netz und setzen es damit unter Druck.

    Rasanter Zubau von Windrädern und PV unter Robert Habeck

    Durch die Reformen von Reiches Amtsvorgänger Robert Habeck (Grüne) hat der Zubau an Windparks und PV-Anlagen deutlich an Tempo aufgenommen. Mittlerweile bringt der in den Sommermonaten üppig zur Verfügung stehende Sonnenstrom die Netzbetreiber ins Schwitzen, um eine Überlastung zu vermeiden. Bayern ist davon besonders betroffen.

    Reiche hat sich vorgenommen, den Ausbau der Erneuerbaren mit dem Ausbau der Stromleitungen besser zu synchronisieren. Das heißt, neue Anlagen nur dort, wo das Netz stark genug ist dafür. Sie hält es nicht mehr für zeitgemäß, dass Betreiber Anlagen errichten, wo sie wollten, ohne auf das Stromnetz Rücksicht zu nehmen. „All das macht unser Stromsystem unnötig teurer. Das will ich ändern“, erklärte sie. Ran will Reiche auch an die Einspeisevergütung, die den Betreibern gezahlt wird, wenn ihre Anlagen aus Schutz vor Netzüberlastung abgeriegelt werden (Redispatch). Diese Regelung habe für zu lange gegolten. In Deutschland stammen mittlerweile bis zu 60 Prozent des Stroms aus grünen Quellen.


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