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Zollpause USA-China: Deutschlands Wirtschaft atmet auf

Handelskrieg

Kommt Trump zur Vernunft? Zollpause zwischen USA und China beflügelt Optimismus in der Wirtschaft

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    US-Präsident Donald Trump sucht im Handelskonflikt mit China nicht länger die Eskalation, sondern die Verständigung.
    US-Präsident Donald Trump sucht im Handelskonflikt mit China nicht länger die Eskalation, sondern die Verständigung. Foto: Evan Vucci, AP/dpa

    Die einzige Macht, die US-Präsident Donald Trump fürchtet, ist die der Börsen. Seine aggressive Schutzzollpolitik hatte Anfang April die Kurse weltweit nach unten rauschen lassen. Die amerikanischen Konzerne waren geschockt. Kurz darauf knickte Trump ein und verkündete eine Zollpause für 90 Tage. Sie galt ausdrücklich nicht für China, den großen Rivalen der Amerikaner um die Macht auf dem Globus. Beide Seiten hatten sich mit Strafzöllen überzogen.

    Nun die überraschende Verständigung der rivalisierenden Mächte: Der Kampf um wirtschaftlichen Einfluss der beiden größten Volkswirtschaften der Erde wird ebenfalls für drei Monate auf Eis gelegt, die Zölle weitgehend außer Kraft gesetzt. Startpunkt ist der 14. Mai. In der Zwischenzeit soll ein Handelsabkommen erarbeitet werden. Die wichtigen Börsen der Welt zogen daraufhin an, der deutsche Leitindex Dax kratzte im Handel am Montag zwischenzeitlich an der Marke von 24.000 Punkten und erreichte damit ein neues Allzeithoch.

    Strafzölle zwischen USA und China: Deutsche Wirtschaft schöpft Hoffnung

    Die stark auf den Export konzentrierte deutsche Wirtschaft reagierte mit Erleichterung auf die Annäherung zwischen Washington und Peking, die bei Verhandlungen in Genf erzielt wurde. „Die angekündigte Zollpause zwischen den USA und China lässt uns alle kurz Zeit zum Luftholen“, sagte der Präsident des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura, unserer Redaktion. „Unsere beiden größten Handelspartner befinden sich offenbar in einem konstruktiven Dialog, das ist ein gutes Zeichen.“

    Er setzt darauf, dass Trump gewillt ist, mit den Europäern zu einem echten Handelsvertrag kommen. Weil die Zollpause hier bereits Anfang April einsetzte, bleibt dafür Zeit bis in den Juli hinein. „Die EU und die USA müssen vor Ablauf unserer Zollpause zu einer Einigung finden“, forderte Jandura.

    Die Ökonomen der Commerzbank kippten Wasser in den Wein der allgemeinen Erleichterung. Einen Erfolg der Gespräche zwischen den Vereinigten Staaten und dem Reich der Mitte halten sie für nicht garantiert, „insbesondere, weil die US-Regierung den Außenhandel zwischen beiden Ländern ausgeglichener gestalten will, was sich nicht mit den chinesischen Interessen deckt“. Präsident Trump stört sich an der Warenflut aus China, die auf den US-Markt strömt und dazu geführt hat, dass Amerika Millionen Industriejobs verloren hat. Ihrer Einschätzung zufolge wird die Pause im Handelskonflikt wohl aber ein Abrutschen der US-Wirtschaft in den Abschwung verhindern.

    Norbert Röttgen sieht China vorn

    Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen wertete die Verabredung als Erfolg Chinas. „Trump ist der Unterlegene. Der Trade War geht nicht zugunsten Amerikas aus“, sagte Röttgen unserer Redaktion am Rande der deutsch-amerikanischen Konferenz des Vereins Atlantikbrücke in Berlin.

    Obwohl die beiden Großmächte aufeinander zugehen, erwarten die Commerzbank-Experten nicht, dass die Zölle auf den Stand vor Trumps zweiter Amtszeit zurückgehen werden. Es schäle sich immer mehr heraus, dass die USA einen Zollsatz auf Einfuhren von zehn Prozent als Untergrenzen betrachteten. „Verglichen mit dem bis Jahresanfang geltenden effektiven Zollsatz wäre das immer noch beinahe eine Vervierfachung, mit den entsprechenden Auswirkungen auf Handelsströme, Inflation und Investitionsentscheidungen“, heißt es in ihrer Analyse.

    Der frühere US-Botschafter in Deutschlands, John B. Emerson, warnte davor, sich in puncto Handelspolitik zu früh zu freuen. „Die Neuordnung der Weltwirtschaft durch Zölle, darüber spricht Donald Trump seit 40 Jahren“, sagte er auf der Konferenz der Atlantikbrücke.

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