Diabetiker sind besonders gefährdet: Jeder zehnte Erwachsene leidet in Deutschland nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums unter den Symptomen, viele Betroffene haben mit Folgeerkrankungen zu kämpfen. Im Winter beispielsweise sind Diabetiker besonders gefährdet, zusätzlich an einer Depression zu erkranken. Mit verschiedenen Frühwarnsystemen und Tests lässt sich das Risiko bestimmen, in den nächsten Jahren Diabetes zu bekommen. Eine Kohortenstudie aus den USA zeigt nun, welche vier Variablen den Ausschlag geben können. Eine der wichtigsten ist der Nüchternblutzucker - der den Forschern allein schon im Normalbereich einiges aussagt.
Diabetes-Risiko: Was sagt der nüchterne Blutzucker aus?
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft und die US-Amerikanische Diabetes Gesellschaft sind sich einige: Die Deutsche Diabetes-Hilfe berichtet, dass sich laut den Gesellschaften unter anderem ein Wert gut eignet, Diabetes-Typ 2 festzustellen: der Nüchternblutzucker. Dieser Wert wird nach mindestens acht Stunden ohne Kalorienzufuhr ermittelt. Normal sei ein Nüchternblutzucker von 100 Milligramm pro Deziliter (mg/dl), bis zu 125 mg könne der Wert Anzeichen für Prädiabetes sein. Alle Werte darüber sprechen demnach für eine Diabetes-Diagnose.
Neben dem nüchternen Blutzucker gibt es weitere Indikatoren, die auf die Zuckerkrankheit hinweisen können. Die Ernährung, in Form des Body-Mass-Index, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, wie nun eine Kohortenstudie aus den USA verdeutlicht. Damit bestätigt sie andere Studien: Etwa, die, dass gerade zuckerhaltige Erfrischungsgetränke das Risiko deutlich erhöhen. Auf der Gegenseite kann der Griff zu dunkler Schokolade wiederum vor Typ 2 schützen. Grund sind die enthaltenen Pflanzenstoffe. Die Zusammenhänge sind teils komplex.
Übrigens: Ernährung und Diabetes hängen zusammen. Manchmal auf erstaunliche Weise: Eine Studie aus 2022 hat beispielsweise festgestellt, dass Milch bei Laktoseintoleranz das Diabetes-Risiko senkt.
Bekomme ich in den nächsten 10 Jahren Diabetes? Es gibt Prognose-Optionen
Es ist mit verschiedenen Methoden möglich, Diabetes zu diagnostizieren und prognostizieren. Neben den bekannten Formen wie Nüchternblutzuckerwert setzt man auf den Blutzucker-Langzeitwert, macht man den oralen Glukosetoleranztest oder misst den Gelegenheits-Blutzucker. Mittlerweile gibt es auch die Möglichkeit, dass eine KI an der Stimme erkennt, ob man erkrankt ist. Auch Selbsttests für zu Hause sind beliebt.
Wie nun ein Forscherteam der Abteilung für Endokrinologie, Diabetes und Stoffwechsel der Mayo Clinic in Rochester (Minnesota) anhand einer Studie mit 45.000 Probandinnen und Probanden herausgefunden haben, gibt es insgesamt vier Variablen, die teilweise in „signifikanter Wechselwirkung“ zueinander stehen. So untersucht die Studie sowohl für Typ-1- als auch Typ-2-Diabetes folgende Werte:
- Nüchternblutzucker
- BMI
- Alter
- Geschlecht
Über den Zeitraum von zehn Jaren lag das Risiko für das Auftreten von Diabetes bei 12,8 Prozent. Habe der anfängliche Nüchternblutzucker bei 80 bis 94 mg/dl betragen, sei das mit einem höheren Diabetesrisiko verbunden gewesen. Als „weitere unabhängige Risikofaktoren“ zählen zudem das männliche Geschlecht, höheres Alter (über 60 Jahre) und BMI-Kategorien außerhalb des Normalbereichs, demnach auch Untergewicht.
Eine scheinbar günstige Konstellation, um Diabetes zu entwickeln, sei der Zusammenhang zwischen Nüchternblutzucker und BMI. Das zeige das Beispiel einer Frau im Alter von 55 bis 59 Jahren mit einem BMI von 18,5 bis 24,9 und einem Blutzuckerwert von 95 bis 99 mg/dl. Ihr Risiko liege bei sieben Prozent. Aber: Wäre der BMI bei 30 bis 34,9, verdoppelt sich das Risiko auf 13 Prozent; bei einem Wert zwischen 105 und 109 mg/dl verdoppelte sich das Risiko nochmals auf 28 Prozent.
Um seinen eigenen Wert abzulesen, haben die Wissenschaftler ein Schaubild erstellt, das das Zehn-Jahres-Risiko über die vier Variablen hinweg aufschlüsselt. Eine erstaunliche Erkenntnis der Studie: Das Risiko stieg signifikant mit dem Anstieg des Blutzucker-Basiswerts – „selbst innerhalb des akzeptierten Normalbereichs“.
Übrigens: Insbesondere bei Kleinkindern und in der Schwangerschaft kann Zucker richtig gefährlich werden.
Diabetes in Deutschland: Wie hoch ist das Risiko für Diabetes?
Ein in Deutschland bekannter Diabetes-Risiko-Test wurde von der Leibniz Gemeinschaft, dem Deutschen Zentrum für Diabetesforschung und dem Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke entwickelt. Mit ihm lässt sich auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall testen.
Das Robert Koch-Institut verweist ebenfalls auf diesen Test. Eine gute Nachricht ist eine der Kernaussagen zum absoluten Diabetesrisiko in Deutschland: „In der 18- bis 79-jährigen Bevölkerung liegt das individuelle Risiko, in den nächsten 5 Jahren an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken, bei 1,1 %.“ Insgesamt sei ein Rückgang zu verzeichnen. Hauptsächlich, weil auch der Konsum von rotem Fleisch wie auch der Taillenumfang zurückgingen. Beides gilt wie in der US-Studie als Risikofaktor.
Übrigens: Honigbienen ernähren sich zuckerreich, bekommen aber keinen Diabetes. Forscher rätseln.
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