Die irische Fluggesellschaft Ryanair hebt ab. Mit dem kostenpflichtigen Abo-Modell „Ryanair Prime“ verspricht die Airline einige exklusive Leistungen. Ryanair verbucht am Allgäu Airport in Memmingen die meisten Flüge, weshalb das Abonnement besonders für Weltenbummler aus der Region infrage kommen könnte.
Katharina Grasl von der Verbraucherzentrale Bayern ist zunächst einmal skeptisch: „Meist werden bei Angeboten dieser Art erst nur die Vorteile hervorgehoben, ohne konkret auf die Bedingungen einzugehen.“
Ryanair Prime ist auf ausgewählte Länder beschränkt
Bedingungen gibt es bei „Ryanair Prime“ zur Genüge. Das Angebot ist auf 250.000 Mitglieder limitiert. Hier gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Zudem steht das Programm nur in ausgewählten Ländern zur Verfügung. Dazu gehören unter anderem Deutschland, Österreich und Frankreich, jedoch nicht die Schweiz oder die Türkei.

Das Abo kostet 79 Euro pro Jahr und bietet kostenlose Sitzplatzreservierungen, einen Newsletter, Rabatte und diverse Reiseversicherungen. Klingt nach einer Menge unkomplizierter Vorteile - nicht wirklich.
Sitzplatzreservierungen entpuppen sich als stark beschränkt
Bei den Sitzplatzreservierungen sind die Leistungen begrenzt. Maximal sind zwölf kostenlose Reservierungen pro Jahr für ein „Ryanair Prime“ Mitglied möglich. Jedoch sind nur ausgewählte Plätze reduziert. Wer am Notausgang oder in der ersten Reihe sitzen möchte, zahlt die Preisdifferenz zwischen Standard- und gewünschtem Sitzplatz.
Bei Abo-Modellen von konkurrierenden Fluglinien wie Easyjet oder Wizzair ist dies nicht der Fall. Hier bietet sich den Mitgliedern die Möglichkeit, auch die exklusiven Sitzplätze ohne extra Kosten zu belegen.

Newsletter von „Ryanair Prime“ ist verpflichtend
Reisende mit überquellenden Postfächern, überlegen sich wahrscheinlich zweimal, ob sie eine Mitgliedschaft bei „Ryanair Prime“ abschließen. Wer nicht am exklusiven Newsletter interessiert ist, hat Pech gehabt. Die E-Mails sind laut Ryanair essenzieller Bestandteil des Abos.
Rabatte des Abo-Modells sind nicht klar definiert
Beim Thema Rabatte lohnt es sich abermals, das Kleingedruckte zu lesen. In den Abo-Bedingungen heißt es, Mitglieder haben „je nach Verfügbarkeit“ die Möglichkeit, eine unbegrenzte Anzahl von Flügen zu günstigeren Tarifen zu buchen.
Es ist weder klar, wie hoch die Ermäßigung ist, noch wie viele Flüge reduziert sind. Ganz im Gegensatz zu Wizzair, wo die Preisnachlässe für Premium-Kunden klar definiert sind.

Skepsis gegenüber den angebotenen Versicherungen
Die Versicherungen wirken unverlässlich. Hat ein Flieger Verspätung, entschädigt Ryanair seine Passagiere erst ab Verzögerungen von zwölf Stunden. Danach erstattet die Fluglinie 20 Euro für jede weitere Stunde, wenn die Verspätung auf einen Streik, das Wetter oder technische Fehler am Flugzeug zurückzuführen ist.
Die Flugkostenversicherung wiederum erstattet Stornierungsbeiträge, im Falle von Krankheiten oder Verletzungen. „Prime“- Mitglieder sind jedoch verpflichtet, zehn Prozent der Kosten selbst zu übernehmen.
„Ryanair Prime“ keine Alternative zu anderen Abo-Modellen
Katahrian Grasl von der Verbraucherzentrale Bayern behält recht. Mit einem Preis von 79 Euro wirkt „Ryanair Prime“ auf den ersten Blick wie eine Alternative zu den Abo-Modellen der Konkurrenz wie Wizzair oder Easy Jet. Letztgenannte Fluglinien verlangen 249 respektive 289 Euro pro Jahr, bieten jedoch klare und transparente Vorteile.
Ob sich „Ryanair Prime“ lohnt, ist schwer zu sagen. „Es hängt meist davon ab, wie stark einzelne Verbraucherinnen und Verbraucher die Vorteile nutzen“, sagt Grasl. „Interessenten sollten prüfen, wie viel die Vorteile wert sind und wie oft man sie in Anspruch nehmen muss, um am Ende nicht draufzuzahlen.“
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