Spinnen sind auf Mallorca wie im gesamten Mittelmeerraum nichts Besonderes. Auch auf exotischere Spinnen-Arten, denen der Winter bei uns zu kalt ist, kann man im Urlaub in Spanien, Italien oder Griechenland durchaus stoßen. Doch von giftigen Exemplaren in den bei Deutschen beliebten Urlaubsregionen hört man selten. Nun haben Zoologen an der Balearen-Universität vier Fälle von Bissen dokumentiert, die aufhorchen lassen. Einer davon ereignete sich 2022 auf Mallorca. Erst jüngst wurde ein Todesfall auf Sizilien nach einem Spinnenbiss bekannt. Es soll sich um dieselbe Spinnen-Art wie auf der Balearen-Insel handeln.
Übrigens: Auch Zecken und sogenannte „Super-Kakerlaken“ sind ein Problem für Einheimische und Touristen auf Mallorca. Beide können gefährliche Krankheiten übertragen.
Studie: Biss der Braunen Violinspinne kann zu „komplexen Krankheitsbildern“ führen
Die Rede ist von der sogenannten Braunen Violinspinne, die laut der Mallorca Zeitung zur Familie der Sechsäugigen Sandspinnen gehört. Das Aussehen der Spinne mit dem wissenschaftlichen Namen „Loxosceles rufescens“ ist bis auf ein kleines Detail ziemlich unscheinbar. So wird das Tier laut einem Bericht des Bayerischen Rundfunks (BR) nur zwischen sieben und neun Millimetern groß und hat schlanke und lange Spinnenbeine. Auffallend ist einzig ein an eine Geige erinnerndes Muster auf dem Rücken des Tieres, das ihr den deutschen Namen „Violinspinne“ einbrachte.
Wissenschaftler der Balearen-Uni haben die Vorfälle mit der Braunen Violinspinne in einer Studie, die 2024 in der Zeitschrift Revista de Salud Ambiental erschienen ist, nun näher beschrieben. Sie sei demnach eine unter drei der rund 1400 Spinnenarten, die auf der Iberischen Halbinsel leben, die komplexe Krankheitsbilder verursachen könnten. Ungewöhnlich ist ihr Vorkommen im Mittelmeerraum aber nicht, ursprünglich aus Nordafrika stammend ist die Braune Violinspinne den Angaben der Mallorca Zeitung zufolge seit mehr als 5000 Jahren im gesamten Mittelmeerraum beheimatet.
Braune Violinspinne: Fälle auf Mallorca und in Italien lassen aufhorchen
Als Beispiel nennen die Forscher einen Vorfall auf Mallorca aus dem Jahr 2022, der noch mal glimpflich ausgegangen ist. Eine junge Frau wurde demnach im September 2022 hinter dem Ohr von einer Violinspinne in den Hals gebissen. Die Symptome der Frau reichten von Fieber, Schmerzen am Hals, Schweißausbrüchen und Schwindel bis zu einem leichten Taubheitsgefühl in Beinen und Armen. Ihre vollständige Genesungszeit dauerte zwei Wochen, wie das Mallorca Magazin berichtet.
Fälle auf Ibiza und Italien zeigen allerdings, dass der Biss einer Braunen Violinspinne auch deutlich schwerwiegendere Komplikationen nach sich ziehen kann. Einem Touristen aus Wales etwa mussten nach einem Biss zwei Finger amputiert werden, ein sizilianischer Polizist starb sogar nach einem Biss ins Bein. Wie Spinnen-Experte Hubert Höfer gegenüber ka-news erklärte, seien die Bisse der Gattung Loxosceles zwar schmerzlos, könnten jedoch, meist ein wenig zeitversetzt, im schlimmsten Fall zu Nekrosen der Haut (Gewebezerfall) führen, „manchmal zu Geschwüren und selten zu systemischen Reaktionen“, so der Arachnologe.
Spinnen-Bisse auf Mallorca: Neue Spinnen-Gefahr oder Medienphänomen?
Von einer neuen, so noch nicht dagewesenen Spinnen-Gefahr auf Mallorca kann allerdings kaum die Rede sein. Bislang gilt der Fall der jungen Frau, die 2022 einen Biss der Violinspinne mit Komplikationen erlitt, als einziger Vorfall seiner Art. Weitere in der Studie beschriebene Fälle ereigneten sich im Baskenland und in der katalanischen Region Girona aus den Jahren 2022 und 2023.
Spinnenforscher Alexander Bach von der RWTH in Aachen mutmaßte im vergangenen Jahr auf Twitter über die seiner Ansicht nach übertriebene, jüngere Berichterstattung: „Nachdem im letzten Sommer (2022, Anm. d. Red.) die Nosferatu-Spinne durchs Dorf getrieben wurde, haben sich halb bis wenig seriöse Nachrichtenportale auf eine neue Spinne eingeschossen, die ‚Loxosceles-Spinne‘.“
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