Wie hart sind die Schläge beim Frauen-Boxen wirklich?
Christina: Sie sind nicht so hart wie bei den Männern. Doch sie können auch weh tun (schlägt wie zum Beweis mit ihrer bloßen Faust auf den Oberarm des Reporters. Anmerkung der Redaktion: Ja, und es tut weh....). K.o.-Schläge gibt es unterm Strich dennoch weniger.
Boxen Frauen also etwas weicher?
Christina: Das würde ich auf keinen Fall sagen. Frauen boxen oftmals unsauberer als Männer. Aber sie schenken sich definitiv nichts. Im Gegenteil: Sie sind im Ring richtige Biester. Damit meine ich, dass sie sich voll bearbeiten und alles geben.

Gibt es auch Trash-Talk und Ballyhoo wie bei den Männern. Besonders krass geht es da ja im Vorfeld des Mega-Kampfes zwischen Floyd Mayweather und Gregor McConnor zu. Mayweather bewarf seinen Herausforderer zuletzt sogar mit Geldscheinen, um ihn mit diesem Geprotze einzuschüchtern.
Christina: So viel Geld wie Mayweather verdienen Boxerinnen leider nicht. Aber im Ernst: Beleidigungen oder so etwas gibt es bei den Frauen sehr selten. Wir gehen vor und nach dem Kampf freundlich miteinander um. Wenn man sich gar nicht leiden kann, ignoriert man sich allenfalls. Unsere Szene ist viel, viel kleiner als die der Männer. Man muss immer damit rechnen, dass man gegen eine Gegnerin mehrmals antritt. Getöse lenkt da nur ab...
Gibt's beim Frauen-Boxen eigentlich auch Tiefschläge?
Christina: Ja, natürlich. Die sind auch bei uns verboten. Wenngleich sie uns vermutlich nicht ganz so weh tun, wie den Männern. Dennoch tragen auch Boxerinnen einen Tiefschutz. Und die Hälfte davon auch einen Brustschutz.
Schminken sich Boxerinnen vor dem Fight?
Christina: Ich mache das nie. Das passt für mich nicht zusammen. Beim Boxen will ich meine starke Seite zeigen. Außerdem würde die Schminke nur verwischen. Aber ich hatte einmal eine Gegnerin, die geschminkt antrat. Ganz ehrlich: Ich konnte sie nicht ernst nehmen. Nach dem Fight ist Schminke dagegen hilfreich: Vor allem, wenn man ein blaues Auge bekommen hat.
Christina "Chrizzey" Dörfler wurde am 31.12.1994 geboren. In ihrer Kindheit versuchte sie sich unter anderem als Ballett-Tänzerin ("es war furchtbar..."). Aus Neugierde probierte sie vor vier Jahren Box-Training aus - und war begeistert. Mittlerweile ist sie schwäbische Amateur-Vizemeisterin im Leichtgewicht (bis 60 Kilo) und trat auch schon bei der deutschen Meisterschaft im Kickboxen an, wo sie Zweite wurde. Die Industriekauffrau ist in ihrer Freizeit Trainerin im Dynamic Gym Kempten. Boxen empfiehlt sie jedem: "Es verbessert die Selbstverteidigung, Fitness und Selbstwertgefühl."
Sind Deine Vorbilder Männer oder Frauen?
Christina: Gibt beides. Ich finde Mittel-Gewichtweltmeister Gennadi Golowkin einen Hammer. Aber natürlich habe ich auch Regina Halmich und ihre Verdienste nicht vergessen. Und wie Nikki Adler ihren Weg geht, finde ich trotz der Niederlage auch cool.
Warum gibt's beim Frauen-Boxen keine Nummer-Boys?
Christina: Gute Frage. Das traut sich vermutlich kein Mann (lacht). Die Nummerngirls gehören bei den Profi-Männern zur Show dazu. Doch als Boxerin interessiert mich das nicht. Ich will den Kampf sehen.
Wie fühlt sich ein K.o. an?
Christina: Das weiß ich nicht. Ich bin noch nie K.o. gegangen. Zum Glück!
Du boxt seit vier Jahren. Wie hast Du Dich dadurch verändert?
Christina: Ich bin selbstbewusster geworden - und zugleich ruhiger. Beim Training kann ich mich richtig auspowern. Danach sehe ich vieles gelassener. Außerdem ist meine Konzentrationsfähigkeit größer. Das hängt sicher mit der größeren Ausdauer zusammen. Aber auch damit, dass man beim Boxen wirklich voll dabei sein muss, um sich zum Beispiel Schlagkombinationen zu merken. Generell fühlt es sich gut an, wenn man weiß, dass man sich im Ernstfall wehren kann.
Was für Sprüche kommen von Männern?
Christina: Die Reaktionen sind zweigeteilt. Viele finden es cool, dass ich boxe. Andere finden, dass das Boxen nicht zu Frauen passt und sie sich nie einen Kampf anschauen würden. Finde ich zwar seltsam, aber was soll's: Man kann ja niemand dazu zwingen...