Sie hofft auf das Glanzlicht nach einem turbulenten Jahr. Mit der deutschen Meisterschaft in Obergessertshausen beschließt die Blaichacherin Sina van Thiel am Wochenende ihre Saison. Und für die deutsche Mountainbike-Hoffnung geht es bei den Wettkämpfen der U 19-Junioren um nicht weniger als eine Medaille. Diese Erwartungshaltung hat sich die 17-jährige Athletin vom RSC Kempten in den vergangenen Monaten erarbeitet.
Denn van Thiel, die noch im Sommer 2019 mit dem U 17-EM-Titel im italienischen Pila den größten Erfolg ihrer Laufbahn gefeiert hatte, hat inzwischen im „Konzert der Großen“ Fuß gefasst. Bei den Junioren-WM und -EM, wo neben ihrer Altersklasse auch die Elite am Start ist, etablierte sich die junge Blaichacherin mit WM-Rang 22 in Leogang und zuletzt mit Rang sieben bei der EM im Schweizer Monte Tamaro in der internationalen Spitze. Vor der deutschen Meisterschaft sprachen wir mit der Nummer 15 der Weltrangliste über die Erfahrungen bei der EM und ihre Ziele in Obergessertshausen.
Frau van Thiel, im vergangenen Jahr wurden Sie noch Jugend-Europameisterin der U 17 – in einer Altersklasse darüber sind Sie nun Siebte. Wie zufrieden waren Sie mit dem Resultat?
Sina van Thiel: Absolut glücklich. Den Titel im vergangenen Jahr habe ich ja im Sprint gewonnen, wobei meine eigentliche Disziplin ja das Cross-Country-Format ist. Und da war es mein Ziel, in diesem Jahr in der neuen Altersklasse in die Top Sieben zu kommen. Das hat ja bei der EM richtig gut geklappt.
Dabei hatten Sie am Start sogar einige Schwierigkeiten…
Van Thiel: Ja, sonst wäre vermutlich noch mehr gegangen. Der Start war sehr breit aufgestellt, schon auf den ersten Metern wurde das Feld aber sehr schmal. Danach konnte ich nicht mehr vorbeifahren und hing hinten drin fest – aber das ist zum Ende besser geworden.
Weil Sie viele Plätze gutmachen konnten. Wie lief das Rennen?
Van Thiel: Für mich war es wichtig, ruhig zu bleiben, zu versuchen, immer recht weit vorne zu fahren und darauf zu achten, wann sich eine Gelegenheit ergibt, zu überholen. Das ist mir gut gelungen und ich war schon in der letzten Runde auf Rang sieben. Mehr war nicht drin.
Wie ärgerlich ist es im Nachhinein, dass der Start Sie vielleicht sogar eine Medaille gekostet haben könnte?
Van Thiel: Ehrlich sehr ärgerlich, aber ich habe das Beste aus der Situation gemacht und von daher ist alles gut so, wie es ist.
Ab der Juniorenklasse sind bei den großen Rennen, WM und EM, auch die Elitefahrer dabei. Das haben Sie schon in Leogang erlebt. Wie war die Atmosphäre neben den Erwachsenen?
Van Thiel: Es ist besonders, weil man die eigenen Vorbilder neben sich hat, wir alle auf derselben Strecke fahren und man sich immer etwas abschauen kann. Eine super Erfahrung war es für mich, mit der Nationalmannschaft im selben Hotel zu sein und sich immer mit den Kollegen austauschen zu können.

In der Staffel sind Sie neben Nadine Rieder mit Deutschland Sechste geworden. Wie ist es, an der Seite einer solchen Top-Athletin?
Van Thiel: Das war unser erstes Rennen. Denn wir trainieren nicht gemeinsam, das überschneidet sich zu selten. Aber durch die WM und EM ist der Kontakt etwas enger geworden und wir haben vereinbart, ab und zu zusammen zu trainieren, wenn es zeitlich bei ihr geht. Sie ist ein Gesicht aus dieser Region und sportlich ein großes Vorbild für mich.
Für Sie steht nun die deutsche Meisterschaft in Obergessertshausen an. Als deutsche U 17-Vizemeisterin: Mit welchem Ziel treten Sie an?
Van Thiel: Natürlich will ich aufs Podest, Gold wäre der Wahnsinn. Aber mit dabei ist Top-Fahrerin Luisa Daubermann, die ein Jahr älter und schwer zu schlagen ist. Es wird das erste Rennen 2020, bei dem alle deutschen Fahrerinnen der Altersklasse dabei sind. Und wir sind vier, fünf, die auf demselben Level fahren. An der Spitze wird es eng, mein Ziel bleibt aber eine Medaille.
Das wäre die Krönung nach einem verrückten Jahr. Was überwiegt bei Ihnen, wenn Sie zurückblicken?
Van Thiel: Na, zuerst hat sich durch die Lage die ganze Rennsaison nach hinten verschoben. Das Jahr war eine große Herausforderung, auch mental, weiter zu trainieren, weil sich alle Trainingsblocks verschoben haben. Von daher bin ich sehr zufrieden damit, welche Ergebnisse letztlich herausgekommen sind.
Nach der deutschen Meisterschaft ist die Saison beendet. Wie gehen Sie in die Wintermonate?
Van Thiel: Ich werde joggen, langlaufen, im Keller radeln und viel im Krafttraining aufbauen. Mein Ziel ist es, das Niveau im besten Fall zu halten, einige Lücken zu schließlich und meine Trainingsdauer insgesamt zu erhöhen. Dann will ich 2021 bereit sein für den nächsten Schritt.