Gleich im ersten Versuch hat es geklappt! Mit seinem fünften Profi-Sieg hat sich Ali Celik den vakanten internationalen Titel des Bund deutscher Berufsboxer im Halbmittelgewicht (bis 69,8 Kilo) geschnappt. Leichtfüßig, geschmeidig und zielstrebig dominierte er seinen kurzfristig eingesprungenen Gegner aus Serbien. Ähnlich überlegen hatte im Kampf zuvor die Regensburgerin Hasna Tukic (21) den deutschen Frauen-Titel bis 61 Kilo erobert.

Den Druck, der auf ihm als Lokalmatdor lastete, entlud Celik in einem stetig zunehmenden Schlagwirbel, dessen Wirkung die Fans mit "Ali, Ali"-Rufen vervielfachten. Hadzihajdic war mit diesem Stakkato überfordert. Nach 2:16 Minuten in der dritten Runde warfen seine Betreuer das Handtuch, als der Serbe zum zweiten Mal in die Knie ging. Neidlos verfolgte er, wie Ali Celik freudestrahlend durch den Ring hüpfte und den größten Triumph seiner Karriere feierte.

"Die ganze Arbeit hat sich gelohnt. Ich bin einfach nur froh, dass es vorbei ist", jubelte Celik, dem ein wahrer Marathon in den Knochen steckte. Einerseits, weil er sich drei Monate lang mit voller Intensität auf diesen Kampf vorbereitet hatte. Andererseits, weil er seine Premiere als Veranstalter erlebte. Eine Rolle, die ihn mindestens genauso anstrengte wie das mehrstündige Training pro Tag.
Den Tiefpunkt auf dem Weg zum Titel erlebte er am Mittwochabend: Sein ursprünglich vorgesehener Gegner Florian Wildenhof (Altötting) sagte völlig überraschend wegen einer Verletzung ab. Verzweifelt wurde nach einem Ersatz gesucht, damit der Hauptkampf der "Dynamic Fight Night" nicht platzt. Schließlich wurden Alis Promotor und der Box-Verband in Hadzihajdic fündig, der kurzfristig anreiste. "Es ist super, dass er eingesprungen ist. Er hatte sicher keine solche Vorbereitung wie ich", lobte Celik.
Mit dem langersehnten roten Gürtel um der Hüfte war all die Aufregung der vergangenen Tage vergessen. Im Ring war Ali ohnehin ganz bei sich: "Ich bin ganz ruhig geblieben und hätte auch über die volle Distanz von zehn Runden gehen können", beschreibt er seinen Auftritt. Weitere Glanzmomente sollen folgen: Für Oktober kann sich Ali eine Titelverteidigung erneut in Kempten vorstellen.
Sollten weitere erfolgreiche Kämpfe folgen, könnte er in den nächsten ein, zwei Jahren sogar um die Europameisterschaft antreten. Doch das ist noch Zukunftsmusik. "Ich genieße jetzt erst einmal diesen Abend", sagte Ali.
Für den spektakulärsten Moment sorgte ein weiterer Dynamic-Gym-Fighter im K1-Kampf bis 88,5 Kilo: Ahmet Bozkurt (34) streckte seinen Gegner Philipp Belting (23) aus Aschaffenburg bereits in der ersten Runde mit einem Fußkick an den Kopf zu Boden. Nach bangen Sekunden auf dem Ringboden erholte sich der Gästekämpfer und wurde mit viel Applaus aus dem Scheinwerferlicht entlassen. Mit einem weitaus besser trainierten Gegner hatte es Nico Werner (Allgäu Thais) im K1-Kampf bis 63 Kilo zu tun: Der BWL-Student lieferte sich einen erbitterten Schlagabtausch mit Peter Rac (Sendling), ehe er nach Punkten gewann. Die davongetragenen Blessuren nahm er wie ein Profi: "Das war gar nicht so schlimm. In zwei, drei Tagen wird wieder trainiert."
In Gedanken bei Schwester Perihan
Eine Trainingspause gönnt sich nach dem Titelgewinn derweil Ali Celik. Seine Ehefrau Elena und die beiden Kinder freuen sich nach anstrengenden Wochen bereits darauf. In der Stunde des Triumphs gedachte der Held des Abends auch einem Familienmitglied, das er schmerzlich vermisst: Seine Schwester Perihan starb vor vier Jahren im Alter von 27 Jahren bei einem Autounfall auf der B 12. Das Datum für den bislang wichtigsten Kampf seiner Karriere wählte Ali Celik in tiefer Verbundenheit zu ihr: Der 4. Februar war Perihans Geburtstag. "Sie hat mir immer Kraft gegeben. Deshalb war mir das so wichtig", sagt der neue Champion.