Matthias Kiechle und sein Bruder Lukas aus dem kleinen Weiler Laufen bei Durach im Oberallgäu sind zwei eingefleischte Bayern-Fans. Noch vollkommen berauscht vom 8:0-Triumph zum Bundesliga-Auftakt am Freitag vor einer Woche gegen Schalke 04 schmiedeten die beiden gleich am samstäglichen Frühstückstisch einen fiesen Plan. Ihr Nachbar Hermann Böving, ein treuer Sympathisant des FC Schalke, solle von diesem 0:8 doch ein bisschen länger zehren können.
Die Kiechle-Brüder greifen zum Rasenmäher und zaubern ein Kunstwerk in den Rasen
Also griffen sie zum Rasenmäher, schrieben in das Feld zwischen Kiechle- und Böving-Grundstück in großen Lettern „S 08“ in den Rasen und freuten sich wie „Schnitzel“, dass zum einen der historische Bayern-Sieg auch auf Duracher Flur hell- auf dunkelgrün festgehalten wurde. Und dass zum anderen Böving, der ein Elektrogeschäft in Laufen hat, ein paar Tage lang die Schmach gegen die Bayern nicht vergessen werde. So weit so gut. Schadenfreude gegenüber den Kontrahenten gehört schließlich ebenso zum täglichen Geschäft eines praktizierenden Fußball-Fans wie die Treue zum eigenen Verein. (Übrigens: So spielen die Bundesligisten an diesem Wochenende.)

Doch das Duracher Fan-Späßchen zog in der vergangenen Woche noch Kreise – im wahrsten Sinne des Wortes. Und ganz am Ende stand ein Einsatzfahrzeug der Polizei auf dem Hof von Böving und zwei Beamte vergewisserten sich, dass auf der Wiese auch tatsächlich „S08“ zu lesen war.
Hobbypiloten vermuten einen Notfall in Laufen
Was war geschehen? Durach hat einen Flugplatz und der Ortsteil Laufen liegt ziemlich genau in dessen Ab- und Anflugschneise. Und so blieben die großen Lettern auch aus der Luft nicht unbemerkt. Am vergangenen Dienstag gingen zwei voneinander unabhängige Funksprüche von zwei Hobbypiloten am Duracher Tower ein. Sie hätten ein SOS am Boden gesehen und vielleicht sei es sinnvoll, die Polizei zu alarmieren und sie vorsichtshalber dorthin zu schicken. Die Flugleitung in Durach ging auf Nummer sicher – und eine knappe Stunde später gab eine Streifenwagen-Besatzung Entwarnung. Weder am nahe gelegenen Autobahnkreuz Allgäu sei etwas passiert, noch hätte ein im Gras liegendes Liebespaar Hilfe gerufen.
Nicht gerade der unkomplizierteste Hilferuf
Und so rätseln alle Beteiligten, welches Szenario auch immer sich die beiden Piloten ausgemalt hatten, bei dem ein Hilfesuchender eine Botschaft in den Himmel schickt – statt einfach zum nächsten Haus zu gehen. Die Piloten waren für die AZ nicht ausfindig zu machen, die Pressestelle der Polizei kannte den Vorfall bis Freitag auch noch nicht: „Das soll nichts heißen. Die Beamten vor Ort haben ja kein Vergehen festgestellt. Auf so einer Wiese kann man ja reinmähen, was man will“, hieß es. Für die Polizei wie für den gedemütigten Schalke-Fan Böving gilt: Da wird ziemlich schnell Gras drüber wachsen.