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Allgäuer Eishockey-Kultfigur: "Indiana Jainz" macht den Abflug

Interview zum Abschied

Allgäuer Eishockey-Kultfigur: "Indiana Jainz" macht den Abflug

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    So kennen ihn Eishockeyfans von Lindau bis Höchstadt: Mit seiner kompromisslosen Art machte sich ECDC-Urgestein Martin Jainz einen Namen. Der Ruf des Hausdraufs wird ihm aber nicht gerecht: Jainz war immer geradeaus, versteckte Fouls hinter dem Rücken der Schiris gab es bei ihm nicht. So hat er sich den Respekt der Eishockeyszene erworben.
    So kennen ihn Eishockeyfans von Lindau bis Höchstadt: Mit seiner kompromisslosen Art machte sich ECDC-Urgestein Martin Jainz einen Namen. Der Ruf des Hausdraufs wird ihm aber nicht gerecht: Jainz war immer geradeaus, versteckte Fouls hinter dem Rücken der Schiris gab es bei ihm nicht. So hat er sich den Respekt der Eishockeyszene erworben. Foto: Roland Schraut

    Ein Name, der ein bisschen wie Jones klingt, wenn ihn ein Nordamerikaner ausspricht (etwa: Tscheins). Mit vielen von ihnen hat Martin Jainz im Lauf seiner einzigartigen Karriere bei den Memminger Indians zusammengespielt. Nach 13 Jahren hört er nun auf und sagt am heutigen Freitag goodbye zu den Indianer-Fans am Hühnerberg. Die Memminger Zeitung sprach vorab mit „Indiana Jainz“, um ihn gebührend zu verabschieden.

    Herr Jainz, es heißt, berufliche Gründe hätten Sie dazu bewogen aufzuhören. Hand aufs Herz: Warum hören Sie jetzt wirklich auf?

    Martin Jainz: Ich höre wirklich wegen des Jobs (Sachbearbeiter Logistik, Anm. d. Red.) auf. Es ist schwierig, in dieser Liga zu spielen und 40 Stunden in der Woche zum Arbeiten zu gehen. Ich gehe morgens um 7 Uhr aus dem Haus und komme abends um 23 Uhr nach Hause – und das jeden Tag. Das zerrt ganz nett an der Substanz – und ich bin ja auch keine 23, 24 mehr, sondern 36. Da braucht man nochmals länger zum Regenerieren.

    Mit den Indians ging Martin Jainz den Weg aus den Niederungen der Bayernliga bis in die Oberliga. Und auch, wenn ihm das einige nicht mehr zutrauten - der 36-Jährige belehrte seine Kritiker eines Besseren und ließ die Indians-Fans auch in der dritten Liga (wie hier nach seinem Tor gegen Rosenheim) noch jubeln.
    Mit den Indians ging Martin Jainz den Weg aus den Niederungen der Bayernliga bis in die Oberliga. Und auch, wenn ihm das einige nicht mehr zutrauten - der 36-Jährige belehrte seine Kritiker eines Besseren und ließ die Indians-Fans auch in der dritten Liga (wie hier nach seinem Tor gegen Rosenheim) noch jubeln. Foto: Roland Schraut

    Seit wann steht Ihr Entschluss fest? Kaum zu glauben, dass er spontan erfolgt ist – nach Ihrer langen Zeit am Hühnerberg.

    Jainz: So eine Entscheidung trifft man natürlich nicht von heute auf morgen. Das habe ich mir schon gründlich überlegt. Ich habe es vor drei Wochen dem Vorstand und dem Trainer mitgeteilt.

    Was werden Sie künftig machen – sportlich, beruflich und familiär?

    Jainz: Ich werde schon noch ein bisschen spielen. In Ulm (Landesliga, Anm. d. Red.), da, wo alles für mich begonnen hat. Beruflich habe ich jetzt einfach mehr Verantwortung und mehr Aufgaben – deswegen der Entschluss. Ich habe diesen Sommer auch geheiratet. Die zusätzliche Zeit, die ich jetzt habe, werde ich mit meiner Frau verbringen – und Spiele der Indians besuchen (lacht).

    Die Oberliga hat nichts mehr mit Hobby zu tun.Martin Jainz

    An was denken Sie nun am liebsten zurück?

    Jainz: Wow, es gibt so viele schöne Momente, an die ich zurückdenke: der Aufstieg natürlich, das Finale gegen Sonthofen trotz der Niederlage – ich werde einfach alles behalten, weil es einfach eine Wahnsinnszeit war, die ich nie vergessen werde in meinem Leben.

    Was werden Sie am meisten vermissen, wenn Sie den Hühnerberg verlassen haben werden?

    Jainz: Ganz klar: die fantastischen Fans. Es sind die besten, die ich bisher gesehen habe. Natürlich auch Leute, die über die Jahre wirklich Freunde geworden sind, werde ich sicherlich am meisten vermissen.

    Mei, liab! Ein Spielerporträt aus dem Jahr 2007 - ein Jahr zuvor war Jainz nach Memmingen gekommen.
    Mei, liab! Ein Spielerporträt aus dem Jahr 2007 - ein Jahr zuvor war Jainz nach Memmingen gekommen. Foto: Roland Schraut

    Sie waren jahrelang Kapitän und absoluter Publikumsliebling in Memmingen. Bei den gegnerischen Fans waren Sie jedoch wegen Ihres kompromisslosen Spiels immer Buhmann Nummer eins. Mal ehrlich: Haben Ihnen die Schmähgesänge der gegnerischen Fans nie etwas ausgemacht?

    Jainz: Ne, die haben mich eher noch gepusht. Aber nach dem Spiel muss es auch gut sein. Ich war halt immer einer, der für seinen Verein alles reingehauen hat – auch mal über das Erlaubte hinaus, was ich jetzt natürlich bereue. Aber ich habe es immer für den Verein getan.

    Rückblickend betrachtet: Was ist aus Ihrer Sicht der größte Unterschied zwischen der Bayernliga und der Oberliga?

    Abschiedsworte bei Facebook

    Auch auf der

    Facebook-Seite der Memminger Indians

    hat sich Martin Jainz von den Fans verabschiedet. Er schrieb dort unter anderem: „Ich bin platt! Was ich in den letzten Tagen für tolle Nachrichten erhalten habe, hat mich wirklich gerührt. Sogar Fans aus Lindau und Sonthofen haben sich gemeldet. Es ist nahezu unglaublich und hat mich wahnsinnig gefreut! Ich danke allen, die mit mir die letzten rund 13 Jahre beim ECDC bestritten haben. Ich freue mich darauf, am Freitag möglichst viele bekannte Gesichter am Hühnerberg zu sehen. Ich hoffe, mich gebührend von Euch verabschieden zu können.“

    Jainz: Ganz klar das Tempo, die Spielintelligenz der Spieler sowie die Handlungsschnelligkeit. Das sind die größten Unterschiede. Die Oberliga hat nichts mehr mit Hobby zu tun.

    Wer war ihr schwierigster und unangenehmster Gegenspieler? Und: Mit wem haben Sie sich in Memmingen am besten vertragen und am liebsten zusammengespielt?

    Jainz: Boah, das kann ich gar nicht sagen. Ich habe gegen so viele erstklassige Spieler gespielt. Aber der unangenehmste war – glaube ich – Ron Newhook. Er ist schon richtig clever, den bekommst Du nicht so einfach in einen Zweikampf. Ich hoffe, dass ich bei uns mit allen gut ausgekommen bin. Aber am meisten hab’ ich mit Marc Stotz, Daniel Huhn, Sven Schirrmacher und Antti Miettinen gemacht, weil wir auch privat eng befreundet sind. Zusammengespielt habe ich eigentlich mit jedem gerne. Aber mit unserem ehemaligen Goalie Martin Niemz bin ich jahrelang auch zusammen gefahren. Darum hab’ ich schon ein besonderes Verhältnis zu ihm. Das war immer sehr lustig!

    Wie viele Spiele haben Sie insgesamt für die Indians gemacht? Und noch interessanter: Wissen Sie, wie viele Strafminuten Sie gesammelt haben?

    Jainz: Das kann ich nicht genau sagen. Aber ich glaube, rund 430. Und die Strafminuten? Das ist schwierig! 1000 vielleicht.

    Was erwarten Sie sich von ihrem letzten Spiel für die Indians am Sonntag in Lindau?

    Jainz: Ich hoffe natürlich, dass wir gewinnen und alles fair und friedlich abgeht. Ich wünsch’ mir, dass beide Mannschaften alles geben – was für ein Derby eigentlich normal sein muss – und alle Zuschauer ein Eishockeyspiel sehen, das alles hat, was diese Sportart, die ich so liebe, ausmacht.

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