Wenn Schwimmer Marius Kusch (27) auf das Jahr 2020 zurückblickt, dann sind es zahlreiche sportliche Momente, an die er denkt. „Es war definitiv ein gutes Jahr“, sagt er – nicht nur, weil er sich im März für die Olympischen Spiele qualifizierte. Dass das Großereignis in Tokio um ein Jahr auf Sommer 2021 verschoben wird, war damals noch nicht abzusehen. Doch die Entscheidung trübte die Vorfreude nicht. „Ich habe den Kopf mit Sicherheit nicht in den Sand gesteckt“, sagt Kusch. Stattdessen habe er „sehr fleißig trainiert“.
Seine neue Wahlheimat ist Kalifornien
Kusch, geboren in Datteln/Nordrhein-Westfalen, verbrachte einen Teil seiner Jugend in Marktoberdorf, ehe er vor rund vier Jahren nach Kalifornien zog. Dort, in San Diego, verbrachte er auch das Frühjahr, als die erste Coronawelle das öffentliche Leben lahmlegte. Kusch berichtet von einer strengen Maskenpflicht, die in Kalifornien gelte. „In den Supermärkten stelle ich keinen Unterschied zu den Regeln in Deutschland fest. Ich habe sogar das Gefühl, dass die Auflagen in den USA noch etwas strenger sind.“
Der Schwimmer hat einen strengen Trainingsplan
Streng war im Frühjahr und Sommer auch der Trainingsplan des Sportlers. „Unser Coach hat dort ein recht großes Anwesen mit zwei Schwimmbahnen zu je 22 Metern“, erzählt Kusch. David Marsh, der vor vier Jahren die US-Frauen trainierte, weiß genau, was er will und was er von seinen Schützlingen verlangt. Auch deshalb sind die Ziele des 27-jährigen Schwimmstars hoch: „Alles ist möglich“, sagt Kusch mit Blick auf Tokio 2021. „Wer bei uns nur mittrainieren möchte, ist in der falschen Gruppe. Das Ziel ist natürlich, im kommenden Jahr Medaillen zu gewinnen“, erklärt er weiter.
Bei der International Swimming League in Budapest am Start
Zuletzt startete er bei der International Swimming League (ISL) in Budapest. 18 Mal wurde Kusch in den Vorrunden eingesetzt. Dabei sammelte der Schmetterling-Spezialist fleißig Punkte, sodass seine Mannschaft das Halbfinale der „Champions League der Schwimmer“ erreichte. Unter anderem startete der Europameister und deutsche Rekordhalter über seine Paradestrecke 100 Meter Schmetterling, aber auch über die Freistil-Distanzen und in den Staffeln (Männer und Mixed). Mit seinem Team „London Roar“ schaffte er es letztlich bis ins Finale, musste sich erst dort geschlagen geben. „Wir wurden Dritter, was angesichts der Tatsache, dass uns neun australische Top-Schwimmer fehlten, ein starkes Ergebnis ist“, berichtet der Allgäuer. Die Australier konnten wegen der Corona-Beschränkungen nicht einreisen. Sie bekamen – anders als Kusch – daher auch nicht mit, wie es sich in der „Schwimmer-Blase“ gelebt hat. „Ich fand’s super“, blickt Kusch zurück und erzählt, wie er mit anderen Sportlern zwischen den Wettkämpfen in großzügigen Hotel-Lobbys saß und man gemeinsam Kaffee trank. „Natürlich immer mit Abstand“, fügt er hinzu. Kurios sei der Speisesaal ausgestattet gewesen. Die Organisatoren hatten Einzeltische besorgt, die alle im Abstand von mindestens eineinhalb Metern zueinander aufgestellt waren. „Es hat sich ein bisschen so angefühlt wie einst beim Schreiben von Klausuren“, meint Kusch lachend. „Ich gehe davon aus, dass die Sicherheitsprotokolle bei den Olympischen Spielen sehr ähnlich sein werden.“
Nächstes Ziel ist die Deutsche Meisterschaft im April 2021
Nach dem Turnier in Budapest fand der 27-Jährige einige Tage Zeit, um seine Eltern in Marktoberdorf zu besuchen. Oft schafft er das nicht mehr. Mutter und Vater hätte er rund ein Jahr lang nicht mehr persönlich gesehen, im Allgäu sei er zuvor zuletzt 2018 gewesen. Die freie Familienzeit nutzten die Kuschs für einen Shopping-Ausflug nach Kempten und dazu, „Natur und Berge zu genießen“. Inzwischen ist der Schwimmer schon wieder in Kalifornien, wo direkt die nächsten Trainingseinheiten anstehen. Auch in der Zeit um Weihnachten und Neujahr wird geübt, berichtet er. Der Fokus liegt auf der optimalen Vorbereitung für die kommenden Aufgaben – und dazu zählt nicht nur Olympia, sondern auch die Deutsche Meisterschaft im April 2021 in Berlin.