Rasten und rosten? Das ist nichts für Heidrun Besler. Sie rast und rockt lieber! Die sympathische Lauf-Oma (drei erwachsene Kinder, drei Enkel) läuft mit 63 Jahren schneller als die meisten Jungen.
Dabei ist die Vegetarierin (1,70 m, 49 Kilo) eine echte Spätstarterin. Sie begann erst mit 50 Jahren mit Jogging. "Ich bin der Beweis, dass es sich in jedem Alter lohnt, mit dem Sport anzufangen", sagt Heidrun schmunzelnd. Von ihrer ältesten Tochter wurde sie seinerzeit zum Laufen ermuntert - und stürmte schon bald auf die Podeste. Gleich beim ersten Wettkampf wurde sie beim Frauenlauf in Immenstadt Zweite über 5.000 Meter. Viele weitere Top-Leistungen folgten.

Doch was ist ihr Erfolgsgeheimnis?
Hier gibt Heidrun Einblicke in ihre Einstellung und in ihr Training:
+ Grundlagen-Training im Sauseschritt! (Für Anfänger)
Bevor Heidrun mit dem Laufsport anfing, hatte sie sich bereits eine sehr gute Kondition. Und die verdankte sie ihrer Arbeit als Servicekraft in einem 45-Betten-Hotel samt Biergarten. "Ich hab schon immer alles im Sauseschritt gemacht", erzählt sie über ihr unbewusstes Training. Das bestätigt Elmar Karg, Senior-Chef im Hotel Rosenstock, wo Heidrun immer noch arbeitet: "Die 'eckigen Tisch' sind schon ganz rund, so schnell wie die zwischen denen umeinenanderspringt!" Verblüffende Zahl: Bis zu 25 Kilometer legte Heidrun bei der Arbeit zurück, wie sie später mithilfe einer Sportuhr samt Schrittzähler herausfand. Das kommt natürlich nicht jeder Bürohengst mit. Doch Heidrun ist sicher: "Jeder kann darauf achten, dass er privat oder beruflich so viel wie möglich zügig zu Fuß erledigt."
+ Spaß haben (Für alle)
Für Heidrun ist Laufen ein Genuss. "Sobald ich in der Natur loslaufe, ist das für mich Erholung und Entspannung. Selbst wenn ich schnell laufe. Ich kann beim Laufen mehr Kraft tanken als bei einem Urlaub im Liegestuhl." Wer laufen als Qual empfindet, sollte sich einen anderen Sport suchen.
+ Abwechslung suchen (Für alle)
Immer nur dieselbe Strecke im selben Tempo? Nicht mit Heidrun. "Ich glaube, man muss immer wieder einen neuen Reiz setzen. Also zum Beispiel mal schnell und mal langsamer laufen. Oder neue Strecken entdecken. Ich laufe manchmal los und biege irgendwo ab, wo ich noch nie war." Heidrun achtet zudem darauf nicht nur zu laufen: Sie fährt gerne Rad (Rennrad und Mountainbike), dehnt sich mindestens zwei Mal die Woche und dreht im Winter auf der Loipe ihre Runden.

Derzeit trainiert Heidrun um die vier Mal die Woche. Und so sieht Lieblingsprogamm aus (für Fortschrittene):
+ Zwei flotte Flachkurs-Einheiten pro Woche
Zwei Mal pro Woche läuft Heidrun jeweils 10 bis 15 Kilometer auf einem flachen Kurs. Zum Beispiel entlang der Iller. Oder auf asphaltierten Strecken. "Das ist wichtig mit Blick auf die Stadtläufe. Da sind die Strecken meistens auch eben und der Untergrund ist hart. An diese Bedingungen muss sich der Körper gewöhnen." Heidrun setzt sogar eins drauf: Sie läuft die Flachkurs-Einheiten stets in ihrem Wettkampf-Tempo - also Vollspeed. "Das sollte man allerdings nur machen, wenn man schon Erfahrung hat", sagt sie.
+ Eine Bergeinheit pro Woche
Die Berge liegen vor der Haustür. Also werden sie auch genutzt. Einmal pro Woche gönnt sich Heidrun einen Traillauf. Je nach Lust und Laune gestaltet sie Umfang und Geschwindigkeit. Mal sind es 20 Kilometer in lockerem Tempo. Oder sie läuft eine kürzere Distanz und baut ein paar Sprints (z.B. 5 Mal 100 Meter bergauf) ein.
+ Ein Tempo-Training pro Woche
Heidrun zieht auch als Ü60-Läuferin ihre Sprints durch. Sie läuft sich zuerst 2 Kilometer warm. Danach folgen auf flacher Strecke 200 Meter Sprint sowie 200 Meter Dauerlauf im Wechsel. Das Ganze wird 8 bis 10 Mal wiederholt.
(Acht Wochen vor dem Start bei einem Marathon läuft Heidrun zusätzlich zum oben beschriebenen Programm pro Woche einmal 25 bis 35 Kilometer in lockerem Tempo.)
Kurios: Heidrun hat sich ihr Programm selbst zusammengestellt. Ausschließlich nach Gefühl. "Ich hab nie ein Buch darüber gelesen. Und hatte auch nie einen Trainer. Deshalb würde ich auch nie behaupten, dass mein Programm jedem Läufer hilft." Fest steht jedoch: Ihr hat es geholfen. Mit 63 Jahren ist Heidrun topfit und hat noch lange nicht genug. Bis 70 will sie weiter Wettkämpfe bestreiten. Erst danach will sie es ruhiger angehen lassen.
Was auch immer das bei diesem Energiebündel heißt...