„Es ist ein perfekter Tag!“ brachte es der Amerikaner Paul D’Orleans kurz vor dem Start zum ersten Wertungslauf am Samstag auf den Punkt. Und machte sich auf, mit der Startnummer 1 und dem ältesten startenden Motorrad, einer Sunbeam Baujahr 1925, den Berg zu erklimmen. Als sich am Auerberg die letzten Nebelschwaden am Vormittag lichteten und den Blick auf die Auerbergkirche freigaben, war alles angerichtet für die zweite Auflage des Auerberg-Klassik. Tausende Zuschauer goutierten bereits am Samstag entlang der 3,2 Kilometer langen Strecke ein motorsportliches Event der Extraklasse.
Das Starterfeld war gespickt mit Legenden der zwei- und vierrädrigen Zunft. Während die Motorradfahrer im Rahmen einer Gleichmäßigkeitswertung um Pokale fuhren, boten historische Rennwagen in den Pausen eine Reminiszenz an die früheren Zeiten des legendären und 1987 letztmals ausgetragenen Auerbergrennens. So ließ es sich auch der mit stolzen 83 Jahren älteste Fahrer, Michael „Mike“ Endress aus Durach, nicht nehmen, seinen gelben NSU TT nochmals – und dies durchaus flott – auf den Auerberg zu fahren.

Und flott wurde auch im Wettbewerb bei den Motorrädern und Seitenwagen gefahren, auch wenn es bei der ausgeschriebenen Gleichmäßigkeitswertung nicht um die schnellste gefahrene Zeit ging, sondern darum, zweimal möglichst exakt in derselben Zeit über die Strecke zu kommen. Von Fahrerinnen und Fahrern in historischem Outfit bis hin zu lupenreinen Renngespannen aus vergangenen Zeiten war alles geboten, was das Herz der Motorsportfreunde erfreute. So ließ es sich auch die Rennsportlegende Helmut Dähne mit seiner 37 Jahre alten BMW ebenso wenig nehmen, sehr zur Freude der Zuschauer kräftig am Gaskabel zu ziehen wie die Gebrüder Peter und Markus Preisinger auf ihrem nur wenig jüngeren Suzuki-Renngespann.
Reges Treiben an der Strecke
Entlang der gesamten Strecke sorgten die Verpflegungsstände der örtlichen Vereine für das leibliche Wohl der Zuschauer. Auch am Marktplatz in Bernbeuren herrschte vor und nach dem Geschehen auf der Strecke reges Treiben. Zahlreiche Aussteller, Händler und Gastrostände boten den Besuchern Abwechslung und Erfrischung bei durchwegs sommerlich anmutenden Temperaturen.
Etliche Gäste traten in perfekt zum Event passender Kleidung im Stil der 20er bis 70er - Jahre auf, was von den Veranstaltern nicht nur durch ermäßigte Eintrittspreise, sondern auch mit einen „Best - Dressed-Wettbewerb“ gewürdigt wurde.

Natürlich gab es auch am Rande dieser Motorsportveranstaltung die ein oder andere unvermeidliche kritische Stimme zum allgegenwärtigen Thema Klimaschutz. „Passt das? Darf man das?“ fragte der Bernbeurener Bürgermeister Martin Hinterbrandner in seinem gedruckten Grußwort. Und lieferte die Antwort sogleich hinzu: „Ja – natürlich! Diese Veranstaltung passt und gehört in unsere heutige Zeit und sie passt und gehört zu Bernbeuren.“ Bereits vor zwei Jahren habe sich mehr als deutlich gezeigt, wie wichtig solch eine Großveranstaltung, wo alle zusammenhelfen, für das Erstarken des „Wir-Gefühls“ innerhalb der Dorfgemeinschaft sei. Nicht nur die örtlichen Vereine, sondern auch Gastronomie und Tourismus profitierten vom „Auerberg - Klassik“. Man tue auch gut daran, sich an den Wert des „Alten“ zu erinnern.
Dass das Interesse daran ungebrochen ist, zeigte vor allem auch die Tatsache, dass das Publikum eben nicht überwiegend aus älteren Semestern, die ihre Erinnerungen auffrischen wollten, sondern aus jüngeren Jahrgängen bestand.
Und viel erlebbarer und im wahrsten Sinne des Wortes „greifbarer“ als am Auerberg kann motorsportliche Historie heutzutage kaum noch sein.