„Petrus ist ein Oberstdorfer“, hatte der früherer Oberstdorfer Bürgermeister Thomas Müller einmal gesagt, nachdem ihm der Wettergott zur Nordischen Ski-WM erst reichlich Neuschnee und dann tagelang strahlenden Sonnenschein beschert hatte.
Petrus war auch am Freitag ein Oberstdorfer, schenkte den 14 400 Zuschauern zur Qualifikation ein traumhaftes Winterwetter. Am Samstag zum 1. Wettkampf der 66. Vierschanzentournee schien Petrus noch seinen Resturlaub abzubauen. Es regnete in Strömen, böiger Wind oben an der großen Schattenbergschanze erschwerte zudem den Athleten, ihr Tagwerk ordentlich zu vollbringen.
25 500 Zuschauer in der ausverkauften Audi Arena ließen sich von Wind und Dauerregen aber nicht die Stimmung vermiesen. In der Hoffnung auf einen deutschen Sieg schwenkten sie unentwegt ihre schwarz-rot-goldenen Fähnchen, schunkelten und feuerten die Athleten auch dann noch an, wenn diese wegen der schwierigen Bedingungen reihenweise vom Himmel stürzten und knapp nach der 100-Meter-Marke zum Landen kamen.

Große Weiten gab es aber auch: Der Pole Kamil Stoch gewann mit 126 und 137 Metern, Favorit Richard Freitag landete mit 128,5 und 127 Meter nur 4,2 Punkte auf Rang zwei vor Stochs Teamkollege Dawid Kubacki (126,5/129). Der Österreicher Stefan Kraft musste seine Oberstdorfer Siegesserie (1 x Tournee, 2 x Skifliegen) beenden und landete nach Rang eins im ersten Durchgang am Ende auf dem undankbaren vierten Platz. Lokalmatador Karl Geiger erwischte im K.o.-Duell gegen Andreas Wank extremen Rückenwind, bekam 19,3 Bonuspunkte, musste sich wegen mehrerer kleiner Fehler aber mit Rang 17 begnügen.
Österreichs Bundestrainer Heinz Kuttin hatte ein Sonderlob für die Fans parat: „Ich glaube, wir haben in Oberstdorf noch nie so viele Sprünge unter 110 Metern gesehen, das größte Kompliment muss ich dem Publikum machen. Es war unheimlich, wie die Zuschauer die Stimmung hochgehalten haben.“
Stimmen:
Kamil Stoch (1. Platz/Polen): „Ich bin gerade ziemlich müde. Es war ein fantastischer Tag für mich, die Wetterbedingungen waren wirklich hart. Aber ich zwei gute Sprünge hinbekommen. Es war schon ein hohes Niveau, auch Richard und Dawid zeigten sehr gute Leistungen. Insgesamt war es ein guter Tag für mich. Der Schlüssel, wie gut es weitergeht in Garmisch, ist die Erholung. Wir fahren ja gleich weiter. Aber die Schanzen zu wechseln, ist kein Problem.“
Richard Freitag (2. Platz/Deutschland): „Sind ganz am Anfang der Tournee. Kamil ist gut gesprungen, hat im zweiten Durchgang einen rausgehauen. Ich bin zufrieden mit Training, Quali und dem heutigen Tag. Es hat Spaß gemacht. Wir alle konnten froh sein, dass wir heute überhaupt springen konnten. Da muss man vielen Leuten Danke sagen.“ Zum Wechsel nach Garmisch: „Der Schlüssel ist das Team und die Logistik. Korbinian, unser Physio, wird heute noch ein bisschen was zu tun haben. Wir sind gut aber gut aufgestellt.“
Dawid Kubacki (3. Platz/Polen): „Ich bin wirklich glücklich über mein Resultat. Es war ein langer Weg und eine lange Wartezeit bis zu meinem ersten Podiumsplatz, aber es hat sich gelohnt zu warten.“