Kurz vor dem ersten von acht Rennen der Enduro Weltserie (EWS) am 26. März hat Ines Thoma ein dickes Ausrufezeichen gesetzt. Sie gewann das NZ Enduro auf der Südinsel von Neuseeland. Die Allgäuerin vom Canyon Enduro Factory Team entschied bei strahlendem Sonnenschein am "Whites Bay" auf der technisch anspruchsvollen Strecke beide Stages (Zeitprüfungen) zum Auftakt.
Am nächsten Tag fuhr sie bei vier Einsätzen jeweils aufs Podest - und das obwohl sich die Bedingungen um 180 Grad geändert hatten. "Extreme Niederschläge, schlechte Sicht und rutschige Bedingungen machten die Trails nahezu unfahrbar", schildert Thoma die krassen Verhältnisse. "Viele Enduristen waren streckenweise schneller und vor allem sicherer zu Fuß unterwegs." Da der Regen anhielt, mussten die für den Schlusstag geplanten Rennen abgesagt werden. Somit ging der Sieg an Ines Thoma, die nach zwei Renntagen mit 1,7 Sekunden Vorsprung ihren ersten Saison-Einsatz knapp gewann. "Das Wintertraining scheint Früchte zu tragen", jubelt die Mountainbikerin vom SSV Wildpoldsried, die für das Canyon Enduro Factory Team fährt.
Bei den Enduro-Rennen geht es zu 80 Prozent bergab. "Manchmal wundere ich mich bei der ersten Streckenbesichtigung schon, was wir da eigentlich machen", sagt Thoma schmunzelnd. Doch spätestens am Start, ist jeglicher Zweifel völlig ausgeblendet. "Da bin ich absolut konzentriert und freue mich", sagt die deutsche Enduro-Meisterin, die Geschwindigkeiten von 80 Kilometern pro Stunde erzielt.
Die Freeride-Disziplin vereint ihrer Ansicht nach alles, was Biken ausmacht: "Geschwindigkeit, technische Höchstleistung, Bewegung in der freien Natur und das Unterwegssein mit Freunden."
Ein Video zur Faszination Enduro findest Du hier:

Zwar ist die Disziplin in Deutschland nur eine Randerscheinung. "Doch in anderen Ländern, allen voran in Frankreich, ist sie populär wie bei uns beispielsweise die Mountainbike-Marathons", erzählt sie. Was die wenigsten glauben können: Die spektakulären Abfahrten, die bis zu 25 Minuten dauern, verlangen den Fahrern auch in konditioneller Hinsicht alles ab. Vor allem die hintere Beinmuskulatur wird beim Bike-Ritt in stehender Position auf welligem Boden beansprucht. "Das ist von der Belastung ähnlich wie bei einer Tiefschnee-Abfahrt", erzählt Ines Thoma.

Ihre ausgeprägten Unterarme verraten zudem, dass Lenken und vor allem Bremsen in dieser Disziplin einen regelrechten Kraftakt darstellen. Denn Stürze kommen immer wieder vor. Pro Jahr landet Ines Thoma um die 30 Mal auf dem Boden. Schürfungen und Prellungen inklusive. "Aber etwas Schlimmeres ist zum Glück noch nie passiert", sagt Thoma, die immer mit einem Rückenprotektor unterwegs ist.
Zur Ausrüstung gehören zudem Schutzhelm, Brille, Knieschoner, und lange Handschuhe. Ihr etwa 13 Kilogramm schweres Enduro-Bike ist doppelt gefedert, kommt aber bei Weitem nicht nur bei den Abfahrten zum Einsatz. Bei den Enduro-Rennen ist es üblich, dass die Teilnehmer innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens selbst an den Start in Höhenlage radeln, ehe sie im nächsten Durchgang nach unten rasen. Bis zu vier Abfahrten pro Tag stehen auf dem Programm. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Enduro-Fahrer an solchen Tagen auch bergauf ziemlich beschäftigt sind. 50 Kilometer und 1.700 Höhenmeter kommen da leicht mal zusammen.
Nach dem gelungenen Auftakt freut sich Ines auf die nächsten Herausforderungen der Saison. Die Enduro Weltserie, in der Thoma im Vorjahr Gesamt-Vierte wurde, beginnt am 26. März in Rotorua, auf der Nordinsel von Neuseeland.
Weitere Stationen sind:
- 8./9. April Tasmanian (Australien)
- 13./14. Mai Madeira (Portugal)
- 28. Mai Co Wicklow (Irland)
- 30. Juni/1. Juli Millau (Frankreich)
- 29./30 Juli Aspen (USA)
- 13. August Whistler (Kanada)