15 knüppelharte Hindernisse auf 2,5 Kilometern und 200 Höhenmetern warten auf die Teilnehmer an der Heini-Klopfer-Schanze. Die 24-jährige Oberstdorferin feiert einen Monat vor dem Weltcup-Saisonstart ihre „All-In“-Premiere.
Frau Holzmann, war Ihr Start beim All-In in Oberstdorf eine Schnapsidee oder Teil des Vorbereitungsplans?
Johanna Holzmann: Es ist keine Schnapsidee. Das Rennen ist natürlich ein Training für mich, auch wenn es nicht speziell auf meine Wettkampf-Art zugeschnitten ist. Man misst sich aber trotzdem im Wettkampf mit Athleten unter Konkurrenzdruck. Und klar, man muss mit jeder Menge Adrenalin umgehen.
Wie kam es zu Ihrer Teilnahme?
Holzmann: Ich wusste, dass der Wettkampf im Vorjahr ein Erfolg war und es hat mich da schon gereizt. Da hatte ich aber schon ein anderes Rennen geplant. Heuer wollte ich mir das so dicht vor der eigenen Haustüre nicht entgehen lassen.
Wie haben Sie sich auf das Extrem-Hindernisrennen vorbereitet?
Holzmann: Man kann sich recht gut darauf vorbereiten. Es ist ja grundlegend ein Laufwettkampf, geprägt von vielen Hindernissen. Ich habe mit vielen Intervall-Trainings und Krafteinheiten mit hoher Intensität gearbeitet. Speziell an der Skiflugschanze habe ich auf den Treppen trainiert – das gehört ohnehin zu meinem Trainingsprogramm.

Haben Sie sich Tipps geholt?
Holzmann: Eine Freundin von mir, Lea Heckmair, hat im Vorjahr mitgemacht und heuer starte ich mit ihrer Schwester, Hannah. Wir haben uns ein paar Tipps geholt, auch wenn die Situation völlig neu wird. Aber wasserfestes Schuhwerk hilft nicht zwingend bei den Bedingungen – allein im Fluss kommt Wasser oben rein und vor allen Dingen nicht mehr raus. Handwärmer sind beim Hangeln sicher von Vorteil.
Ihre Gruppe startet ab 11 Uhr – wie angespannt werden Sie vor der Schanze am Start stehen?
Holzmann: Unter Wettkampfbedingungen habe ich so etwas noch nie gemacht, es ist komplett anders als das, was ich kenne. Aber ich versuche locker ranzugehen, und glaube, dass ich meine Kräfte ganz gut einschätzen kann.
Worauf freuen Sie sich am meisten?
Holzmann: (lacht) Auf das Gefühl, es am Ende geschafft zu haben. Aber mit Hannah wird das sicher ein Spaß.
Wovor haben Sie großen Respekt?
Holzmann: Es sind viele Hindernisse, die sehr armlastig sind. Außerdem ist es extrem mit dem Schnee und der Nässe, wenn die Hürden mit der Zeit schwerer werden. Das letzte Hindernis „All-In“, ein Hangelparcours, bei dem man bei Fehlern Strafrunden aufgebrummt bekommt, wird eine brutale Nummer.
Wie sehr haben Sie sich mit der Strecke beschäftigt?
Holzmann: Ich habe mir ein paar der Hindernisse angesehen – aber es ist schwer, spezifisch zu trainieren. Es wird so oder so sehr extrem.
Heuer gibt es beispielsweise Gewichte und längere Distanzen für Strafrunden – worauf stellen Sie sich ein?
Holzmann: Da mache ich mir keine Sorgen – mit Gewichten trainiere ich im Sommer in der Vorbereitung.

Mit Moritz Hamberger haben Sie auch einen neuen Trainer an Ihrer Seite. Woran haben Sie gearbeitet?
Holzmann: Es ist eine sehr positive Zusammenarbeit. Ich habe 2019 auf hohem Niveau abgeschlossen und ich hatte das Gefühl, dass ich sofort so einsteigen konnte. Und ein neuer Trainer gibt neue Eindrücke, neuen Schwung. Wir haben viel modernisiert: Trainingsplanung, Fahrgemeinschaften und Strafenkataloge koordinieren wir nun über eine App.
Und in der körperlichen Arbeit?
Holzmann: Moritz ist ehemaliger Telemarker und Slackliner – so haben wir beispielsweise auch viel im Bereich des Gleichgewichts gemacht.
Wie ist der Stand der Vorbereitung?
Holzmann: Insgesamt bin ich mit dem Stand für den aktuellen Zeitpunkt sehr zufrieden. Aber wir haben kürzlich festgestellt, dass ich im technischen Bereich direkt im Telemarken noch etwas arbeiten muss. Aber meine Geschwindigkeit stimmt – und das gibt ein gutes Gefühl.
Sie haben lange Jahre mit schweren Knieverletzungen zu kämpfen gehabt. Ist aktuell alles intakt?
Holzmann: Ja.
Große Kristallkugel im Hinterkopf
Nun starten Sie bei diesem Extremrennen. Mit Blick auf den Auftakt der Weltcup-Saison: Nehmen Sie Gas raus, oder geben Sie „alles, was geht“?
Holzmann: Halbgas gibt es nicht, da müsste ich gar nicht erst starten. Aber ich werde nicht mit letztem Risiko versuchen, durchzukommen.
Im neuen Jahr starten Sie als Weltmeisterin in den Weltcup. Fühlen Sie sich mehr als Gejagte, als nach Ihrem Gesamtweltcup-Sieg 2018?
Holzmann: Nein, der Druck ist nicht so groß wie 2018. Das war eine Mega-Saison, da ist mir fast alles gelungen und sportlich wäre auch nicht viel mehr gegangen. 2018/2019 hatte ich am Anfang der Saison eine schwierige Phase. Jetzt bin ich ganz anders eingestellt und besser aufgestellt. Als Gejagte sehe ich mich aber nicht.
…sondern?
Holzmann: Mir fehlt noch ein Sieg im Classic – ich möchte in dieser Saison in allen drei Disziplinen einen Weltcupsieg feiern. Und eine Kristallkugel holen, egal welche es ist. Aber klar, im Hinterkopf habe ich sicher die große Kristallkugel.