Filme, Fotos, Anekdoten und sonstige Zeitdokumente – der 54-Jährige hat sie alle. Seit vielen Jahren Kuriositäten-Beauftragter in seiner eigenen Sendung beim WDR und im Sportschau-Club der ARD, ist Zeigler einer der wohl größten Fußball-Archivare. Am Dienstag, 17. März, tritt er mit seinem Bühnen-Programm „Dahin, wo es weh tut“ in der Kemptener Kultbox auf.
Eintrittskarten für „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ am Dienstag, 17. März, ab 20 Uhr in der Kemptener Kultbox gibt es unter anderem in den Servicecentern der Allgäuer Zeitung, Telefon 0831-2065555.
Herr Zeigler, die Winterpause geht heute zu Ende. Die Proficlubs haben in den vergangenen Wochen in der Sonne trainiert. Was hat der Fußball-Kabarettist gemacht: Urlaub oder stundenlanges Altherren-Hallenfußball-Studium beim Spartensender Sport1?
Arnd Zeigler: Ich bin da immer sehr zerrissen. Einerseits tut so eine Pause natürlich gut, andererseits ist bei uns um die Ecke in Oldenburg zu Jahresbeginn stets ein Veteranen-Hallenturnier, bei dem ich mir gerne zusammen mit meinem Sohn unsere alten Helden ansehe. Das ist genau der entspannte Umgang mit Fußball, den ich im Winter brauche.
Für Sie müsste so ein AH-Turnier doch ein Schlaraffenland sein. Da sind Kicker wie Ailton, Mike Hanke oder Tim Wiese dabei. Fehlt es der Bundesliga mittlerweile an solchen Typen?
Zeigler: Das denkt man oft, wenn man in Interviews die glattgebügelten Stars sieht und hört. Aber die Zeiten ändern sich einfach. Wir haben heute auch andere Popstars und Politiker als früher. Ich glaube, es gibt nach wie vor spannende und tolle Typen in der Bundesliga. Thomas Müller zum Beispiel. Der ist nie langweilig. Oder Trainer wie Jürgen Klopp und Christian Streich.
Wir dürfen den Spaß am Fußball nicht verlieren, sollten ihn aber stets mit wachsamen Augen konsumierenArnd Zeigler
Sie gelten quasi als Archivar der dummen Fußball-Sprüche. Gibt’s für Sie das herausragende Jahrhundert-Zitat?
Zeigler: Ich habe mittlerweile drei Sammlungen mit über 2.000 Sprüchen zusammengestellt. Es gibt ganz viele Zitate, die ich toll finde. Das ist schon eine eigene Kultur-Form.
Ihr Bühnenprogramm, mit dem Sie am 17. März nach Kempten kommen, heißt „Dahin wo’s weh tut“. Klingt nach einer ordentlichen verbalen Blutgrätsche ...
Zeigler: Keine Angst, so schlimm wird’s nicht. Das Tolle an Fußball ist doch: Als Fan bedeutet uns dieser Sport so viel, dass wir ein Leben lang dabei bleiben. Obwohl es immer wieder schmerzt. Wenn man nicht gerade Fan des FC Bayern München ist, hat man mit seinem Lieblingsverein in all den Jahren viel Verdruss und man geht eben ganz oft dahin, wo’s weh tut.
... da sprechen Sie als bekennender Fan des SV Werder Bremen aus Erfahrung, oder?
Zeigler: Ja, ich glaube, dass man zum Beispiel so etwas wie Empathie viel eher lernt, wenn man Fan eines Vereins ist, der nicht ständig gewinnt und auch mal absteigt.
Gab es denn auch schon Momente, in denen Sie gar keine Lust mehr auf Fußball hatten?
Zeigler: Das ist zum Glück noch nie vorgekommen. Bei mir hat sich durch die mediale Entwicklung in den vergangenen Jahren viel eher eine gewisse Olympia-Müdigkeit eingeschlichen. Da weiß man während der Spiele inzwischen gar nicht mehr, welche Sportart gerade von welchem Sender übertragen wird. Gut, das ist beim Fußball ähnlich. Nehmen wir die Spiele der Europa League. Kommt’s grad auf Dazn? Oder bei Nitro? Oder vielleicht gar nicht? Das nervt. Es wird aber nie dazu führen, dass ich vom Fußball genug habe. Wenn ich keine Lust mehr auf Champions League habe, dann gehe ich eben zu meinem Stammverein und schau mir ein Bezirksliga-Spiel an.
Wie steht’s eigentlich um Ihre eigenen fußballerischen Fähigkeiten?
Zeigler: Eine Frage, die ich leider sehr oft gestellt bekomme (lacht). Nicht gut. Ich war als Kind lange klein, schmächtig und langsam. Keine gute Mischung. Daher wurde ich in der Abwehr dorthin gestellt, wo ich nicht viel Schaden anrichten konnte. Als Spieler hätte ich es nie in die Bundesliga geschafft – und jetzt bin ich trotzdem mittendrin.
Ist der moderne Fußball mit seinen egozentrischen Stars und den Millionen-Gehältern denn überhaupt noch kabaretttauglich?
Zeigler: Ja, auf jeden Fall. Es wird immer Dinge geben, die wir als Fans lustig finden oder über die wir uns ärgern. Da kann passieren, was will. Früher waren das die Salami-Spieltage oder das Pay-TV, heute ist das zum Beispiel das Phänomen Red Bull Leipzig. Wir dürfen den Spaß am Fußball nicht verlieren, sollten ihn aber stets mit wachsamen Augen konsumieren.
Ich kenne auch sehr viele nette Menschen, die den FC Bayern gut finden.Werder Bremen-Fan Arnd Zeigler
Bleiben wir noch kurz in der Bundesliga: Das Rennen um die Meisterschaft ist spannend wie lange nicht mehr. Wer macht’s denn am Ende?
Zeigler: Viele hoffen, dass es dieses Mal tatsächlich anders laufen könnte. Leipzig und Dortmund sind stark. Aber ganz ehrlich: Ich glaube, es wird am Ende wieder wie immer und der FC Bayern wird seinen nächsten Titel holen.
Wir haben hier im Allgäu den Viertligisten FC Memmingen als sportliches Aushängeschild, unsere Legende ist „Bulle“ Roth, WM-Torschütze Mario Götze ist in Ronsberg groß geworden und Kevin Volland ist aktuell unser bester Mann in der Bundesliga. Gar nicht so schlecht, unser Allgäu, oder?
Zeigler: Kevin Volland ist in der Tat vereinsübergreifend einer meiner Lieblingsspieler. Das sage ich jetzt nicht nur, um Euch Allgäuern zu schmeicheln (lacht). Er ist ein besonderer Spielertyp, ein ständig malochender Stürmer und einer, der seinem Verein Bayer Leverkusen schon außergewöhnlich lange treu ist.
Aber es wimmelt hier auch geradezu vor Bayern-Fans. Freuen Sie sich trotzdem auf das Gastspiel in Kempten?
Zeigler: Natürlich. Ich bin ja kein Bayern-Hasser. Ich kenne auch sehr viele nette Menschen, die den FC Bayern gut finden.