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Canyoning im Ostertaltobel: Wer sich fallen lässt, erlebt mehr

Spring Schweinehund, spring!

Canyoning im Ostertaltobel: Wer sich fallen lässt, erlebt mehr

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    Augen zun und durch: Wer beim Canyoning zu viel nachdenkt, hat verloren.
    Augen zun und durch: Wer beim Canyoning zu viel nachdenkt, hat verloren. Foto: Die Canyonauten

    Als ich mit einer Gruppe von vier Leuten und unserem Canyonauten-Guide Veronika meine Canyoning-Tour im Ostertaltobel starte, bin ich noch total entspannt. Vero setzt sich mit uns auf ein paar Steine im Wasser und erklärt ganz ruhig, worauf es ankommt. "Alles schön und gut. Ich habe ja schließlich nur die Anfänger-Tour gebucht, die wird wohl kein Problem sein", hoffe ich.

    „Manche Sprungstellen sind so niedrig, dass ihr dort nur mit einem „L-Sprung“ reinhüpfen könnt, sonst stoßt ihr eure Beine an“, erklärt Vero. Ähhhh, okay. Meine Tiefenentspannung ist dahin. Was ist, wenn ich falsch springe? Doch es gibt kein Zurück mehr...

    Die Tour startet. "Naja, wir laufen ja erst los. Ich glaube kaum, dass wir jetzt sofort was Wildes…", träume ich vor mich hin. Doch Vero verkündet hochmotiviert: „Okay, hier seilen wir uns den ersten Felsen ab..." - "Na klar, was auch sonst", denke ich. Todesmutig und höchst bemüht, entspannt zu wirken, seile ich mich wie eine Spinne den Felsen hinunter. "War eigentlich gar nicht so schlimm", freue ich mich. Mit meiner zurückgewonnenen Einstellung, dass ich das schon schaffen werde, kraxele ich gut gelaunt weiter.

    Bei der Einsteigertour im Ostertaltobel ist alles ein Kann, aber nichts ein Muss.
    Bei der Einsteigertour im Ostertaltobel ist alles ein Kann, aber nichts ein Muss. Foto: Die Canyonauten

    Angst ist was für Weicheier

    „Hier warten die ersten Sprünge auf uns“, erklärt uns Vero im Anschluss. "Juhuuuuu", denke ich. Als Kind bin ich ja schließlich auch überall reingehüpft ohne nachzudenken. Wo wir schon beim eigentlichen Knackpunkt wären. Als Kind dachte ich nämlich auch nicht: „Oh Gott, oh nein, oh shit, ich springe jetzt gleich direkt auf den Felsen, breche mir sämtliche Gliedmaßen und werde von der Strömung auf Nimmerwiedersehen ins Nichts gespült...“

    Aber Vero bereitet meinem Kopfkino schnell ein Ende. Geduldig stellt sie sich neben mich, mustert mich, wie ich skeptisch den Wasserfall beobachte und erklärt mir, dass das genau das Falsche ist. „Wenn du's wirklich willst, dann schaffst du's auch. Geh nochmal zurück und dann spring einfach“, sagt sie ruhig.

    Bevor mein Herz aus meinem Neoprenanzug hüpft, kneife ich die Augen zu und springe - "einfach". Gigantisch! Das Gefühl, den inneren Schweinehund überwunden zu haben, ist toll. Ich gebe Vero ein Zeichen, dass alles in Ordnung ist und springe, stolz wie Bolle, gleich nochmal runter.

    Energiegeladen geht es weiter zur nächsten Bucht. Diese ist viel niedriger als die vorherige - aaaber: Ich traue mich nicht zu springen. In mir sträubt sich alles, als ich beim Hinuntersehen genau auf einen Felsen starre, den ich niemals berühren werde, wenn ich mich nicht extra blöd anstelle. Aber mein Gehirn - oder sollte ich besser wieder meinen Schweinehund beschuldigen - lässt sich nicht überreden und macht mir einen Strich durch die Rechnung.

    Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt

    Enttäuscht stapfe ich weiter. "Ich hab's doch gerade geschafft", schimpfe ich mit mir selbst, sogar an einer weitaus höheren Stelle. Ich versuche mich mit dem Gedanken, dass ich das ja alles noch nie gemacht habe, aufzumuntern und will mich auf das nächste Hindernis konzentrieren. „Jetzt kommen wir an einen tückischen Felsen“, erklärt Vero. „Wenn man nicht so oft klettert, ist der echt schwierig, aber ich helfe euch“. Und das tut sie auch. Ehe ich mich umschaue, stehe ich schon unten - und als Vero dann sagt, dass wir schon am Ende sind, bin ich total enttäuscht.

    Ein aufregender Tag, bei dem ich einiges über mich selbst lernen konnte, ist schon wieder vorbei. Von meinem Canyoning-Trip nehme ich vor allem mit, dass es wichtig ist, nicht so viel über alles nachzudenken, sondern einfach mal zu machen. Mit einer Portion Mut und den richtigen Leuten an deiner Seite gelingt Dir alles!

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