
Marcello Barbera (18/Stürmer des Bayernligisten TSV Kottern): "Eine WM ohne Italien ist für mich keine WM", sagt Barbera. Der Schmerz über das Verpassen der Endrunde sitzt tief beim 18-jährigen Kotterner, der in Trainer Gian Piero Ventura den Hauptschuldigen für das frühzeitige Scheitern der Squadra Azzurra ausgemacht hat. "Ich habe seine Aufstellungen oft nicht verstanden. Das hat schon in der Gruppenphase angefangen", sagt er. Schnelle und technisch versierte Flügelspieler wie Lorenzo Insigne (SSC Neapel) oder Stephan El Shaarawy (AS Rom) in einem Spiel wie gegen das schwedische Abwehrbollwerk auf die Bank zu setzen, sei ein riesengroßer Fehler gewesen. Für den Cheftrainer-Posten bei den Azzurri wünscht sich Barbera Antonio Conte zurück, der die Nationalmannschaft bereits von 2014 bis 2016 trainierte.
Andrea Sita (48/Inhaber Bio Mercato in Kempten): "Oje, das ist einfach nur traurig. Ich kann es nicht glauben: Ägypten und Island sind bei der WM - und Italien nicht. Auch wenn es blöd klingt, aber ich glaube, der WM-Triumph 2006 ist ein bisschen schuld an der jetzigen Misere. Dieser Erfolg hat vieles überdeckt, hat Reformen verhindert. Für mich ist das Grundproblem, dass in der Serie A viel zu viele Ausländer spielen. Sie bringen den anderen das Fußballspielen bei - und schaden sich dabei selbst. Es muss ein neues Konzept her. Jogi und Deutschland sind ein Musterbeispiel, wie es geht."

Piero Lama (34/Musiker aus Sonthofen): "Für eine Fußballnation wie Italien ist dieses WM-Aus ein großer Rückschlag. Man kennt eine WM ja gar nicht ohne Italien - und ich hätte auch nie gedacht, dass es so kommen kann. Aber ich denke nicht, dass diese Emotionen nun einen Effekt über das Sportliche hinaus haben - es wird das Land nicht prägen. Außerdem sieht man an Holland oder auch Deutschland in den 2000er Jahren, dass jede Nation eine Flaute haben kann. Mein Vorwurf ist aber: Nach dem Titel 2006 hat man sich insgesamt ausgeruht. Bei Deutschland gibt es immer wieder einen Wandel - das Team kann sogar von Spiel zu Spiel ein anderes Gesicht zeigen. Jetzt wird sicher einiges passieren. Schade ist das Aus für die jungen Spieler, die sich zeigen wollten - und für Buffon. Er ist der einzige Spieler, der wohl in jedem Stadion Applaus bekommt, eine Legende."
Mirco Erario (26/Stürmer des FC Immenstadt): "Das Aus trifft die Italiener ins Herz. Man kann nur hoffen, dass sich der Fußball in Zukunft ein Beispiel an Deutschland oder Spanien nimmt. Denn gegen Schweden hat man gut gesehen, was das Problem ist: Die Mannschaft ist noch immer zu alt, und ohne Pirlo fehlen die Ideen im Spiel. Unter Umständen hat der Trainer auch falsch aufgestellt, aber das ist nicht das Grundproblem. In Italien ist wenig Nachwuchs da - und wenn, dann kommt zu wenig Gutes nach. Es gibt eben keine Stützpunkte, wie in Deutschland. Die guten Talente gehen oft schon zu früh zu den großen Clubs und sitzen dort auf der Bank. Am meisten tut es mir aber für Buffon leid. So ein Ende in der Nationalmannschaft für einen Sportsmann seiner Art tut nicht nur Italienern, sondern sicher allen Fans weh.

Tino Dell’Erba (40/früher beim FC Azzurri Kempten): "Es ist bitter. Das habe ich noch nicht verkraftet. Dass wir nicht die Besten sind, das haben wir schon vorher gewusst. Aber wer in zwei Spielen kein Tor gegen Schweden schieße, hat es nicht verdient, nach Russland zu fahren. Die Deutschen hätte so ein Spiel 3:0 gewonnen. Die Enttäuschung ist groß. Schlimm wird dann noch die Auslosung im Dezember und dann hoffen wir, dass die WM schnell vorüber geht. Zum Thema Spott: Ich habe noch am Abend so 100 E-Mails bekommen, aber erst heute angefangen, sie zu lesen. Da muss ich durch."
Claudio Parrinello (42/Gastronom in Kempten): "Ich sehe das nicht so tragisch. Es gibt Schlimmeres im Leben. Und die Italiener haben politisch und wirtschaftlich ganz andere Sorgen. Da wären Reformen genauso wichtig wie im Fußball. Gegen Schweden war auch Pech dabei. Sie haben ja nicht schlecht gespielt. Es ist so leicht, jetzt dem Trainer die Schuld zu geben. Aber die Jungen allein bringen es auch nicht. Es braucht schon auch erfahrene Leute. Für Torwart Buffon tut es mir besonders leid. Er gehört immer noch zu den Besten der Welt. Ob mit oder ohne Italien: Deutschland ist so oder so WM-Favorit."