Es hätte der Saisonhöhepunkt werden sollen. Der Wettkampf, auf den die deutschen Mountainbiker seit zwei Jahren hinfiebern. Doch die Corona-Pandemie hat ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Organisatoren haben die Weltmeisterschaft Ende Juni in Albstadt abgesagt. Zum ersten Mal seit der WM in Kirchzarten vor 25 Jahren wären die Sportler wieder zuhause um Titel und Medaillen gefahren. „Diese Absage tut schon besonders weh“, sagt Nadine Rieder. Für die 30-Jährige aus Sonthofen, die für das Profi-Team Rotwild und den RSC Auto Brosch Kempten fährt, kommt es noch dicker: Die letzten zwei Weltmeisterschaften in Kanada und der Schweiz verpasste sie verletzt. Heuer wäre sie endlich wieder einmal dabei gewesen im Feld der Besten. „Keine Erkältung, kein Zwicken. Ich fühle mich gerade richtig gut. Und die Strecke in Albstadt liegt mir“, erzählt sie wehmütig.
2021 und 2022 sind in Albstadt Weltcups geplant
Rudolf Scharping, Präsident des Bund Deutscher Radfahrer (BDR), erklärt: „Es gab nach Bewertung der aktuellen Lage keine Alternative zur Absage der Weltmeisterschaft in Albstadt. Aus der Politik gab es klare Signale, dass auch im Oktober international noch mit gravierenden Reisebeschränkungen zu rechnen ist. Wir haben deshalb in Abstimmung mit der Stadt und dem Weltverband UCI die Notbremse gezogen.“ Gleichzeitig wurden aber auch die Weichen für die Zukunft gestellt. Das freut Rieder. Sie sagt: „Es ist wohl im Gespräch, dass 2021 und 2022 in Albstadt Mountainbike-Weltcups ausgetragen werden. Das wäre toll.“
Normalerweise ist der Rennkalender im Mai voll
Zunächst einmal geht es aber um die Planungen für eine verkürzte Saison 2020. Internationale Rennen, sagt die 30-Jährige, seien erst ab Herbst wieder geplant. Im September und Oktober soll der Weltcup fortgesetzt werden. So lange hält sich Rieder zuhause im Allgäu fit. Zum Beispiel rund um den Grünten. „Wir haben hier eigentlich alles, was ich fürs Training brauche. Ja, wir Allgäuer sind schon privilegiert. Die Berge, die Natur, das Panorama. Es ist einfach wunderbar daheim“, sagt die Sonthoferin. Und trotzdem ist es für sie derzeit auch ein wenig ungewohnt. Denn im April und Mai ist der Wettkampfkalender normalerweise prall gefüllt, Wochenende für Wochenende geht es zu Rennen. „Eigentlich lebe ich zu dieser Zeit nur aus dem Koffer. Aber jetzt habe ich ihn schon lange nicht mehr packen müssen“, erzählt Rieder lachend.
Eineinhalb Wochen Trainingspause hat sie sich zuletzt gegönnt, seit 1. Mai ist sie wieder auf dem Rad. Motivationsprobleme, meint Rieder, habe sie keine. Auch wenn das Essenzielle ihres Sports, das Wettrennen gegen die Uhr, derzeit fehlt. Sie erzählt: „Ich trainiere mit Leistungsmesser, setze mir eigene Zeitziele, vergleiche die Daten und sehe dann ganz genau, ob und in welchem Maße ich mich steigern kann.“