Sie war mit der Frauen-Mannschaft des ECDC Memmingen bereits dreimal Deutsche Meisterin. Am Wochenende will die 27-jährige Daria Gleißner in der Finalrunde in Füssen mit ihrer Mannschaft zum vierten Mal den Titel holen. Davor stellte sich die Indians-Kapitänin den Fragen der Allgäuer Zeitung.
Frau Gleißner, wie bilanzieren Sie die bisherige Bundesliga-Saison für Ihr Team?
Daria Gleißner: Von Beginn an sehr durchwachsen. Bereits nach dem ersten Vorbereitungsspiel war die Mannschaft in Quarantäne und letztendlich auch Spielerinnen an Corona erkrankt. Nach den geforderten Maßnahmen und einem ausgearbeiteten und sehr strengen Hygienekonzept konnten wir aber wie geplant in die Saison starten. Wir haben uns extrem an die Auflagen und das Hygienekonzept gehalten und konnten somit eine – unter anderen Umständen – ordentliche Saison spielen. Sportlich und auf dem Eis war Corona machtlos.
Was waren die Höhepunkte, was die Tiefpunkte?
Gleißner: Es war eine sehr ungewöhnliche Saison, ein ständiges On und Off. Angefangen von Fragen wie: Starten wir überhaupt in die Saison? Wie wird alles ablaufen? Riskieren wir die Gefahr einer möglichen Ansteckung/ Quarantäne? Wir sind nach der Quarantäne zu Saisonbeginn gut in die Spiele gestartet, bis der Amateursport vom Profisport getrennt wurde. Die Frauen-Bundesliga wurde zuerst in die Kategorie Amateursport gestuft. Diese Entscheidung wurde jedoch hinterfragt und letztendlich auch korrigiert. So haben wir die Saison ohne weitere Zwischenfälle zu Ende spielen können.
Wie verlief die Saison bislang für Sie persönlich? Sind Sie zufrieden?
Gleißner: Anfangs durch die Corona-Pandemie auch bei mir sehr durchwachsen. Sportlich und körperlich bin ich mit meiner Leistung zufrieden. Es gibt immer Bereiche, in denen ich mein Spiel optimieren kann.

Welche Chancen rechnet sich das ECDC-Team beim Finalturnier in Füssen aus?
Gleißner: Unser Ziel ist definitiv die Deutsche Meisterschaft. Wir haben alle Gegner in der Saison geschlagen. Es wird ein spannendes Wochenende.
Frauen-Eishockey in Memmingen: „Berlin ist nicht zu unterschätzen“
Welcher Gegner ist der schwerste, unangenehmste?
Gleißner: Alle Teams sind stark. Berlin ist trotz des Punkterückstandes in der Tabelle nicht zu unterschätzen. Ingolstadt ist mit zehn Nationalspielerinnen eine gut aufgestellte Mannschaft. Und Planegg war in den letzten Jahren immer unser direkter Konkurrent um die Deutsche Meisterschaft.
Wie finden Sie den Finalturnier-Modus? Aus der Not geboren wegen Corona? Oder könnte das künftig eine Alternative zu den Play-offs sein?
Gleißner: Ich hätte gerne Play-offs gespielt. Das ist noch mal ein Highlight einer Saison. So haben alle vier Teams die Chance, sich nochmals in mehreren Spielen zu beweisen. Im Turniermodus hast Du nur ein Spiel, um eine Runde weiter zu kommen. Oder Du bist direkt nach Spiel eins aus dem Meisterschaftsrennen ausgeschieden. Für mich persönlich ist dieser Modus in der Bundesliga keine generelle Option.
Wie sehr hat die Corona-Pandemie in dieser Saison das ganze Team eingeschränkt?
Gleißner: Wir waren von Beginn an mit dem Sommertraining eingeschränkt, haben zuhause über Zoom trainiert. Das ganze Team war 14 Tage in Quarantäne, einzelne Spielerinnen sogar darüber hinaus. Anfangs haben wir Nachwuchs- und Förderlizenzspielerinnen von der Mannschaft getrennt, um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren. Alle haben sich an die Maßnahmen gehalten, um das Team zu schützen.
Wie scharf werden die Corona-Maßnahmen in Füssen sein?
Gleißner: Es gelten die Richtlinien des Verbandes. Das Betreten der Halle wird nur mit dem Nachweis eines negativen Tests und einer FFP 2-Maske gestattet. Die Teams sind außerhalb der Eisfläche voneinander getrennt. Wir werden uns in einer kleinen Bubble befinden, das heißt: Eisstadion, Hotel, Eisstadion.
Corona-Maßnahmen beim Eishockey: „Wir haben uns einem PCR-Test unterzogen“
Was musste das Team vor dem Finalturnier alles machen, um den Corona-Vorgaben Genüge zu tun?
Gleißner: Wir haben alle bereits Ende Februar unsere sozialen Kontakte eingeschränkt. Wir haben uns 72 Stunden vor dem ersten Spiel einem PCR-Test unterzogen. Wir halten uns an alle Corona-Maßnahmen und hoffen, dass das Virus uns keinen Strich durch die Rechnung machen wird.
Für Sie und mehrere andere Spielerinnen des ECDC soll es im Mai nach Kanada zur Weltmeisterschaft gehen. Was rechnen Sie sich da mit dem deutschen Team aus?
Gleißner: Die Gegner in unserer Gruppe, Japan, Tschechien, Dänemark und Ungarn, sind alle zu schlagen. Wir können also Tabellenerster in der Vorrunde werden. Platz drei bis fünf in der Endabrechnung ist realistisch.
Auf was freuen Sie sich am meisten, wenn Sie an die WM denken?
Gleißner: Es wird im Umfang bestimmt eine andere WM werden als sonst. Ich freue mich aber auf den internationalen Vergleich und Spiele auf höchstem Niveau. Diese WM ist zugleich eine Vorbereitung für die anstehende Olympia-Qualifikation in Füssen.
Sie spielen seit der Saison 2011/12 für den ECDC Memmingen. Werden Sie auch in der kommenden Saison für die Indians auflaufen? Oder haben Sie andere Pläne?
Gleißner: Solange ich in Deutschland Eishockey spiele, gibt es für mich keine andere Option. Wir haben hier sehr gute, wenn nicht die besten Voraussetzungen in der Frauen-Bundesliga. Neben den guten Eiszeiten haben wir Top-Trainingsbedingungen, tolles Sponsoring sowie medizinische Betreuung. Ausgenommen ist die Kabinensituation, die wir zeitnah ändern sollten. Dennoch: Memmingen ist ein guter Standort für das Fraueneishockey in Deutschland.
Zur Person: Daria Gleißner vom ECDC Memmingen
Persönliches: Daria Gleißners Geburtstag ist der 30. Juni 1993, ihr Sternzeichen Krebs.
Beruf: Die deutsche Eishockey-Nationalspielerin ist Sportsoldatin bei der Bundeswehr, im Nebenjob Modeberaterin.
Spiele: In der Eishockey-Bundesliga der Frauen (DFEL) hat sie bislang 235 Spiele bestritten, dabei 75 Tore erzielt und 144 Torvorlagen gegeben (219 Scorerpunkte). In der deutschen Nationalmannschaft hat sie 187 Spiele absolviert, dabei elf Tore geschossen und zehn Vorlagen beigesteuert.
Termine der Finalrunde in Füssen
Finalrunde: Am Wochenende nimmt die Frauen-Mannschaft des ECDC Memmingen in Füssen an der Endrunde um die Deutsche Eishockey-Meisterschaft teil. Am Samstag, 13. März, spielt sie ab 19 Uhr im Halbfinale gegen den ESC Planegg-Würmtal. Gewinnt sie diese Partie, steht sie am Sonntag, 14. März, ab 15 Uhr im Finale. Verlieren die ECDC-Frauen das Halbfinale, tragen sie am Sonntag ab 11 Uhr das Spiel um Platz drei aus. Im anderen Halbfinale stehen sich der ERC Ingolstadt und die Eisbären Berlin gegenüber.
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