Am 11. Februar 1968 – fast auf den Tag genau 50 Jahre vor dem bejubelten Olympiasieg von Eric Frenzel in Pyeongchang – gewann auch ein Allgäuer die Goldmedaille in der Nordischen Kombination: Der Nesselwanger Franz Keller bei den Olympischen Spielen in Grenoble. Für die Marktgemeinde Anlass, dieses Jubiläum mit einer kleinen Feier zu würdigen – im passenden Rahmen der Ausstellung „Skigeschichte Nesselwang“ im Torgebäude. Keller trug sich in das Goldene Buch der Marktgemeinde ein. Und noch ein Jubiläum feiert er in diesem Jahr: die Rubinhochzeit mit Ehefrau Anne. Vor 40 Jahren hat das Paar geheiratet.
Seine außerordentlichen sportlichen Erfolge hätten viel zum Bekanntheitsgrad seiner Heimatgemeinde beigetragen, dankte Bürgermeister Franz Erhart dem sympathischen Sportler und überreichte ein Präsent und die Anstecknadel der Marktgemeinde. Mit einem Zitat aus einem zeitgenössischen Spiegel-Artikel ließ er den Siegeslauf Revue passieren: „Mit deutscher Gründlichkeit“ habe eine „perfekte Mannschaft von 25 Helfern“ den Olympiasieger mit 25 extra auf seine Schuh abgestimmten Ersatzski, modernen Funkgeräten und mit „Kognak versetzten Kaffee“ unterstützt, hieß es. Womit er bei Keller prompt auf Widerspruch stieß: Da habe ein Pressemann doch arg aufgeschnitten. Auch Kognak habe er während des Rennens nicht getrunken, sondern nur einmal etwas Tee.
Knappes Rennen
Der Ausgang des legendären Rennens war denkbar knapp. Sein ärgster Konkurrent, der dreieinhalb Minuten hinter ihm gestartete Schweizer Alois Kählin, saß ihm im Nacken und kam bis auf sechs Sekunden heran. „Als ich im Ziel war, war ich erstmal geschafft und erleichtert, dass das Rennen vorbei war. Ich wusste, dass es ein guter Lauf war, aber wegen des damaligen Berechnungsmodus nicht, ob es zum Sieg reicht“, beschrieb Keller seinen Gemütszustand nach dem Zieleinlauf.
Als ich im Ziel war, war ich erstmal geschafft und erleichtert, dass das Rennen vorbei war. Olympia-Sieger Franz Keller
Am 19. Februar 1968 folgte „der größte Empfang, der jemals in Nesselwang gefeiert wurde“, berichtete Erhart, damals als Fanfarenbläser im Einsatz. Reden über Reden habe der frischgebackene Olympiasieger über sich ergehen lassen. Für Heiterkeit habe der damalige Skiklubvorsitzende Siegfried Doser gesorgt, als er „dem strahlenden Sieger“ gratulierte, wie er sagte, während dieser laut Erhart „halberfroren und sichtlich müde mit eingefrorenen Lächeln“ daneben stand.
Es folgten noch viele Siege, nationale Meisterschaften, Auszeichnungen und Ehrungen, wie „Sportler des Jahres“, Silbernes Lorbeerblatt, Holmenkollen Medaille und im April 2017 schließlich die Aufnahme in die Ruhmeshalle des deutschen Sports (Hall of Fame). Keller trug damals einen Janker. „Haben sie dich damit überhaupt rein gelassen“, habe Fußballlegende Franz Beckenbauer zu ihm gesagt, wie Keller schmunzelnd berichtete.
Von klein auf Wintersport begeistert
Schon von Kindheit an sei er vom Skisport infiziert gewesen und habe beim Jugendskitag die ersten Siege eingefahren. „Wir haben die Schanze in Wank selbst eingetappt und uns gegenseitig den Stil verbessert“, erinnert er sich. Auch die Wettkämpfe 1971 in Sapporo gewann er, aber aus der Titelverteidigung wurde nichts. „Bei den Olympischen Spielen im Jahr drauf kam ich mit der Schanze nicht zurecht. Die Japaner hatten sie in der Zwischenzeit umgebaut. Aber das soll keine Entschuldigung sein“, blickt er zurück und bewundert die olympische Titelverteidigung seines Nachfolgers Eric Frenzel: „großartig“.
Nach dem Ende seiner Zeit als Aktiver blieb er dem Skisport als Sportausbilder bei der Bundeswehr verbunden. Seine herausragende Leistung würdigte der Vorsitzende des Skiklubs Nesselwang, Martin Möst, und überreichte ein Präsent.