„Das nehmen wir“, strahlen Joachim Kittel und Manfred Meier durchaus begeistert, als sie durch den Baustellenmatsch waten. Die beiden sind seit vielen Jahren Betreuer der ersten Mannschaft des ESV Kaufbeuren, verbringen im alt-ehrwürdigen Eisstadion am Berliner Platz täglich etliche Stunden. Nun durften sie erstmals ihr neues „Wohnzimmer“ von innen sehen, die derzeit entstehende „Erdgas Schwaben Arena“, deren Bau in der Wertachstadt stetig voranschreitet.

Die Stadt Kaufbeuren hatte interessierte Bürger eingeladen, sich einen Eindruck von der Stadion-Baustelle zu machen – und konnte mit Stolz behaupten: Das neue Stadion ist schon erstmals ausverkauft. 90 Leute durften den Rundgang mitmachen, 90 hatten sich in kurzer Zeit angemeldet. Herzklopfen hätte er gehabt, sagt Manfred Meier (45), als er die ersten Schritte im neuen Stadion machte. Meier und Kittel (47) hatten, wie so viele, die es gut meinen mit dem ESVK, 2014 alle Hebel in Bewegung gesetzt, um möglichst viele Kaufbeurer von einem Neubau zu überzeugen. Mit Erfolg: Bei einem Bürgerentscheid votierte die Mehrheit pro Stadion.
Seit Baubeginn verfolge Meier die Entwicklung des Stadions quasi täglich über die von der Stadt installierten Webcams. „Am neuen Stadion ist einfach alles super. Beim Rundgang haben wir gedanklich schon unser Lager eingerichtet“, erzählen die beiden Betreuer. Die Angst, die Funktionsräume unterhalb der Tribüne könnten nicht hoch genug sein, hat sich bei der Erstbegehung schon erledigt. „Wir haben auch schon ein paar Flächen ausgemessen und kennen nun die Platzverhältnisse“, berichten die beiden. Vom Kabinentrakt zeigte sich ESVK-Nachwuchsspieler David Diebolder, der aktuell in der Schüler-Bundesliga auf Torejagd geht, angetan. „Wir haben in unserer Mannschaft viele Spieler und müssen uns im alten Stadion meistens unseren Kabinenplatz teilen“, sagte David und sehnt den Neubau förmlich herbei.
Neben dem Kabinentrakt, der so geplant ist, dass die Wege für alle Beteiligten möglichst kurz sind, zeigten sich die Besucher vor allem von der Dachkonstruktion begeistert, die derzeit angebracht wird. Die Verantwortlichen auf der Baustelle erhoffen sich in diesem Punkt steigende Temperaturen in den nächsten Tagen. Aktuell liegen die Arbeiten voll im Zeitplan, wie Kaufbeurens Stadtkämmerer Markus Pferner, Chef des für den Bau zuständigen Kommunalunternehmens, erklärte. Damit das so bleibt, wird das Stadion ab dem 5. Dezember eine „Winterbaustelle“.
Dieses Datum – kurz nach dem Hebauf – sei laut den Planern eine Art Schlüsseltermin. Oberstes Ziel: Das Dach bis dahin zu schließen und dann den Innenbereich in Angriff zu nehmen. Wenn die Arena dann (hoffentlich) im Juli soweit fertig ist, sollen innen die Farben weiß und schwarz dominieren – so sieht es das Konzept vor. Farbig soll nur werden, was dringend farbig sein muss.
Theoretisch auch andere Events möglich
Je nach Anzahl der Sitzplätze finden bei Spielen des ESV Kaufbeuren zwischen 3.100 und 3.500 Leuten Platz. Theoretisch seien in der Arena auch andere Sportevents (Boxen, Handball, Fußball) möglich. Während die Sitzplätze längs des Spielfelds angebracht sind, darf an den jeweiligen Kopfenden gestanden werden.
Insgesamt stehen dafür sechs Stufen und der obere Rang zur Verfügung. Eingelassen werden können Fans von zwei Seiten. An jeder Ecke entstehen Versorgungsstände (insgesamt vier Kioske), entlang einer Geraden soll noch ein Multifunktionsraum gebaut werden, der auch für die Gastronomie genutzt werden kann. Die Aufteilung im Innern gefällt David Diebolder besonders. „Die Kioske sind viel besser verteilt als im jetzigen Stadion“, meint der 14-Jährige.
Insgesamt sind für den Stadionbau Kosten von 23 Millionen Euro veranschlagt. Weil man über 90 Prozent der Aufträge schon vergeben und sich dabei auch einen sechsstelligen Puffer erarbeitet habe, ist bei Verein und Stadt von einem inzwischen „eingeschränkten Kostenrisiko“ die Rede. Und so sehr es die aktiven Kräfte beim ESVK auch schon ersehnen, das neue Stadion zu beziehen – Wehmut gibt es auch. „Ich wünsche mir von Herzen eine tolle letzte Saison im alten Stadion“, sagt der 14-jährige David beim Verlassen der Baustelle.