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Der krasseste Allgäuer Eishockey-Torhüter hört auf: Sascha Merath spielte ohne Fanghand!

Schulter verletzt

Der krasseste Allgäuer Eishockey-Torhüter hört auf: Sascha Merath spielte ohne Fanghand!

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    Trotz eines gelähmten Armes stand Sascha Merath im Eishockey-Tor. Im schnellsten Mannschaftssport der Welt bestand er mit einer ganz eigenen Technik.
    Trotz eines gelähmten Armes stand Sascha Merath im Eishockey-Tor. Im schnellsten Mannschaftssport der Welt bestand er mit einer ganz eigenen Technik. Foto: EC Leipzig

    Sascha Merath ist hart im Nehmen. Anders wäre es auch nicht gegangen. Der 24-Jährige riskierte Kopf und Kragen, um sich einen eigenwilligen Traum zu verwirklichen: Trotz eines gelähmten Armes spielte er Eishockey in einer Männermannschaft! "Ich bin a bissle durchgeknallt. Das sollte man über mich wissen", sagt er lachend, als ihn allgaeu.life in Leipzig anruft.

    Merath stammt aus einer wahren "Hackler"-Familie: Vater, Mutter und die fünf älteren Geschwister hatten alle etwas mit Eishockey zu tun. Kein Wunder, dass er als Teenager unbedingt auch damit anfangen wollte. In der Jugend des ESC Kempten stand er erstmals im Tor.

    Wer ihn sah, konnte es kaum glauben: Sein rechter Trikotärmel blieb stets leer! Den gelähmten Arm steckte er unters Trikot, befestigt am Brustpanzer. Mit überdurchschnittlicher Beinschnelligkeit und gutem Stellungsspiel glich er das Handicap aus. Vor allem aber: mit sehr viel Mut.

    Er musste einstecken wie ein Boxer, wehrte die gegnerischen Schüsse mit allen Körperteilen ab - teils sogar mit dem Kopf. Sein Motto: "Es gibt zwei Regeln im Leben. Die erste lautet: Gib niemals auf. Die zweite: Denk immer an die erste Regel."

    Als er im Allgäu keine Perspektive auf einen Einsatz in einer Männermannschaft sah, verhalf dem damals 18-Jährigen das Internet zu einem unerhofften Karriereschub: Fans der Icefighters Leipzig bestaunten ein Video von ihm und erfuhren, dass der Goalie gern einmal vor einer größeren Kulisse spielen würde.

    (Hier siehst Du das Video, das die Leipziger Fans begeisterte:)

    Die Leipziger luden Sascha ein - und setzen ihn 2011 als Gastspieler im Oberliga-Spiel gegen den EC Weidemark ein. "Der absolute Hammer", wie sich Sascha noch heute erinnert. Verständlich, wenn man sich die Szenen vor allem zum Abschluss der Partie im Video ansieht:

    Das wichtigste Utensil eines Goalies fehlte Sascha Merath: der riesige Fanghandschuh.
    Das wichtigste Utensil eines Goalies fehlte Sascha Merath: der riesige Fanghandschuh. Foto: dpa (Archiv)

    Sascha blieb mit den Leipzigern im Kontakt und schließt sich 2014 dem EC Leipzig II an. Endlich wird sein Traum wahr: Er steht im Kader eines Männerteams - und kommt in den darauffolgenden drei Jahren in der Regionaliga und in der Thüringen-Liga zum Einsatz. "Es war eine super Zeit. Ich habe wahnsinnig viele Erfahrungen sammeln können", sagt Merath, der mittlerweile den Trainerschein hat und Jugendteams betreut.

    In der nun beginnenden Saison steht er freilich erstmals seit Jahren auf keiner Spielerliste. Sascha hängt die Eishockey-Schuhe an den Nagel!

    Der unerschrockene Allgäuer hat sich bei einem Bandencheck die linke Schulter verletzt. Das Malheur passierte bei einem Einsatz als Feldspieler. "Das habe ich zuletzt ein paar Mal ausprobiert. Immer nur Torhüter ist doch langweilig", begründet er den Ausflug ins ungewohnte Metier.

    Durch den Check konnte er die Schulter seines linken (eigentlich gesunden) Armes längere Zeit nicht mehr bewegen. Da war ihm klar: "Ich hör auf, bevor Schlimmeres passiert", erzählt Sascha, der bald wieder zurück nach Wiggensbach-Ermengerst ziehen will.

    Ein besonderes Erlebnis nimmt der wohl krasseste Allgäuer Torhüter aus seiner letzten Saison 2016/2017 mit nach Hause: Gegen Halle schoss er das erste und einzige Pfichtspiel-Tor seiner Karriere. "Das hat sich schon saugut angefühlt", erzählt er grinsend.

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