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Der Mann mit dem Hut

Tournee-Pressechef Jensen

Der Mann mit dem Hut

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    Seit dem Jahr 2000 ist der schwarze Hut das Markenzeichen von Vierschanzen-Tournee-Pressechef Ingo Jensen. Er schützt gegen Wind und Wetter.
    Seit dem Jahr 2000 ist der schwarze Hut das Markenzeichen von Vierschanzen-Tournee-Pressechef Ingo Jensen. Er schützt gegen Wind und Wetter. Foto: Ralf Lienert

    Schwarzer Hut, Kopfhörer, Funkgerät – Utensilien seines Jobs. Mehr braucht Ingo Jensen nicht, um in seinem Element zu sein. Zehn Tage am Anschlag. Rund um die Uhr. Der 47-Jährige ist Pressechef der Vierschanzentournee und feiert mit dem Auftaktspringen, das am Donnerstag mit der Qualifikation in Oberstdorf beginnt, Jubiläum. Seit zehn Jahren nunmehr betreut Jensen die Weltcup-Veranstaltungen als Presse-Obmann. „Es wird auf jeden Fall eine besondere Tournee – sie wird wieder anders werden, als alles Bisherige. Diese zehn Tage sind immer mega intensiv. In jeder Hinsicht“, sagt Jensen.

    Manchmal Mädchen für alles

    Jensen kümmert sich um die Betreuung der Journalisten und die Vernetzung zwischen Organisatoren, Sportlern und Medien.
    Jensen kümmert sich um die Betreuung der Journalisten und die Vernetzung zwischen Organisatoren, Sportlern und Medien. Foto: Ralf Lienert

    Und so beginnt für den gebürtigen Immenstädter mit dem Quali-Wettbewerb einmal mehr ein Marathon als Begleiter, Problemlöser, „manchmal als Mädchen für alles“, wie Jensen sein Aufgabengebiet beschreibt: „Ich bin für die Betreuung der Journalisten zuständig, unterstütze die Veranstalter in Marketingfragen und helfe, wenn es um die Vernetzung zwischen Organisatoren, Sportlern und Medien geht.“ Dabei begann Jensens Laufbahn „auf der anderen Seite“, wenn man so will. Denn erst nach seiner journalistischen Ausbildung bei der Allgäuer Zeitung und einer zweijährigen Tätigkeit als Redakteur machte er sich mit seiner Medien-Agentur in Memmingen selbstständig.

    Den Einstieg in den PR-Bereich wagte er mit dem Tennis-Turnier in Oberstaufen, dass er von 1997 bis zum Aus 2014 betreute. 1999 übernahm Jensen – nach dem Ski-alpin-Weltcup in Ofterschwang, erstmals das Auftaktspringen in Oberstdorf, sieben Jahre später mit der Erfahrung von Olympia in Turin übergab der damalige Pressechef der Gesamt-Tournee, Klaus Taglauer, das „mediale Zepter“ an Jensen. Und mit diesem einen wahren Ganzjahresjob.

    Nach einer Tournee beginnt praktisch schon die Vorbereitung auf das kommende Jahr.Ingo Jensen

    „Nach einer Tournee beginnt praktisch schon die Vorbereitung auf das kommende Jahr“, sagt Ingo Jensen: „Man zieht in Gesprächen mit Vereinen und dem Organisationskomitee Bilanz, macht im Frühjahr mit TV-Stationen und Dienstleistern weiter und geht dann schon mögliche Regeländerungen für die Zukunft.“ Trotzdem pendelt sich der Stress für den Pressechef sogar in der heißen Phase auf einem gewissen Niveau ein. „Über die Jahre hat man ein Level erreicht – ich weiß inzwischen, welche Herausforderungen auf mich zukommen.“ Normalerweise.

    Denn wenn die Ampel an der Schanze grün zeigt, die Springer in der Spur sind und das Stadion tobt, ist nicht immer alles berechenbar. Wie beispielsweise ein abgesagtes Springen, das es 2008 erstmals in Innsbruck gab. Ober ein Stromausfall, wie im Vorjahr bei der Qualifikation in Oberstdorf. „Wenn etwas Unvorhersehbares passiert, ist der Stresspegel am höchsten“, sagt Jensen und erinnert sich an den Blackout 2015.

    Fairness als oberstes Gebot

    „Ich selbst war oben an der Schanze und habe eine Weile gebraucht, bis ich einen Überblick hatte. In solchen Situationen hat man nicht mehr alles im Griff, wenn die Lage unübersichtlich ist.“ Wie sehr sein Job Fingerspitzengefühl erfordert, hat Jensen nicht zuletzt in den Stunden nach dem Stromausfall erlebt. Da kommt es durchaus mal zu Reibereien. „Mir ist es wichtig, dass alle Beteiligten fair arbeiten. Und das war nicht immer der Fall. Gerade Journalisten sollten nicht versuchen, sich mit einer Negativschlagzeile Gehör zu verschaffen“, mahnt der 47-Jährige.

    Wenn etwas Unvorhersehbares passiert, ist der Stresspegel am höchsten.Ingo Jensen

    Und doch überwiegen freilich die positiven Momente. Und die kuriosen. Wie in seinem ersten Tournee-Jahr 1999, als die Martin-Schmitt- und Sven-Hannawald-Ära auf dem Höhepunkt war. „Die Fans waren so wild, dass ich mich mit meinem Körper gegen ein Gelände stemmen musste, damit ein österreichischer TV-Sender in Ruhe sein Interview bekommt“, erinnert sich Jensen.

    Hut für den Durchblick

    Ob unberechenbar, kurios, oder emotional aufreibend: Seit über 15 Jahren ununterbrochen mit Jensen auf Achse ist seine Frau. Brigitte Waltl-Jensen unterstützt ihren Mann beispielsweise bei den Akkreditierungen im Pressezentrum. „Sie ist meine absolute Versicherung. Wenn ich voll am Anschlag bin, weiß ich, dass sie den Laden im Blick hat“, sagt Ingo Jensen und fügt an: „Ich weiß, dass mit ihr alles reibungslos läuft und kann mich bei Wind und Wetter im Stadion um alles andere kümmern.“

    Stichwort Wetter: 2000, bei Jensens zweiter Tournee, sorgte starker Regenfall dafür, dass der Brillenträger kaum mehr etwas sah. Damals noch „Frischling“ schaute sich Jensen vom Oberstdorfer Urgestein Hans Schmid, heutiger Sportdirektor beim SCO, den Trick mit dem Hut ab. Jensens Markenzeichen war geboren. „Das hat mir geholfen, den Durchblick zu behalten“, sagt Ingo Jensen und fügt lächelnd an: „Seit dann suchen alle, die ein Problem haben, den Mann mit dem Hut.“

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