Diese Ausbeute kann sich sehen lassen: Matthias Jorda gelang bei seiner sechsten Teilnahme am "Wild Face" der dritte Triumph. "Das war eine geile Strecke", jubelte der Allgäuer. Nach dem Start auf dem ausgesetzten Gipfel des Linken Fernerkogels auf 3.278 Meter Höhe heizten die wagemutigen Extremsportler 2,5 Kilometer und 828 Höhenmeter nach unten - und das auf unpräpariertem Untergrund! Der Schnee-Ritt hielt alles bereit, was einem so in freier Wildbahn in die Quere kommen kann: Steine, Eis, Waldststücke... Zu ihrer eigenen Sicherheit tragen die Freerider bei diesem Event einen Sitzgurt: "Falls man in eine Gletscherspalte fährt, können die Rettungskräfte sofort einhängen und einen rausziehen", erklärt Jorda. Das Rennen sei "super organisiert": "Man fühlt sich nie unsicher", sagt der Allgäuer, der auch schon Wettkämpfe in der Freeride World Tour bestritten hat.
Nach einem krassen Turbo-Ritt mit teils um die 90 km/h erreichte Matthias Jorda nach 4:36 Minuten jubelnd das Ziel. Der 38-Jährige "Dino" im Feld hatte zwölf Sekunden Vorsprung auf den zehn Jahre jüngeren Zweitplatzierten Koen Goris aus Belgien, der das Rennen im Vorjahr gewonnen hatte. Für ein weiteres Highlight aus Allgäuer Sicht sorgte Tobias Heinle, der in 2:55 das Rennen der Skifahrer gewann.

Matthias Jorda wird das Rennen in besonderer Erinnerung bleiben. Denn der Familienvater und selbstständige Bike-Shop-Betreiber war in diesem Winter mangels Zeit nur einmal auf dem Snowboard gestanden. "Ich denke, dass ich einerseits von meiner Erfahrung profitiere. Andererseits achte ich natürlich schon auf meine Fitness", sagt Matthias Jorda. Er läuft und radelt viel, ernährt sich gesund und hält seinen Körper mit speziellen Fitnessübungen fit. Auch Skitouren (mit dem Snowboard auf dem Rücken) gehören zu seinem Programm. Überhaupt die Berge! Sobald Matthias Jorda von ihnen spricht, leuchten seine Augen: "Berge sind für mich wie eine Religion. Hier finde ich Ruhe und Antworten. Ich atme frei. Das sind Kraftorte", sagt er dann.

Auch sein Zwillingsbruder Christoph teilt diese Leidenschaft: Der begeisterte Skifahrer ist ein mehrfach preisgekrönter Fotograf. Zusammen sind die beiden das perfekte Team. Sie pushen und helfen sich. Sie spüren entlegene Winkel auf, an denen Matthias spektakuläre Snowboard-Stunts zeigt, die sein Bruder fotografisch atembraubend ins Szene setzt. Die Begeisterung für den Wintersport haben sie von ihrem Vater, einem gebürtigen Innsbrucker, in die Wiege gelegt bekommen. Als Kinder fuhren sie viel Ski, als Jugendlicher Anfang der 90er Jahre entdeckte Matthias das Snowboarden. "Das war wie eine Offenbarung für mich", erinnert er sich an seine Premieren und fügt schmunzelnd hinzu: "Seither bin ich nicht mehr davon losgekommen."
Und das dürfte wohl auch noch ein Weilchen so bleiben. Schließlich hat Matthias Jorda, der in unserer Region am liebsten am Hahnenkamm trainiert, etliche Ziele vor Augen. Im April wird er beim Longboard Classic am Arlberg, das er schon acht Mal gewann, sowie beim Weißen Rausch in St. Anton starten. Im nächsten Jahr will er seinen Titel beim Wild Face verteidigen. Dann hofft er, dass das Rennen wieder auf der Original-Strecke am Mittagskogel statt findet. Heuer musste es mangels Schnee an den Linken Fernerkogel verlegt und somit verkürzt werden. "Ich möchte noch mal von ganz oben starten. Dafür liebe ich das Rennen einfach zu sehr", sagt Matthias Jorda, der mit seinen 38 Jahren enegergiegeladen wie ein Mitzwanziger wirkt. Vielleicht ist es tatsächlich so, dass ihm die Berge magische Kräfte verleihen...
Einen Einblick in die Atmosphäre beim Wild Face gibt Dir dieses Video aus dem Vorjahr:
