Der FC Bayern München ist nach seinem letzten Saisonspiel in der Bundesliga am Samstag für den 30. Gewinn der deutschen Fußball-Meisterschaft geehrt worden. Nach dem 4:0 beim VfL Wolfsburg reckten Kapitän Manuel Neuer und die anderen Bayern-Profis die Meisterschale zu den Klängen von "We are the champions" im leeren Stadion in die Höhe. Es war bereits der achte Meistertitel nacheinander für den Rekordchampion.
Aufgrund der Coronavirus-Pandemie war es eine schlichte Ehrung, die sonst üblichen Weißbierduschen fielen aus Hygienegründen aus. Die Wolfsburger Spieler standen Spalier, als die Bayern-Profis und Trainer Hansi-Flick in den Mittelkreis kamen. Dort war ein Podest mit der Meisterschale aufgebaut. DFL-Geschäftsführer Christian Seifert gratulierte nicht nur den Bayern, bevor sich Neuer die Schale nahm.
"So eine Saison haben alle noch nicht erlebt"
"Das ist ein besonderer Moment. Das ist aber auch ein sehr seltsamer Moment. So eine Saison haben alle noch nicht erlebt", sagte Seifert. "Keine Zuschauer, kein Jubel, keine Pfiffe – das ist eine merkwürdige Atmosphäre. Aber dass wir heute unsere Meisterschaft beenden, ist eine ganz große Leistung." Er dankte Behörden, den seit Monaten daheim gebliebenen Fans und allen Profis der Bundesliga und der 2. Liga. "Ich weiß, dass sie in den letzten Wochen unter sehr komplizierten Bedingungen versucht haben, Höchstleistung zu bringen. Damit habt Ihr dazu beigetragen, dass alle 36 Clubs der DFL diese Phase der Krise überstanden haben."
Auf der Tribüne stießen die Bayern-Bosse schon kurz vor dem Abpfiff mit Flaschenbier an. In einer Woche will die Mannschaft von Trainer Hansi Flick in Berlin mit einem Finalsieg über Bayer Leverkusen dann auch den DFB-Pokal gewinnen.
4:0-Sieg gegen Wolfsburg - Liga-Rekord haarscharf verpasst
Beim 4:0 (2:0)-Erfolg beim VfL Wolfsburg verpassten die Bayern den eigenen Bundesliga-Rekord aus dem Jahr 1972 um nur einen Treffer. Damals schoss der Rekordmeister mit Franz Beckenbauer, Gerd Müller und Co. 101 Tore in nur einer Saison. Am Samstag brachten die Treffer von Kingsley Coman (4. Minute), Michaël Cuisance (37.), Torschützenkönig Robert Lewandowski (72./Foulelfmeter) und Thomas Müller (79.) diese Bestmarke ins Wanken. Wolfsburgs Kapitän Josuha Guilavogui sah nach seinem Foul vor dem Elfmeter die Gelb-Rote Karte (72.).
Während diese Partie für den Serienmeister nicht viel mehr als ein Warm-up vor dem DFB-Pokalendspiel in einer Woche gegen Bayer Leverkusen war, hatte die Niederlage für die Wolfsburger gravierende Konsequenzen. Denn da der Rivale 1899 Hoffenheim parallel überraschend bei Borussia Dortmund gewann und den VfL dadurch noch vom sechsten Tabellenplatz verdrängte, verpasste die Mannschaft von Trainer Oliver Glasner den direkten Einzug in die Gruppenphase der Europa League. Stattdessen müssen die "Wölfe" nun im September die ungeliebten Qualifikationsspiele bestreiten - und das, nachdem sie im August erst einmal die Europa-League-Saison 2019/20 beenden.

Dieser Schock deutete sich für den VfL schon früh an. Bereits in der vierten Minute gingen die Bayern nach einer schönen Kombination über den Bundesliga-Torschützenkönig Lewandowski, über Müller und über Coman in Führung. Wiederum nur vier Minuten später traf auch Hoffenheim zum ersten Mal in Dortmund.
Bayern vergibt sogar noch dicke Chancen
Wolfsburg spielte gar nicht mal schlecht und ging besonders im Mittelfeld sehr aggressiv zu Werke. Doch der Unterschied zwischen beiden Teams war: Der VfL hatte durch Daniel Ginczek nur eine wirklich gute Ausgleichschance (31.). Die Münchner dagegen hätten die 100-Tore-Marke nach Möglichkeiten von Coman (30.) und Lewandowski (36.) schon in der ersten Halbzeit knacken können.
Nach der Pause ging das so weiter. Die beiden nächsten dicken Chancen vergab Serge Gnabry (50./56.). Und als das 99. Saisontor vermeintlich schon in der 64. Minute fiel, stand Leon Goretzka dabei im Abseits. Nur eine Viertelstunde später waren die Tore 99 und 100 aber perfekt.
In der letzten halben Stunde verhalf Flick auch dem Brasilianer Philippe Coutinho zu seinem ersten Einsatz nach der Corona-Pause. Die Leihgabe des FC Barcelona war im April am Sprunggelenk operiert worden, soll nun aber für das DFB-Pokalendspiel in Berlin und möglicherweise auch für das Finalturnier der Champions League im August in Lissabon wieder eine wertvolle Option werden.
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