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Die Könige der Boarderszene kommen aus Wertach

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Die Könige der Boarderszene kommen aus Wertach

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    Need for Speed: Downhill-Longboarder finden im Allgäu perfekte Bedingungen vor.
    Need for Speed: Downhill-Longboarder finden im Allgäu perfekte Bedingungen vor. Foto: Peter Hanne

    Doch fangen wir für die Flachland-Allgäuer von vorn an. Denn am Anfang steht für viele die Frage: "Was isch eigentlich so a Longboard?" Kurz gesagt: Longboards sind die "großen Brüder" des Skateboards. Sie sind länger als die gewöhnlichen Boards – in der Regel zwischen 90 und 150 Zentimeter lang, manchmal sogar noch länger. Nicht nur der Achsabstand ist deshalb größer, auch die Rollen sind dicker und aus weicherem Material. Das führt das dazu, dass man höhere Geschwindigkeiten bei besserer Fahrstabilität erreicht und deshalb verschiedene Techniken fahren kann. Prädestiniert ist das Allgäu natürlich fürs "Downhill"-fahren. Hier geht’s auf ausgewählten Pisten, in der Szene "Spots" genannt, mit hohen Geschwindigkeiten bergabwärts. Mit "Sliden" (kontrolliertes Wegrutschen) und "Carven" (enge Kurven ziehen) wird das Tempo kontrolliert, denn wie überall gilt: Sicherheit zuerst! Ein Helm ist beim Downhillen Pflicht, Handschuhe und Knieschoner sollte man auch auf keinen Fall vergessen.

    Und was hat das jetzt alles mit den drei Wertacher Jungs zu tun? Klar, Patrick, Fabian und Simon sind begeisterte Downhill-Longboarder. "Mit Freunden rausgehen in die Natur und gemeinsam 'ne geile Zeit verbringen. Darauf fahren wir ab", erzählt Patrick. Doch die Drei haben noch mehr drauf: Im Sommer 2014 begannen sie, sich ihre Boards selbst zu bauen und bekamen bald schon Anfragen von anderen Cracks.

    Bis zur eigenen Firma war es aber noch ein weiter Weg: Ein alter Stadel in Wertach musste zu einer ordentlichen Werkstatt ausgebaut werden, die Finanzierung geklärt und bürokratische Hürden überwunden werden. Als das geschafft war, entwickelten Patrick, Fabian und Simon ihre ersten Customboard-Modelle – einige davon gibt es auf ihrer Homepage www.king-lui-boards.com zu sehen.

    Das Longboarden stammt ursprünglich aus der kalifornischen Surfszene. In den 1970er Jahren hatten die Surfer die Idee, Inlinerollen auf ein Holzbrett zu schrauben, um auch bei schlechtem Wetter "surfen" zu können. Das "Asphaltsurfen" war erfunden. Im Laufe der Jahre hat sich der Skateboardsport in viele verschiedene Disziplinen entwickelt.In Kempten organisiert der Allgäuer Longboardverein e.V. regelmäßig Anfänger-Workshops, die man sogar kostenlos besuchen kann.

    Entwerfen, bauen, testen, verbessern, wieder neu bauen – hinter all dem steckt oft monatelange Tüftelei und viele Stunden schweißtreibender Nachtarbeit. Denn alle Drei haben auch noch einen "normalen" Vollzeit-Job. Doch die Liebe zum Boarden und zur Allgäuer Natur hält "King Lui Boards" am Leben. Ihre Naturverbundenheit drücken die Jungs auch in ihrer Arbeit aus, für ihre Boards verwenden sie vorwiegend Hölzer und Rohstoffe aus der Region. Die Heimat findet sich auch im Namen der kleinen Manufaktur wieder: "King Lui Boards" ist eine Reminiszenz an Märchenkönig Ludwig mit seinem prunkvollen Schloss und seiner ganz eigenen Persönlichkeit.

    Bis zu einem halben Jahr kann es dauern, bis ein Unikat aus der Wertacher Werkstatt gefertigt ist. "Es war ein langer Weg, bis wir die geeigneten Verfahren gefunden haben, um die Boards nach unseren speziellen Vorstellungen herzustellen", sagt Patrick. Ihre Bretter fertigen die Experten aus sechs Lagen heimischer Esche an, jede einzelne Schicht wird mit Epoxidharz zusammenlaminiert und mit Glasfaser verstärkt. Dann kommt der Rohling in die Presse und wird mit 32 Tonnen Druck verpresst, nachdem er ausgehärtet ist wird gefräst. Am Ende steht der Feinschliff an. "Sowohl bei der Gestaltung als auch bei den Eigenschaften des Boards darf der Kunde seinen Wünschen freien Lauf lassen", versprechen die Drei. Und das wird meistens auch in Anspruch genommen. Gerade Downhill-Fahrer stellen sich gerne jede einzelne Komponente - vom Brett über Rollen, Achsen, Lager oder Griptapes - selbst zusammen, um das Longboard perfekt auf sich abzustimmen.

    Bleibt eigentlich nur noch eine Frage offen: Wo im Allgäu gehen Patrick, Fabian und Simon selbst am liebsten zum Downhillen? Doch außer einem wissenden Lächeln bekommt man hier keine Antwort. Gute Spots werden in der Longboardszene nicht gerne öffentlich gemacht, damit die Strecke nicht "tot gefahren" wird. "Wenn aber jemand Tipps rund ums Longboarden haben möchte oder mit uns fahren gehen will, kann er sich gerne bei uns melden", sagt Patrick. Na, wenn das kein Angebot ist…

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