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"Die Leute fragen, ob wir gestört sind"

"Dirt Biker" im Westallgäu

"Die Leute fragen, ob wir gestört sind"

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    Bitte nicht nachmachen! Die Westallgäuer Dirt Biker Jacob Sohler und Felix Spöttl trainieren im Sommer fast täglich auf ihrer selbst erdachten Strecke in Niederstaufen.
    Bitte nicht nachmachen! Die Westallgäuer Dirt Biker Jacob Sohler und Felix Spöttl trainieren im Sommer fast täglich auf ihrer selbst erdachten Strecke in Niederstaufen. Foto: Michael Sohler / www.gif-art.com

    „Wir haben nach zehn Jahren immer noch so viel Bock drauf, wie am ersten Tag“, sagt Jacob Sohler. Zusammen mit seinem Freund Felix Spöttl fährt er Dirt Bike. Dabei springen die beiden über meterhohe Rampen aus Erde und Holz und machen akrobatische Kunststücke. In der Luft dreht Jacob Sohler den Lenker seines Bikes um 180 Grad oder wirbelt sein komplettes Fahrrad einmal im Kreis herum. Felix Spöttl steht ihm in nichts nach und macht samt Fahrrad einen Rückwärtssalto. Die Sprünge und Figuren sind es auch, auf die es bei den Wettkämpfen ankommt, die die beiden Niederstaufener bestreiten.

    Wer den beiden bei ihren gewagten Kunststücken zuschaut, könnte meinen, dass Brüche, Quetschungen und blaue Flecken an der Tagesordnung sind. „Die Leute fragen schon mal, ob wir gestört sind“, sagt der 20-jährige Jacob Sohler schmunzelnd. „Aber wir haben jeden Trick schon 1.000 Mal geübt – und bevor man lernt einen Trick zu machen, lernt man, ihn zu stürzen, also wie man sich abrollen muss.“

    In zehn Jahren mit immer riskanteren Sprüngen hat sich Sohler zweimal einen Finger gebrochen. Der 21-jährige Felix Spöttl ist noch verletzungsfrei. „Ein paar Schrammen halt, aber nichts Schlimmeres. Es kommt darauf an, wie man den Sport angeht: Man muss immer Respekt haben und mit dem Kopf bei der Sache sein“, sagt Spöttl.

    Die Räder sind speziell: Dirt Bikes sind kleiner und leichter als Mountainbikes. „Außerdem sind sie stabil und haben keine Gangschaltung, die würde bei den Sprüngen nur kaputt gehen“, sagt Sohler.

    Jacob Sohler und Felix Spöttl sehen sich nicht als Draufgänger: "Man muss immer Respekt haben und mit dem Kopf bei der Sache sein."
    Jacob Sohler und Felix Spöttl sehen sich nicht als Draufgänger: "Man muss immer Respekt haben und mit dem Kopf bei der Sache sein." Foto: Michael Sohler / www.gif-art.com

    Fast jeden Tag trainieren die beide im Sommer auf ihrer selbst erdachten Strecke in Niederstaufen. Das Grundstück hat ihnen Jacob Sohlers Vater zur Verfügung gestellt. Die Rampen dort haben sie selbst gebaut. Dafür zimmern sie zunächst ein Holzgestell, dass sie auf einen Erdhügel setzen. Das neueste, einen Absprungtisch mit einem Radius von viereinhalb Metern und einer Höhe von zweieinhalb Metern, haben sie einen Monat lang gebaut.

    Die Grundkonstruktion ist aus Holz. Beim Bauen gibt der ausgebildete Tischler Felix Spöttl die Anweisungen. Die beiden haben sogar extra ein Fuhrunternehmen engagiert, um den Landehang mit einer Rindenmulchschicht zu bedecken. „Das federt einen beim Aufkommen ab“, erklärt Spöttl. „Die Schanze selber sollte keine Gefahr sein, sondern einen sicher durch die Luft bringen“, ergänzt Sohler. Derzeit stehen in Niederstaufen nur zwei Schanzen, vergangenes Jahr waren es noch drei. „Dafür sind die, die wir jetzt haben, größer. Wenn es fertig ist, sollen es vier sein“, erzählt Jacob Sohler.

    Wir haben jeden Trick schon 1.000 Mal geübt – und bevor man lernt einen Trick zu machen, lernt man, ihn zu stürzen, also wie man sich abrollen muss.Jacob Sohler

    Gewertet werden die Sprünge

    Ideen für neue Rampen holen sich die beiden in ganz Deutschland. Heuer sprangen sie mit ihren Bikes schon über Schanzen in Rostock und Koblenz. Auch auf Wettbewerben treten sie an. Die Deutsche Freestyle-Mountainbike-Tour ist die größte nationale Wettbewerb in Europa. Sie besteht aus über 15 Contests in ganz Deutschland. Die besten fünf Ergebnisse zählen für die Gesamtwertung.

    „Es sind keine Rennen, da es nicht um die Zeit geht“, erklärt Sohler. Stattdessen bewertet eine Jury Schwierigkeit, Höhe und Ausführung der Sprünge. Heuer lief es für die Niederstaufener richtig gut: Beim letzten Saisonwettkampf siegte Sohler und sicherte sich Platz zwei in der Gesamtwertung. Spöttl erreichte den achten Gesamtplatz unter 60 Teilnehmern.

    Angefangen haben die beiden in der Abteilung Mountainbike des TSV Niederstaufen. „Wir sind damals schon gern über den Bordstein und Holzbalken gesprungen. Dann haben wir im Internet entdeckt, dass man mit dem Fahrrad auch einen Salto machen kann“, erzählt Sohler. Mittlerweile drehen sie eigene Videos, die teilweise mehrere Tausend Klicks im Internet haben.

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