Etliche Paar Skier und drei Mountainbikes lehnen an der Wand im Eingangsbereich. Ein Wäscheständer steht quer im Gang, an den Wänden hängen Fotos diverser Partys, die Einrichtungsgegenstände sind wild zusammengewürfelt: die Innsbrucker Studenten-Wohnung des Pfrontners Flo Geyer und seiner Freunde Torge Nagel sowie Marinus und Bene Höflinger.

Sie ist aber viel mehr als eine Studenten-WG. Sie ist Basis, Treffpunkt und Schnittort der Freeski-Crew. Das ist ein Kollektiv von befreundeten Skifahrern, die den Spaß, den sie in den Bergen haben, mit hochwertigen Skifilmen anderen Menschen vermitteln wollen. Ihren neuester Film mit dem Titel „Escapades“ siehst du oben.
Gemeinsam mit fünf weiteren Mitgliedern bilden die Bewohner der WG und Dominik Hartmann den Kern der etwa 25-köpfigen Freeski-Crew. Sie setzen sich an den Küchentisch und fangen an zu erzählen: „Innsbruck haben wir als Studienort gewählt, weil man hier gut Skifahren kann“, sagt Geyer. Hartmann erklärt weiter: „Auch wenn man Vorlesungen hat, kann man danach noch auf den Berg.“ Zum Skifahren und zum Filmen.
Für ihren aktuellen 30-minütigen Streifen hat die Gruppe auf der ganzen Welt gedreht: Sie suchten nach tollen Einstellungen in Japan, bereisten Chile, fuhren mit dem Wohnmobil dem Schnee in den Alpen hinterher.
„In Russland waren wir fünf Mal“, erzählt Hartmann. Dort bestiegen sie den Elbrus, gingen Freeriden im Kaukasus und suchten nach spektakulären Orten für Urban-Skiing. „Ich bin als Kind lange Rennen gefahren“, erzählt Geyer. „Irgendwann war mir das zu langweilig. Ich wollte mir auch nichts mehr vorschreiben lassen.“ So ging es vielen in der Gruppe. Sie verließen die Pisten, befuhren unberührte Tiefschneehänge, machten waghalsige Tricks über Kicker und rutschten Geländer in Städten herunter.
Skifahren und Filme drehen ist für sie aber mehr. „Durch das Freeskiing lernen wir die Welt kennen“, sagt Hartmann. „Man kommt an Orte, die man sonst nie gesehen hätte und trifft Menschen, die man sonst nie kennen gelernt hätte.“ In der russischen Stadt Perm hätten sie etwa extreme Verständigungsschwierigkeiten gehabt.
Ein Teil der Gruppe war in die 1,5 Millionen Einwohner zählenden Stadt geflogen, um Aufnahmen von Urban-Skiing zu machen. „Fast keiner spricht dort englisch, die Schilder sind sämtlich mit kyrillischer Schrift“, berichten sie. Ohne die Hilfe der einheimischen Olga wären sie aufgeschmissen gewesen, sind sich alle sicher. Die Hilfsbereitschaft der Russen hat die Gruppe beeindruckt. Vor Kurzem besuchte Olga dann die Freeski-Crew, als sie geschäftlich in Innsbruck war: Reisen verbindet.
Von Hollywood gebucht
Das Filmen brachten sich die Mitglieder selber bei – und brachten es damit weit: „Wir sind die größte Skifilmproduktion im deutschsprachigen Raum“, sagt Bene Höflinger. Sogar Hollywood habe schon angefragt. Für den Film „Point Break“ drehten sie die bewegten Snowboardaufnahmen.
Gemein mit Kinofilmen haben ihre Filme, dass sie eine Handlung und Aussage haben. „Wir wollen den Menschen die Freude an Bergen vermitteln“, sagt Marinus Höflinger. Ihre Filme stellt die Freeski-Crew bei Premierentouren in verschiedenen Städten und auf internationalen Festivals vor, bei denen sie auch schon Preise gewonnen hat – etwa den für den besten Amateurfilm. Die Filme stellen sie gratis ins Netz.
Solche Produktionen kosten aber viel Geld und Zeit. 100 Drehtage kamen allein für „Escapades“ zusammen. Der Schnitt dauerte weitere zwei Monate. Finanziell sei das alleine nicht zu stemmen. Etliche Firmen treten als Sponsoren auf, darunter K 2, Fischer und Vaude.
Im Inntal dämmert es inzwischen. Die Höflinger-Brüder, Hartmann und Geyer genehmigen sich ein Weizen und stimmen sich schon mal auf die Party ein, zu der sie noch gemeinsam gehen werden.
Vielleicht entsteht dort ja das Konzept für den nächsten Film der Freeski-Crew.