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Diese Tour kommt kraaaaaaaaass!

Canyoning in der Klamm

Diese Tour kommt kraaaaaaaaass!

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    Stell Dir vor, Deinen Leben hängt am seidenen Faden: So ungefähr fühlte sich für unseren Autor Tobias Klöck die Canyoning-Tour an.
    Stell Dir vor, Deinen Leben hängt am seidenen Faden: So ungefähr fühlte sich für unseren Autor Tobias Klöck die Canyoning-Tour an. Foto: Chris Lemke

    Die Faszination der Allgäuer Bergwelt übt seit jeher einen großen Reiz auf mich aus. Nicht nur die höchsten Gipfel der heimatlichen Berge faszinieren mit grandioser Aussicht und dem ein oder anderen Abenteuer. Auch unten im Tal gibt es viele interessante Orte in der Natur zu entdecken – mit einer geballten Ladung Action inklusive….

    Die Allgäuer Canyons entpuppen sich als richtiger Publikumsmagnet bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen – tiefe Schluchten, in denen sich seit vielen tausenden von Jahren das Wasser der Gebirgsbäche stetig in den Fels schneidet. Unangefochten steht die Breitachklamm an der Spitze der Beeindruckendsten, dicht gefolgt von Starzlachklamm und Pöllatschlucht. Wild zwängt sich das Wasser zwischen blankpolierten Felswänden hindurch, sammelt sich in riesigen Strudeltöpfen oder stürzt in atemberaubenden Kaskaden in die Tiefe.

    Die mutigen "Blaumänner" bahnen sich ihren Weg.
    Die mutigen "Blaumänner" bahnen sich ihren Weg. Foto: Chris Lemke

    Einst haben sich wagemutige Einheimische aufgemacht, um diese bis dahin noch unerforschten Klammen zu erkunden. Eine Pionierleistung, die der wegebaulichen Erschließung für die Öffentlichkeit vorausging. Auf gut ausgebauten Wegen und über Treppen mit Geländer ist es kaum noch vorstellbar, mit welch halsbrecherischen Manövern sich die ersten Erkunder trockenen Fußes durch die Schluchten hangelten. Einem ähnlichen Pioniergeist folgend verbreitete sich vor vielen Jahren eine Trendsportart, die auch genau dies tut. Nur nicht trockenen Fußes durch die Schluchten, sondern geradewegs mitten im tosenden Wasser – die Rede ist vom Canyoning. Auch im Allgäu kann man es ausprobieren. Der Hotspot dafür: die Starzlachklamm bei Burgberg im Oberallgäu.

    In der Starzlachklamm selber bin ich häufiger unterwegs da mich deren Geologie besonders interessiert und man hier auf Schritt und Tritt über Jahrmillionen alten, versteinerten Meeresboden laufen kann. Nie kam ich aber auf den Gedanken, die Schlucht einmal „im Wasser“ zu durchwandern. Dazu brauchte es erst die Hochzeit meines besten Freundes, denn dessen Junggesellenabschied sollte er ja in bleibender Erinnerung behalten. Auf meiner Suche im Internet stieß ich dabei auf ein vielversprechendes Angebot der Agentur „Bergwasser“. „Abseiler von über 10 Metern durch donnernde Wasserfälle, viele Sprünge und einige Rutschen sollten dir eher ein Lächeln ins Gesicht zaubern“ stand in der Tourenbeschreibung. Einige Klicks und E-Mails später war das Vorhaben gebucht und auch schon ein passender Termin gefunden. Am ersten Septemberwochenende wollten wir uns in die wilde Klamm wagen.

    Infos zur Tour

    Dauer:

    3,5 h inklusive Umziehen, Einweisung und Schluchten

    Höchster Sprung:

    8m (optional)

    Höchste Rutsche:

    18m (optional)

    Höchste Abseilstelle:

    12m (optional)

    Besonderheiten:

    Ein Wanderweg neben der Schlucht ermöglicht hin&wieder einen Ein-Aus- oder Zustieg.

    Kinder:

    Ab 14 Jahre

    Kosten:

    85 Euro pro Person (Stand November 2016)

    Kontakt:

    Bergwasser Canyoning – Chris Lemke

    +49 (0)8326 997 97 98

    Web:

    Der Wetterbericht schien uns am besagten Wochenende und dem ausgewählten Tag in die Karten zu spielen: Nicht zu heiß mit einem leichten Schauerrisiko am Nachmittag. Eigentlich hätte es uns ja egal sein können wie sich das Wetter präsentierte – nass wurden wir so oder so. Treffpunkt vor dem Start war der Parkplatz nahe der Klamm. Bevor es nämlich in die Schlucht ging hieß es Neoprenanzug überziehen, Klettergurt anlegen und den passenden Helm finden – die Sicherheit steht auch hier ganz oben und damit während der Tour nichts schief geht, gab es zudem eine Einweisung von unseren Guides Chris und Miguel. Nach einem 20-minütigen Aufstieg zum Ausgangspunkt kommt man im Neoprenanzug doch ein wenig ins Schwitzen und so sorgt das rund 15 Grad kühle Wasser der Starzlach für eine wohltuende Abkühlung. Schon nach einigen Metern im Bachbett gelangten wir ans erste Hindernis: einem kurzen Seilgeländer folgt eine 12 Meter hohe Abseilstelle über deren Kante das Wasser tosend hinunterstürzt.

    Diese natürliche Rutsche erfordert jede Menge Geschick.
    Diese natürliche Rutsche erfordert jede Menge Geschick. Foto: Tobias Klöck

    Miguel befestigte das Seil an meinem Klettergut. Ich stellte mich an die Kante und wurde langsam hinab gelassen. Begleitet vom prasseln des Wasserfalls. Dem ersten Nervenkitzel schloss sich sogleich ein weiterer an: ein 3 Meter Juckar (allgäuerisch für Sprung) von einem Felsen in einen Gumpen, so heißen im Allgäu die Wasserbecken in einem Gebirgsbach, gefolgt von einer natürlichen Wasserrutsche entlang einer Felsrinne die in einem Sprudelbecken endet. „Wow“ dachte ich und merkte, wie die Euphorie in mir stetig wuchs.

    Nächstes Hindernis: ein weiterer Wasserfall inklusive Schlund durch den man hindurch muss. „Hier zeigt sich die ganze Kraft des Wassers“ schmunzelte Miguel, ehe er einen nach dem anderen unsere Gruppe in die Tiefe lies. Und tatsächlich – hier, an der engsten Stelle der Klamm, wird man regelrecht vom Druck des Wassers durch den nicht mal zwei Meter breiten Spalt gepresst. Widerstand zwecklos. Der Adrenalinspiegel stieg. Erst nachdem ich in ein ruhigeres Becken schwamm spürte ich, wie sich mein Puls langsam wieder beruhigte. Es blieb nur wenig Zeit durchzuschnaufen, denn der Höhepunkt der Tour kam erst noch: ein Sprung von einer Felskante aus rund 6 Metern Höhe. Nun, manch einer würde sich denken „alles easy, mach ich mit links“.

    Augen zu und ab geht's.
    Augen zu und ab geht's. Foto: Chris Lemke

    Wenn man aber dabei auf eine Felswand zuspringen muss und das Gefühl hat auf hartem Stein aufzuschlagen anstelle ins Wasser einzutauchen, dann gehört schon ein wenig mehr dazu um abzuspringen. Augen zu und durch dachte ich mir – gefolgt von einer Flugphase die nur wenige Augenblicke dauerte. Für einen kurzen Moment war es dunkel um mich, ehe ich wieder an die Wasseroberfläche komme und einen lauten Juchzer loslasse. Spitzenklassesupergenial – und gleich nochmal weil es so Spaß macht.

    "Hurra.... alle haben den Trip heil überstanden."
    "Hurra.... alle haben den Trip heil überstanden." Foto: Chris Lemke

    Weit war es im Anschluss nicht mehr bis zum Ausgang der Schlucht. Über einige große Felsplatten laufen, langsam und vorsichtig, da ein unachtsamer Ausrutscher unschöne Folgen haben könnte. Zum Ende der Canyoningtour wartete noch ein großes Finale auf uns. Eine 18 Meter lange, fast 45 Grad steile Felsrutsche in einen runden Pool. Die Zuschauer standen schon bereit, denn direkt neben der Rutsche befindet sich das Kassenhäuschen der Starzlachklamm. Aufs „Fidle“ (allgäuerisch für „Hintern“) hocken, Beine ausstrecken, Arme auf der Brust verschränken und los. Steil geht es bergab und mitten rein ins Wasser. Fertig, aus, Ende – das wars. Chris wartete am Ufer schon mit einem kühlen Radler auf uns…

    Mein Fazit: Rundum gelungene Stunden im Allgäuer Erlebnisbad der etwas anderen Art mit garantiertem Suchtpotential!

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