
Paul Bieber steht auf großes Gerät. Die zwei Meter lange Handsäge hat es ihm besonders angetan. Mit ihr muss er in der Disziplin "Single Buck" so schnell wie möglich eine Scheibe von einem 46 Zentimeter dicken Holzblock trennen. Er schafft es in atemraubendem Tempo...
Im Wettkampffieber
Technik, Dynamik und Kraft sind die entscheidenden Faktoren auf dem Weg zum Erfolg. Und natürlich: Die Nerven! Wenn die etwa 50 Sportholzfäller in Deutschland auftreten, herrscht großer Rummel: "Vor 2000 Zuschauern loszulegen, ist besonders. Das kann man zuhause nicht trainieren", sagt Paul. Er hofft, dass er bei seiner zweiten Teilnahme an einer "Deutschen" die Ruhe bewahrt und es in die Medaillenränge der Rookies (Neulinge) schafft.

In insgesamt vier Disziplinen muss er sein Können beweisen. Zum Einsatz kommen neben der Handsäge auch Motorsäge und Axt. Um an allen Geräten mithalten zu können, hat sich Paul ordentlich aufgepumpt: Der frühere Triathlet (dreifacher Ironman-Finisher) nahm innerhalb von vier Jahren über 20 Kilo - Muskelmasse versteht sich. "Timbersports ist ähnlich wie Crossfit-Training. Doch es ist viel naturverbundener: Man tobt sich im Freien an Baumstämmen aus." Für Bieber ist das die ideale Ergänzung zu seinem Büro-Job als Online-Marketing-Manager.
Im Holz fühlt er sich wohl
Doch wie "verschlug" es ihn überhaupt zu den Sport-Holzfällern? Eine gewisses Know-How hatte er schon länger. Sein Schwiegervater ist Landwirt; Paul half ihm immer wieder im Wald. Als er wegen eines Knorpel-Schadens am Knie seine Triathlon-Karriere aufgeben musste, suchte der Vollblutsportler nach einer neuen Herausforderung. 2014 schaute er die deutschen Timbersports-Meisterschaften in München an und war begeistert. An einer Teststation stellte er sein Talent unter Beweis. Danach ging alles ritschratsch ruckzuck: Paul empfahl sich bei Trainingscamps für höhere Aufgaben und erhielt 2015 die ersehnte Freigabe für Wettkämpfe.
Bei seiner ersten "Deutschen" wurde er fünfbester Rookie. Mit einer Medaille könnte er schon bald zu den Profis aufsteigen, die in der Königsklasse mit einer 80 PS Motorsäge Vollgas geben.
Für sein Vorbereitung ist Paul ständig auf der Suche nach dem idealen Trainingsholz: Pappeln. "Mittlerweile kennen mich viele Leute und geben Bescheid, wenn irgendwo eine Pappel gefällt werden muss", erzählt er schmunzelnd. Zwar fiebert er den Titelkämpfen am 19. August entgegen.
Doch zugleich sägt die Terminwahl an den Nerven des Allgäuers: "Ausgerechnet wenn bei uns Festwoche ist!" Seinen Frust kann sich das Kraftpaket in Klingenthal vom Leibe hacken...