Harald Eggebrecht aus Kaufbeuren präsentiert sein Erstlingswerk "111 Gründe, Triathlon zu lieben" an würdiger Stelle: nämlich am Pier in Kailua-Kona (Hawaii). Von der Ironman-Weltmeisterschaft berichtet der Allgäuer für tri2b.com
Bild: Michael Rauschendorfer
Harald Eggebrecht aus Kaufbeuren präsentiert sein Erstlingswerk "111 Gründe, Triathlon zu lieben" an würdiger Stelle: nämlich am Pier in Kailua-Kona (Hawaii). Von der Ironman-Weltmeisterschaft berichtet der Allgäuer für tri2b.com
Bild: Michael Rauschendorfer
Wenn das Rennen für die Sportler gelaufen ist, geht es für Harald Eggebrecht (46) erst richtig los: Der Kaufbeurer berichtet am Wochenende live aus Hawaii. Auf dem Portal tri2b (gesprochen: tri to be) geht es dann so richtig rund. Im Vorjahr verzeichnete Eggebrecht beim Sieg von Jan Frodeno 50.000 Seiten-Besucher an einem einzigen Tag.
Seit 2013 leitet Eggebrecht die Seite und gilt als anerkannter Experte, der es auch sportlich drauf hat. Vier Mal finishte er selbst beim Ironman auf Hawaii. Seine Bestzeit über die Ironman-Distanz (3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren, 42,195 Kilometer Laufen) erzielte er in 9:04 Stunden 2001 in Kulmbach. Warum ihn Triathlon seit 1989 begeistert, beschreibt der verheiratete Vater von zwei Kindern nun in seinem Buch "111 Gründe, Triathlon zu lieben". Für allgaeu.life hat er 11 Gründe extrahiert. Die weiteren 100 kannst Du in seinem im Verlag "Schwarzkopf&Schwarzkopf" erschienen Buch nachlesen. Viel Spaß bei der Lektüre!
1. Weil die Stars zum Anfassen sind
Mit Cristiano Ronaldo und Lionel Messi Fußball spielen, oder Basketball mit Dirk Nowitzki, Tennis mit Angelique Kerber? Das dürfte wohl für die Allermeisten ein Wunschtraum bleiben. Im Triathlon, insbesondere auf der Triathlon-Lang- und -Mitteldistanz können auch Hobbyathleten, zumindest kurzzeitig, auf Augenhöhe mit den Topstars der Szene sein. Profis und Amateure absolvieren hier die exakt gleichen Strecken, meist nur mit leicht unterschiedlichen Startzeiten von wenigen Minuten.
2. Weil auch Fußball- und Formel-1 Weltmeister Triathlon machen
Fußballern sagt man ja immer nach, dass Lauf- und Konditionstraining nicht unbedingt zu den Lieblingstrainingseinheiten zählt. Spätestens wenn früher der als "Quälix" bekannte Fußballlehrer Felix Magath die Spieler mit Medizinball-Training schikanierte, war bei so manchem Profifußballer schnell Schluss mit lustig. Was wäre wohl erst gewesen, wenn "Quälix"-Magath seine Jungs zum Triathlon geschickt hätte?
Trotzdem, es versuchte sich sogar schon ein deutscher Fußball-Weltmeister am Triathlon. Allerdings erst deutlich nach der aktiven Kicker-Karriere. Thomas Berthold, einer der WM-Helden von 1990 in Rom, stand 2015 beim Allgäu Triathlon über die Kurzdistanz an der Startlinie. Bei echtem "Fritz Walter-Wetter", mit Regen und kühlen Temperaturen, war der gebürtige Hanauer auf der Olympischen Distanz dabei. 3:15 Stunden wurden für den früheren beinharten Abwehrspieler, der mit fünf Roten Karten den internen Rekord beim VfB Stuttgart hält, auf dem mit seinen schweren Anstiegen äußerst selektiven Kurs durch das Oberallgäu gestoppt.
3. Weil der Allgäu Hai auch im kalten Süßwasser schwimmt
Anders als die bekannten und gefürchteten Artgenossen tauchte der Allgäu Hai ab Mitte der 80er-Jahre plötzlich in Süßwasserseen in Mitteleuropa auf, wobei die Verbreitung vom Großen Alpsee in Immenstadt im Oberallgäu ausging. Vollkommen schwarz, mit einer gelben Zeichnung im Brustbereich, schwamm der meist um die 1,70 bis 1,90 Meter lange Allgäu Hai ausschließlich im Oberflächenwasser und war so leicht zu erkennen. Nicht an der für Haie so markanten Rücken- und Schwanzflosse, sondern wegen sehr greller Farben am Kopf, die Weibchen oft in Pink, die Männchen meist in ebenso weithin gut sichtbarem Gelb. Waren es anfangs nur wenige Artgenossen, so verbreitete sich die Allgäu-Hai-Population in den Folgejahren rasant. Oft tauchte er sogar in großen Schwärmen mit Hunderten von Artgenossen auf.
Die Sprache ist, altgediente Triathleten werden es sofort erkannt haben, vom Allgäu-Hai-Triathlon-Neoprenanzug. Der Name geht auf den Allgäuer Triathlon-Pionier German Altenried zurück, der bis heute als Erfinder des speziellen Triathlon-Neoprenanzugs gilt.
"Die Liebe vieler Triathleten zu ihrem Bike kann durchaus mit den allseits bekannten und oft auch belächelten Autotunern mithalten."
4. Weil schrauben entspannt
Am Rad schrauben ist jetzt natürlich nicht nur Triathleten vorbehalten. Mountainbiker, Rennradler, Tourenradler und neuerdings auch E-Biker können an ihren Rädern schrauben. Und da wären dann auch noch die Alltagsräder der Frau, der Freundin, der Kinder, der Oma usw. Richtig Fun bereitet das aber nicht wirklich. Oder die Höchststrafe: Den alten verrosteten Bahnhofsschleifer wieder fit zu bekommen. Ganz anders schaut es aus, wenn am Triathlon-Rad geschraubt und poliert wird. Der Detailliebe sind hier keine Grenzen gesetzt. Die Liebe vieler Triathleten zu ihrem Bike kann durchaus mit den allseits bekannten und oft auch belächelten Autotunern mithalten, deren Wochenende in der Waschstraße und mit Streicheleinheiten für die Alufelgen beginnt.
5. Weil die Wettkampfpacklist länger als der Wochenend-Einkaufzettel ist
Triathlon ist komplex, wem es in der Trainingsvorbereitung noch nicht so klar wurde, der wird es spätestens auch bei der finalen Wettkampfvorbereitung merken, wenn vom Keller bis zum Dachboden diverse Ausrüstungsgegenstände zusammengesucht und in allerlei Tüten, Plastik-Klappkisten und Sporttaschen verstaut werden. Dann das ganze ins Auto packen. Wenn man zu zweit zu dritt oder zu viert in Richtung Wettkampf unterwegs ist, dann kann es eng werden. Wer auf ein großes Auto zurückgreifen kann, ist erst mal im Vorteil.
6. Weil es kein Abseits gibt
Triathlon ist hinsichtlich des Ablaufs eigentlich sehr simpel. Die Distanz zwischen Schwimmstart und Laufziel soll so schnell wie möglich zurückgelegt werden. Der naive Betrachter dürfte jetzt meinen, so komplizierte Regeln wie die täglich diskutierte Abseitsregel im Fußball dürfte es hier eigentlich nicht geben. Es geht schließlich nur um Schwimmen, Radfahren und Laufen. Dazu ein Vergleich: Die aktuellen FIFA-Fußballregeln der Saison 2016/2017 umfassen 128 Seiten. Die aktuelle Sportordnung der Deutschen Triathlon Union bringt es hingegen wirklich nur auf 49 Seiten. Der Beweis: Triathlon ist einfacher als Fußball zu begreifen. Aber nur fast, denn es gibt eine Vielzahl von Regeln, bei denen selbst ein Großteil langjähriger Triathleten nur mit den Schultern zuckt, und es gibt die Windschatten-Regel. Gewissermaßen die Abseits-Regel des Triathlon, denn über nichts lässt sich besser und hitziger diskutieren als über diese elementare Triathlon-Regel. ...
7. Weil der Ali´i Drive der längste (Triathlon)-Laufsteg der Welt ist
Beim Ironman auf Hawaii laufen Profis wie Amateurathleten den Ali´i Drive rauf und runter. Oftmals in einem viel schnelleren Tempo, als es trainingsmethodisch sinnvoll wäre. Aber man will sich vor der Konkurrenz keine Blöße geben. Auch nicht Outfit-mäßig. Schön, schnell und sexy ausschauen ist die Devise. Eine verspiegelte Sonnenbrille auf der Nase, um sich nicht in die Karten schauen zu lassen. Die Männer gerne mal auch "oben ohne", damit die von der intensiven Tropensonne tief gebräunten Muskeln bestens in Szene gesetzt werden. Die angehenden "Iron-Girls" sind passend dazu im knappen Laufhöschen und Laufbra unterwegs. ...
8. Weil auch Triathleten am Kalvarienberg leiden
.... Ganz anders sieht es in Immenstadt im Oberallgäu aus. Der dortige Kalvarienberg macht seinem Namen wirklich alle Ehre. Der Anstieg, der beim legendären Allgäu Triathlon auf der Mitteldistanz, dem Allgäu Classic, zweimal gefahren wird, ist zwar nur gut 700 Meter lang, aber die Steigung der Straße neigt sich dafür an einigen Stellen über 16 Prozent steil gegen den Himmel. Erst die letzten gut 200 Meter des Anstiegs sind spürbar flacher. Die Kette wandert hier schnell auf ganz links in Richtung des Maria-Hilf-Ritzels. 25-27 Zähne sollte das größte Ritzel schon haben, um nicht mit zeitlupenähnlicher Trittfrequenz über den Berg zu kommen. So mancher Athlet musste, wegen falscher Übersetzungswahl, einem Schaltfehler oder schlichtweg fehlender Power in den Beinen schon schiebend über den Immenstädter Kalvarienberg. Das Ganze dann unter den Augen des Publikums, das hier dicht gedrängt die schwer kämpfenden Triathleten nach oben brüllt. Der Immenstädter Kalvarienberg ist das Stimmungsnest des Allgäu Triathlon schlechthin. So bekommen nicht nur die Beine dort eine saftige Laktatdusche ab, sondern es gibt ordentlich was auf die Ohren, in Form heißer Beats und reichlich Allgäu-typischen Kuhschellen-Gebimmels. (Einen Artikel und tolle Fotos zum Allgäu Triathlon 2016 findest Du hier).
9. Weil es schön ist, wenn ein Tag nur aus essen, schlafen und trainieren besteht
"Esse, schlafe, trainiere", so umschrieb Triathlon-Profi Thomas Hellriegel in seinem unnachahmlichen Badener Dialekt einmal kurz und prägnant seinen Trainingsalltag. "Es gab nur noch Training, Essen, Schlafen ...", erzählte der erste deutsche Hawaiisieger einmal in einem Interview über die Phase, in der er in asketischer Weise alles einem Erfolg beim Rennen auf Hawaii unterordnete.
Einmal nichts anderes zu tun als nur dem Triathlon-Sport zu frönen, gut zu essen und Zeit zu haben, mal eine Nachmittagschlaf zu machen, und abends vom harten Training todmüde ins Bett zu fallen. Für viele Hobbytriathleten ist das der Traum, den sie sich in einem Trainingsurlaub erfüllen können.
10. Weil vier Worte Dein Leben verändern (können)
Es sind die Worte "You are an Ironman", ausgesprochen vom "Voice of Ironman" Mike Reilly an der Finishline des Ironman Hawaii. Seit dem Jahr 1989 spricht der aus Ohio stammende Mike Reilly diese vier für Triathleten so magischen Worte aus. Weltweit soll er seitdem schon über 200.000 Athleten mit "You are an Ironman" an einer der weltweiten Ironman-Finishlines begrüßt haben.
11. Weil Männer Jagd auf Frauen machen können
Diese Möglichkeit im Speziellen gibt es dann, wenn der sogenannte "Jagdstart" zum Einsatz kommt. Die Frauen bekommen einen Startvorsprung und werden von den Männer verfolgt. Gesamtsieger ist der Mann oder die Frau, die als Erstes über den Zielstrich läuft. "Der Kampf der Geschlechter" wurde in Deutschland von Allgäuer Triathlon-Pionier German Altenried eingeführt. Beim Allgäu Triathlon 2001 kam dieser Modus erstmals zum Einsatz.
P.S.: Du willst endlich auch mal einen Triathlon bestreiten? Einen authentischen Artikel von Hobbysportlerin Sigrid Thomas mit Tipps gibt es hier.