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Dieser Allgäuer startet beim härtesten Abenteuer-Rennen der Welt

Manuel Nübel aus Kempten

Dieser Allgäuer startet beim härtesten Abenteuer-Rennen der Welt

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    Manuel Nübel aus Kempten nimmt zum zweiten Mal eine Alpenüberquerung mit dem Gleitschirm und zu Fuß in Angriff.
    Manuel Nübel aus Kempten nimmt zum zweiten Mal eine Alpenüberquerung mit dem Gleitschirm und zu Fuß in Angriff. Foto: Rainer Retzlaff Photographie

    Erklär doch mal, worum es bei der Red Bull X-Alps geht?

    Manuel Nübel: Prinzipiell geht's darum, so schnell wie möglich den Hauptkamm der Alpen von Salzburg bis nach Monaco mit dem Gleitschirm und zu Fuß, also nur mit seiner körperlichen Kraft, zu überwinden. Die kürzeste Entfernung beträgt rund 1.140 Kilometer. Wenn es sehr gut läuft, lege ich bis zu 250 Kilometer am Tag zurück. Natürlich braucht man Glück, eine gute Thermik und Erfahrung als Gleitschirmpilot, um möglichst weit fliegen zu können. Auf dem Weg muss ich insgesamt sieben Wendepunke ansteuern, ansonsten muss ich die beste Route selbst herausfinden.

    Wie viel fliegst Du, wie viel läufst oder rennst Du?

    Manuel: Das kann man nicht sagen und lässt sich meist erst ein bis zwei Tage vorher anhand des Wetters und der Thermik abschätzen. An einem superguten Tag lege ich schon mal 200 Kilometer mit dem Paraglider zurück. Ist das Wetter schlecht oder kommt ein Gewitter, können es auch mal nur fünf Kilometer sein…

    … und verlierst dann wertvolle Zeit! Du kannst das im hochalpinen Gebirge ja unmöglich zu Fuß aufholen?

    Manuel: Es kommt schon mal vor, dass man auch 100 Kilometer am Tag läuft! Unter 35 Kilometer sind es eigentlich selten, ich muss ja morgens meistens erst mal auf einen Berg rauf, um mit dem Gleitschirm starten zu können. Es ist übrigens eher ein schnelles Gehen, kein Rennen. Ich bin fast zwei Wochen lang jeden Tag siebzehneinhalb Stunden unterwegs – da muss man extrem mit seinen Kräften haushalten.

    Über Stock und Stein: Manuel ist topfit und bereit fürs Abenteuer.
    Über Stock und Stein: Manuel ist topfit und bereit fürs Abenteuer. Foto: zoom AG/Harald Tauderer/Red Bull Content Pool

    Bist du ganz allein unterwegs?

    Manuel: Mein bester Kumpel Christian Schineis aus Kempten begleitet mich als sogenannter "Supporter" mit einem großen Wohnmobil. Es ist ganz wichtig, einen komfortablen Ort zu haben, an dem man sich nachts etwas erholen kann. Christian kocht abends für mich, wir legen gemeinsam die Strategie fest, beobachten das Wetter und sprechen über alles.

    Was macht den Reiz des Ganzen aus?

    Manuel: Es ist einfach ein gigantisches Abenteuer. Man sieht Teile der Alpen, die sonst keiner sehen kann. Außerdem ist es ein Team-Erlebnis, gemeinsam mit seinem Supporter und den anderen Teilnehmern. Das schweißt zusammen…

    Die X-Alps-Route 2017 ist die bislang längste und anspruchsvollste. Sie geht von Österreich erstmalig nach Slowenien, zurück nach Deutschland, um dann erneut von Österreich nach Italien zu gelangen. Von hier geht es weiter zum Matterhorn und nach Frankreich. Als normale Renndauer sind zwölf Tage vorgesehen, auch wenn der Sieger früher ins Ziel kommt.
    Die X-Alps-Route 2017 ist die bislang längste und anspruchsvollste. Sie geht von Österreich erstmalig nach Slowenien, zurück nach Deutschland, um dann erneut von Österreich nach Italien zu gelangen. Von hier geht es weiter zum Matterhorn und nach Frankreich. Als normale Renndauer sind zwölf Tage vorgesehen, auch wenn der Sieger früher ins Ziel kommt. Foto: Red Bull Content Pool

    Hand aufs Herz: Wie gefährlich ist das wirklich?

    Manuel: Es gibt schon Gefahren. Ich würde lügen, wenn ich nicht zugeben würde, dass man dabei als Pilot manchmal über seinen Grenzen geht. Unter normalen Umständen würde ich manche Strecken sicher nicht fliegen, wenn ich nicht in diesem Wettkampf stecken würde. Umso wichtiger ist es, dass man sein eigenes Limit genau kennt und ein gutes Risikomanagement betreibt.

    Gab es bei Deiner Teilnahme 2015 gefährliche Situationen?

    Manuel: Um ehrlich zu sein schon. Es gab zwei Momente, in denen einfach nur heil runterkommen angesagt war. Einmal bin ich in sehr starke Winde gekommen und nur noch rückwärts geflogen. Und kurz vor Monte Carlo konnte ich nur noch in einem Wald landen und bin in einen Baum gekracht. Zum Glück gab's nur Prellungen.

    Bist Du ein Draufgänger?

    Manuel: Ganz im Gegenteil! Ich bin absolut kein Draufgänger und kein Adrenalin-Junkie. Ich hänge sehr an meinem Leben und würde mich als analytischen Flieger beschreiben, der alles sehr genau abwägt. Meine Familie weiß das und unterstützt mich deshalb. Ich gehe nur kalkulierbare Risiken ein und fliege profimäßig schon zwölf Jahre nahezu unfallfrei. Allerdings bin ich sehr ehrgeizig und ein absoluter Wettkampftyp.

    Manuel Nübel

    Geboren

    am 30. Dezember 1987 in Karlsruhe; wohnhaft in Kempten

    Karriere

    2012 und 2014 wurde Manuel jeweils deutscher Meister im Gleitschirmfliegen. Er blickt auf fast zwölf Jahre unfallfreies Fliegen zurück. Bei seiner ersten Teilnahme an den X-Alps 2015 ging er angeschlagen an den Start. Ende März hatte er sich beim Speedriden (mit dem Gleitschirm auf Ski) die Kniescheibe gebrochen. Er belegte am Ende Platz neun.

    Beruf

    Manuel betreibt eine Tandem-Flugschule in Oberstdorf (

    www.vogelfrei.de

    )

    Sponsoren

    Möbel Böck in Kempten, Adidas und viele mehr

    Homepage

    www.manuel-nuebel.de

    Vor zwei Jahren wurdest Du Neunter, von 32 Startern kamen damals nur 19 ins Ziel. Was hast Du Dir diesmal vorgenommen?

    Manuel: Ankommen und das Ganze gesund zu überstehen. Ich mache mir ganz bewusst keinen Druck und will gelassen bleiben. Es gehört ohnehin viel Glück dazu. Das einzige, das ich mir vorgenommen habe: Ich will mir nur wenige oder keine Fehler erlauben.

    Manuel bei seiner Ankunft in Monaco 2015. Immer dabei haben muss er: Paraglider mit Gurtzeug, Rettungsschirm, Helm, Notsignalrakete, Reflektorgürtel, Routen-Kontrollgerät.
    Manuel bei seiner Ankunft in Monaco 2015. Immer dabei haben muss er: Paraglider mit Gurtzeug, Rettungsschirm, Helm, Notsignalrakete, Reflektorgürtel, Routen-Kontrollgerät. Foto: zoom AG/Harald Tauderer/Red Bull Content Pool

    Der Wettbewerb gilt bei vielen als härtestes Abenteuer-Rennen der Welt. Was muss man können, um da mitzumachen?

    Manuel: Es ist schon ein enormes Level, man muss eigentlich alles sehr gut können: Man braucht eine enorme Fitness, viel Erfahrung als Flieger, ist extremen Winden im Bergmassiv ausgesetzt, muss sehr gut navigieren können, ein guter Alpinist sein und vieles mehr. Diese vielen Facetten machen es so spannend.

    Wie bereitet man sich darauf vor?

    Manuel: Mit einem genau abgestimmten Trainingsplan. Seit einem halben Jahr arbeite ich an sechs Tagen in der Woche mit meinem Trainer, hauptsächlich natürlich an der körperlichen Fitness. Aber auch Organisation, Technik und Sponsorenakquise benötigen viel Zeit und Vorbereitung.

    Du bist im Hauptberuf Tandempilot in Oberstdorf. Hilft Dir das auch in der Vorbereitung?

    Manuel: Eher nicht. Das ist mein Job – aber eben ein absoluter Traumberuf! Ich bin Mitinhaber von "vogelfrei - Tandemfliegen mit Profis". Es ist einfach toll, andere Leute mit meinem Traum vom Fliegen glücklich zu machen. Das Allgäu ist eine traumhafte Gegend für Gleitschirmflieger.

    Du bist gebürtiger Karlsruher, lebst aber seit langer Zeit hier. Wo fliegt es sich im Allgäu am besten?

    Manuel: Das Allgäu ist meine Heimat. Meine Lieblingsgegend ist ganz klar das Oberstdorfer Tal und das Nebelhorn, wo ich Tandempilot bin. Außerdem gibt es noch eine kleine Kante mit sehr guter Luftströmung bei Schrattenbach, an der ich sehr gerne fliege.

    Wer verfolgen will, wie sich Manuel schlägt, wo er gerade ist und an welcher Stelle er im X-Alps-Wettbewerb liegt, kann dies via Live-Tracking rund um die Uhr auf http://www.redbullxalps.com/live-tracking.html tun.

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