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Dritter in der Gesamtwertung! Karl Geiger freut sich über grandiose Vierschanzentournee

Skispringen

Dritter in der Gesamtwertung! Karl Geiger freut sich über grandiose Vierschanzentournee

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    Karl Geiger im Glück: Bei der 68. Vierschanzentournee drehte der Allgäuer mächtig auf.
    Karl Geiger im Glück: Bei der 68. Vierschanzentournee drehte der Allgäuer mächtig auf. Foto: Ralf Lienert

    Karl Geigers größte Errungenschaft in den letzten Jahren, war es sicher, in heiklen Situationen seine Emotionen zu zügeln. „Weniger auf die Tournee schielen und sich auf seine Sprünge konzentrieren“, nannte der Oberstdorfer kurz nach Weihnachten als eines seiner Hauptziele für die zehntägige Wettbewerbsserie in Deutschland und Österreich.

    Karl Geiger freut sich über seinen dritten Platz in der Gesamtwertung der Vierschanzentournee.
    Karl Geiger freut sich über seinen dritten Platz in der Gesamtwertung der Vierschanzentournee. Foto: Ralf Lienert

    Doch wie sich der 26-Jährige als deutscher Hoffnungsträger auch mühte, er wurde im zweiten Teil der Tournee durch ein Wechselbad der Gefühle gejagt. Das Hoffen und Bangen um eine Spitzenplatzierung endete gestern Abend in Bischofshofen zwar nicht mit dem ganz großen Triumph, aber immerhin mit einem versöhnlichen Happy End: Hinter dem überragenden Polen Dawid Kubacki erreichte Karl Geiger mit Sprüngen auf 140 und 136 Meter zum dritten Mal während dieser Tournee den zweiten Platz in der Tageswertung und verteidigte damit Rang drei im Gesamtklassement.

    Auch wenn die DSV-Adler unter ihrem neuen Bundestrainer Stefan Horngacher weiter auf den langersehnten Tournee-Gesamtsieg warten müssen (zuletzt hatte Sven Hannawald vor 18 Jahren den prestigeträchtigen Titel gewonnen), gab es gestern ausschließlich zufriedene Gesichter. „Dieser Abschluss macht mich richtig glücklich. Ich hab’ nach einem Wischiwaschi-Tag am Sonntag an ein paar Schräubchen gedreht“, sagte Geiger im ARD-Interview. „Das war wieder richtig fein.“

    Auch seine Eltern Monika und Roman sowie seine Freundin Franzi waren „super happy“ und herzten den Allgäuer, nachdem er an beiden abschließenden Siegerehrungen teilnehmen durfte. Teamkollege Markus Eisenbichler sparte ebenso nicht mit Lob („Er hat das sensationell gemacht“) wie Bundestrainer Horngacher: „Es war extrem schwierig für ihn. Trotzdem ist Karl eine super Tournee gesprungen.“

    Manchmal bin ich eine Wettkampfsau. Karl Geiger

    Vor nur 15 000 Zuschauern – das Bischofshofener Stadion hat eine Kapazität von 25 000 – hatte Karl Geiger noch mal auf Angriffsmodus geschalten. Es hatte lange gedauert, bis er sich mit dem flachen Anlauf der Paul-Außerleitner-Schanze anfreundete. Im Training belegte er nur die Ränge 18 und 11. In der Quali war er mit 128 Metern und Platz 16 ebenfalls weit weg von der Musik. „Das war nicht so der Hit“, hatte der deutsche Hoffnungsträger am Sonntag noch verkündet, versah seine Optimisten-Leier aber mit einem kräftigen Tusch: „Manchmal bin ich eine Wettkampfsau.“ Genau die hat er am gestrigen Dreikönigstag noch einmal ausgepackt.

    Karl Geiger und seines starkes Privat-Team: (von links) seine Schwester Lucia, Vater Roman, "King" Karl, Freundin Franziska und Mutter Monika.
    Karl Geiger und seines starkes Privat-Team: (von links) seine Schwester Lucia, Vater Roman, "King" Karl, Freundin Franziska und Mutter Monika. Foto: Ralf Lienert

    Geigers Träume von einem noch besseren Abschneiden waren bereits am Innsbrucker Bergisel geplatzt. Der 26-Jährige musste leidvoll erfahren, wie ungerecht die Freiluft-Sportart Skispringen sein kann. Regen bremste die Anlaufspur, der Wind schlug Kapriolen, und ehe sich Geiger in der Luft sortieren wollte, landete er bei 117,5 Metern im weichen Innsbrucker Schnee. Da seine Widersacher Kubacki und der Norweger Marius Lindvik wenige Minuten zuvor beziehungsweise danach deutlich bessere Bedingungen hatten und auf 133 Meter segelten, verließ Geiger den Auslauf wütend und kopfschüttelnd. Selbst nach seinem deutlich besseren zweiten Sprung auf 126 Meter war Geigers Laune auf dem Nullpunkt. In der Box des Führenden giftete er den Kameramann an, wollte in Ruhe gelassen und in seiner Enttäuschung nicht ständig gefilmt werden. „Es ärgert mich schon extrem“, sollte er später im TV-Interview sagen. Und: „Es hat nicht sollen sein.“

    68. Internationale Vierschanzentournee - Finale in Bischofshofen - Training - Karl Geiger springt im ersten Durchgang auf Platz 2 - im Duell mit Simon Ammann SUI
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    Doch Geiger konnte nicht ewig den Tim Thaler spielen, der das Lachen verloren hatte. Schließlich reihten sich 15 Springer nach ihm ein, weil sie die turbulenten Verhältnissen nach der Pause noch härter traf. Der achte Platz ließ ihn zwar in der Gesamtwertung zurückfallen, die theoretischen Chancen auf einen Sprung nach ganz vorn waren aber noch gegeben. „Es ist noch nicht vorbei“, verkündete Geiger kämpferisch und suchte die Ausreden nicht nur beim Wetter: „Der erste Sprung war auch nicht die feinste Klinge“, sagte er zu seinem Hüpfer auf 117,5 Meter.

    Vielleicht kramten Geiger und sein Zimmerkollegen Markus Eisenbichler zur Stimmungsaufhellung noch ein wenig in ihren Erinnerungen, als sie Innsbruck hinter sich gelassen hatten und im Hotel in Bischofshofen müde in ihren Betten gefallen waren. Schließlich hatten sie auf dieser gigantischen Naturschanze vor vier Jahren schon einmal einen deutschen Doppelsieg errungen – bei einem zweitklassigen Continental-Cup-Springen wohlgemerkt.

    Für Geiger klappte es, für die restlichen DSV-Adler endete die Tournee eher mittelmäßig. Stephan Leyhe fiel als zweitbester Deutscher mit einem 18. Platz in Bischofshofen auf Gesamtrang zehn zurück, Weltmeister Eisenbichler landete im Endklassement auf Platz 15, gefolgt vom talentierten Constantin Schmid, der Horngacher besondere Freude machte: „Die Jungs hinter Karle haben in einzelnen Sprüngen ihr Potenzial gezeigt.“ Richard Freitag war wegen Formschwäche bereits nach der ersten Station in Oberstdorf ausgestiegen, Moritz Baer musste wegen eines beginnenden grippalen Infekts auf das Finale in Bischofshofen verzichten.

    Einen Kommentar zur Vierschanzentournee liest Du hier.

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